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Oliver Malchow zu Besuch bei der PDAFB

„Berufsauffassung ist herausragend“

Der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow besuchte PD AFB und tauschte sich mit Beamten der Einsatzhundertschaft aus

Eutin.

„Zurück zu den dienstlichen Wurzeln“ hieß es gestern für den Oliver Malchow, den Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei. Der 53-Jährig stattete der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung und Bereitschaftspolizei (PD AFB) in Eutin einen Besuch ab. Dort war Malchow viele Jahre in unterschiedlichen dienstlichen Funktionen tätig, bevor er den Aufstieg in den höheren Polizeivollzugsdienst unternahm.

Auf seinen Wunsch und auf Einladung der hiesigen GdP-Regionalgruppe tauschte sich Oliver Malchow in Begleitung von Axel Dunst und Thomas Mertin rund zwei Stunden mit Polizisten der 1. Einsatzhundertschaft und Führungskräften der PD AFB aus. Im Mittelpunkt standen Themen wie Personal und Belastung, Ausrüstung sowie Bewaffnung, aber auch die finanzielle Ausstattung der Bereitschaftspolizei sowie die mit der terroristischen Bedrohung einhergehenden neuen Herausforderungen für die Landespolizei. Nach dem Gespräch stand Oliver Malchow gemeinsam mit Michael Wilksen, dem Chef der PD AFB, sowie Frank Knoop, Leiter der 1. Einsatzhundertschaft mit 216 Polizisten, und Juliane Bohrer, der Stellvertretenden Leiterin der Fachinspektion Aus- und Fortbildung, der Presse Rede und Antwort.

Die PD AFB als Ausbildungsstätte und insbesondere auch die 1. Einsatzhundertschaft hätten bundesweit ein hohes Ansehen, wusste der Bundesvorsitzende zu berichten. So werde die Hundertschaft verstärkt auch über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus für Polizeieinsätze in anderen Bundesländern angefordert.

Angetan zeigte sich Malchow vom offenen Austausch mit den mehr als 40 Einsatzkräften. „Die Einstellung der Beamtinnen und Beamten in der Einsatzhundertschaft ist herausragend“, so Oliver Malchow. Die Masse habe sich freiwillig für diese Einheit entschieden, entsprechend hoch sei die Motivation. Das Einsatzspektrum der Einsatzhundertschaft sei breit und anspruchsvoll. Um die Landespolizei und damit auch die Bereitschaftspolizei auf einen möglichen Einsatz bei einer terroristische Bedrohungs- und Anschlagslage vorzubereiten, seien entsprechende Konzepte sowohl im Aus- als auch Fortbildungsbereich vonnöten. Ohnehin sei der öffentliche Erwartungsdruck an die Polizei riesengroß. „Wir werden bei der Bewältigung von polizeilichen Einsatzlagen immer am Erfolg gemessen“, so Malchow. Entsprechend sei deshalb auch stets der Personalansatz.

Für eine bessere Ausstattung der Bereitschaftspolizeizeien der Länder sei der Bundesetat von 14 auf 20 Millionen Euro angehoben worden, es gebe jedoch einen Investitionsstau von 100 Millionen Euro.

Auch seien die Bereitschaftspolizeien nicht ausreichend im Fokus. Hier stünden insbesondere die Innenminister der Länder in der Verantwortung. So sei mit der anstehenden verbesserten Ausstattung und Ausrüstung der Landespolizei mit schweren Schutzwesten, Splitterbrillen und Helmen auf die Zeichen der Zeit reagiert worden und eine Ausgabe an die Einsatzkräfte nach Angaben von Michael Wilksen bis Mitte des Jahres geplant. „Schließlich sind es die Kolleginnen und Kollegen im Streifen- und Einsatzdienst, die im Falle eines terroristischen Anschlags als Erstes gefordert sind. Deshalb ist zum ihrem Schutz alles Mögliche zu unternehmen“, so Malchow. Dazu gehöre auch die Entscheidung, für die Landespolizei 522 Distanzwaffen G 36C zu beschaffen.

Aber mit verbesserter Ausstattung und Ausrüstung alleine sei es nicht getan. Notwendig sei es insbesondere auch, die in Frage kommenden Polizisten mit einem entsprechenden Training auf lebensgefährliche Terror- oder Amokeinsatzlagen vorzubereiten, da im Einzelfall nicht auf Spezialkräfte gewartet werden könne. In der PD AFB bemüht sich derzeit Juliane Bohrer um entsprechende Konzepte. Ab April sei der Beginn der entsprechenden Beschulung der Einsatztrainer geplant. Und auch Ausbildung des Polizeinachwuchses werde angepasst.

Trotz der veränderten Sicherheitsbedingungen bemühe man sich weiter, den Menschen als Bürgerpolizei zu begegnen, sagte Oliver Malchow.

Der Personalmangel bei der Polizei sei aber auch frappierend. „In Deutschland stünden bei der Polizei derzeit 20 Millionen Überstunden zu Buche“, erklärte Oliver Malchow. Nur um diese Zahl auszugleichen, würden zusätzlich 13500 Polizisten benötigt. „Um der Aufgabenvielfalt und weiteren Anforderungen wie der Bekämpfung der Internetkriminalität gerecht werden zu können, werden bundesweit weitere 20.000 Beschäftigte gebraucht“, so der GdP-Chef.

Die schleswig-holsteinische Landesregierung sei zwar von dem an und für sich geplanten Stellenabbau abgerückt und habe für das vergangene und dieses Jahr die Einstellung von je 400 Polizisten entschieden. „Das hilft aber aktuell nicht und wird erst in einigen Jahren zum Tragen kommen. Die Aufgabenlast wird bis dahin vom derzeitigen Personal der Landespolizei zu schultern sein.“, erklärte Malchow. Die Vielfalt der Aufgaben und Anforderungen, beispielsweise die Rolle der Polizei im Zusammenhang in der Flüchtlingsfrage oder durch die Terrorgefahr, beinhalte aber die Gefahr, dass die Belastungsgrenze für die Polizeibeschäftigten bald erreicht oder gar überschritten sei.

Die Bundeswehr im Innern einzusetzen, sei jedenfalls keine Alternative, eher Aktionismus. „Innere Sicherheit ist Kernaufgabe des Staates und von denen sicherzustellen, die dafür ausgebildet sind. Wir brauchen eine möglichst leistungsfähige Polizei“, so Malchow.

Anerkennung zollte Oliver Malchow den Beschäftigten der Landespolizei, vom Vollzugs- oder Verwaltungsbeamten bis zum Angestellten. „Nur dank ihrer bewundernswerten Berufsauffassung funktioniert die Landespolizei trotz einer viel zu dünnen Personaldecke“, so der GdP-Bundesvorsitzende.


Text/Fotos: Thomas Gründemann
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