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© PRILL Mediendesign/stock.adobe.com
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05.10.2025

Kommentar:
Im Dauereinsatz gegen Judenhass

Antisemitismus Innenpolitik Extremismus

In einem Gastkommentar für die „Fuldaer Zeitung" betrachtet der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke den drastischen Anstieg antisemitischer Straftaten in Deutschland mit großer Sorge und verweist zugleich auf Hass und Hetze im digitalen Raum.

Der Kommentar im Wortlaut:

Die Gräueltaten der Hamas am 7. Oktober 2023 wirken tief auf die Bundesrepublik. Das Bundeskriminalamt und der Verfassungsschutz registrieren einen gleichermaßen drastischen wie spürbaren Anstieg antisemitischer Straftaten. Politische Maßnahmen wie Strafverschärfungen, Vereinsverbote, Passverbote und Abschiebungen offenbaren, wie ernst die Politik die Lage einschätzt . Wir Polizisten schützen Kindergärten, Privatwohnungen, Veranstaltungen und Feiertage, damit jüdisches Leben hierzulande überhaupt noch sichtbar sein kann. 

Es geht um Menschen, die erneut nicht frei an unserer Gesellschaft teilnehmen können. Es geht um Menschen, denen Deutschland ein „NIE WIEDER“ versprochen hat.

Doch trotz vieler Maßnahmen tobt auf unseren Straßen, in Schulen und Universitäten wie europaweit ein judenhassender, organisierter Protest. Radikalisierte Influencer auf TikTok oder grausame Tötungsvideos des damaligen Hamas-Terrorangriffs auf Israel beherrschen die sozialen Medien und deren Plattformen. Jugendliche werden in den Bann von Propaganda und Gewaltverherrlichung gezogen – und die Eltern? Diese wirken desinteressiert. Dieser Zustand muss alarmieren und viel stärkere Gegenreaktionen und wirksamen Schutz auslösen. 

Es geht um Menschen, die erneut nicht frei an unserer Gesellschaft teilnehmen können. Es geht um Menschen, denen Deutschland ein „NIE WIEDER“ versprochen hat. 

Versprechen werden gehalten. Recht und Ordnung werden durchgesetzt und der Schutz von Minderheiten ist und bleibt eine der zentralen Aufgaben unserer demokratischen Sicherheitsbehörden. Die Polizeien des Bundes und der Länder stellen sich der geschichtlichen Verantwortung und arbeiten ihre Rolle in der NS-Zeit intensiv auf. Das Ziel dieser ungeschönten Auseinandersetzung mit Blick auf das eigene Wirken im Nationalsozialismus und die Beteiligung an den Gräueltaten ist es, aus dem Verhalten in der Vergangenheit nachhaltige Lehren für die Gegenwart sowie die gesicherte Zukunft einer demokratischen und rechtsstaatlichen Polizei zu ziehen. Aus unserer Geschichte zu lernen heißt, sich entschieden gegen jegliche Form von Rassismus und Antisemitismus einzusetzen, und unsere offene, freie und demokratische Gesellschaft mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu verteidigen. 

Bei internationalen Gedenkveranstaltungen in Auschwitz erhalten wir große Anerkennung für unsere tägliche Polizeiarbeit in Deutschland. Insbesondere die konsequente Verfolgung antisemitischer Straftaten und des Missbrauchs des Versammlungsrechts sind außerhalb unserer Grenzen Gesprächsthema. Ich bin stolz, auf die gute Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen. Trotz Extraschichten und hoher Verletzungsgefahr stellen wir Polizisten uns Extremisten entgegen, und genau das ist nötiger denn je. Wir dürfen nicht schweigen oder am Rand stehen – wir müssen aktiv eingreifen. 

Für uns Polizisten ist das unsere Pflicht, aber Sie, verehrte Leserinnen und Leser, dürfen auch nicht wegschauen. Machen Sie sich stark für eine starke Polizei in Ihrem Ort. Machen Sie sich stark für unsere Demokratie. Helfen Sie Menschen und stärken Sie unseren sozialen Zusammenhalt auf der Straße, bei der Arbeit, in der Familie oder im digitalen Raum. 

© GdP/Kay Herschelmann
GdP/Kay Herschelmann
Wir Polizisten schützen Kindergärten, Privatwohnungen, Veranstaltungen und Feiertage, damit jüdisches Leben hierzulande überhaupt noch sichtbar sein kann.
GdP-Bundesvorsitzender Jochen Kopelke

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