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Wer kritisiert eigentlich wen und warum?

… und wie viel Beleidigungen muss eine Gewerkschaft hinnehmen?

Kommentar des Landesvorsitzenden

Erfurt.

Liebe Gewerkschaftsmitglieder, immer, wenn man in seinem geschriebenen Text offen oder versteckt Missstände aufzeigt, muss man natürlich damit rechnen, dass es jemanden gibt, der sich den Schuh anzieht und darauf nicht nur positiv reagiert. Wundern darf man sich allerdings darüber, wer sich so alles als Adressat sieht und in welcher Form Kritik übt.

So erlebte ich in den zurückliegenden Wochen, dass ich von Innenpolitikern, die ich zuvor schätzen gelernt habe und stets dafür lobte, dass sie sich sehr wohl mit den tatsächlichen Problemen der Polizei auseinandersetzen, nunmehr mit Buh-Rufen und Denunzierungen auf so vielerlei öffentlichen Veranstaltungen in unserem Land konfrontiert wurde.

Es war von Unfähigkeit, von Ablösen als Leiter einer Dienststelle die Rede und es fielen Titel wie: „Diese Medien-geile Sau!“.

Weil es nicht meine persönliche Art ist, mich über die Menschen, mit denen ich eigentlich zusammenarbeiten müsste, in deren Abwesenheit in der Öffentlichkeit so zu artikulieren, muss ich noch an einem eigenen Stil arbeiten, um solchen Phänomenen wirksam zu begegnen.

Die GdP Thüringen kann auf jeden Fall nichts dafür, dass die CDU die absolute Mehrheit bei den Wahlen verloren hat und sie kann auch nichts dafür, dass es andere Parteien waren, die die Thematik der Gewerkschaften zum Stopp des Stellenabbaus in der Polizei zu ihrem Wahlkampfthema machten.

Was wahr ist, muss wahr bleiben. Wenn ein Gewerkschafter die Dinge in den Polizeidienststellen unseres Landes so schildert, wie sie tatsächlich sind, dann kann man sich die Situation auch nicht schön reden.

Erst recht sollte man es tunlichst unterlassen zu behaupten, die Ausführungen des Landesvorsitzenden der GdP wären gelogen. Man hätte genug Personal und wäre nur nicht in der Lage es richtig einzusetzen, so als säßen tatsächlich in jeder Dienststelle noch zwanzig Beamte, die man für dies und das hin und her schieben könne. Ich weiß auch nicht wirklich, worüber man sich da mehr ärgert. Sind es die Defizite in dem eigenen Wissen über das, was tatsächlich bei der Polizei noch möglich ist oder schon längst nur noch nach oben gelogen wird, oder ist es aber die Situation, auf einen Landesvorsitzenden zu stoßen, der richtig zieht und sich nicht davor scheut Klartext zu reden?

Ich freue mich über die Auseinandersetzung in der Sache und über den Weg wieder zueinander zu finden, weil es das ist, was uns stark macht.

Besonders spannend fand ich die in unseren Landesvorstand eingebrachte Kritik „von der Basis“, dass ich die Verantwortlichen Politiker zu sehr loben würde, obgleich dieselben mich wegen der vermeintlichen Angriffe kritisieren. Ein anderer im Landesvorstand äußerte, dass müsse unser Vorsitzender noch lernen, dass man seinen Innenminister nicht lobt und dies würde sicherlich in Zukunft nicht mehr vorkommen.

„Nein“ habe ich dazu gesagt, „das muss ich nicht lernen und in dieser Frage werde ich mich auch nicht ändern! – Wenn ein Innenminister Dinge, die wir als Gewerkschaft eingefordert haben, hinbekommt und in unserem Sinne Probleme löst, dann muss er von uns dafür auch gelobt werden! Dies werde ich auch weiter tun und da ist es völlig gleich, welcher Partei ein Innenminister angehört!“

Gerade weil in diesem Wahlkampf ziemlich deutlich wurde, wie politisch gleich geschaltet unsere „freie Presse“ zu sein scheint, sehe ich in unserer eigenen Zeitung die einzige Chance, auch mal einige positive Botschaften öffentlich zu machen. Zu oft habe ich erleben müssen, dass von neun Aussagen, wie stolz wir selbst auf unsere Polizei und das Erreichte in unserm Land sind, nur die zehnte und kritische Anmerkung in Medien zu lesen war.

In unserer zurückliegenden Landesvorstandssitzung gab es aber glücklicher Weise nicht nur Kritik, sondern auch viel Positives zu vermelden, was uns Zuversicht für die künftige Arbeit gegeben hat.

Besonders gut gefallen hat mir selbst dabei die Neusortierung der Aufgaben eines Landesvorsitzenden durch die Landesbezirksvorstandsmitglieder. Nicht nur darin sondern auch in den gelaufenen Delegiertentagen der Frauen und der Jungen Gruppe sehe ich Zuversicht und Stärke für unsere Gewerkschaft, so wie wir sie für die bevorstehenden Aufgaben brauchen!

Marko Grosa
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