
11.08.2025
Husgen: Wir Polizisten müssen oftmals aus Scheiße Bonbons machen
Vorsicht! Wer diesen Artikel weiterliest, erfährt geradezu Schauerliches. Also, wem das Gruseln unheimlich ist, der schaut lieber weg und blättert um. Den Mutigen sei jedoch gesagt: Es dreht sich um das Thema Ausstattung. Ein Journalist der Agentur „Ippen Media“ hat sich getraut, Fragen zu stellen. Hagen Husgen, Bundesschriftführer und im Geschäftsführenden GdP-Bundesvorstand verantwortliches Mitglied, nahm den Reporter mit in die Geisterbahn.
Anfang August klingelte das Telefon des Kollegen Husgen. Nach ein bisschen Smalltalk ging es dann rasch zur Sache. Ob es denn momentan überhaupt noch Spaß mache, Polizist zu sein, wollte der Texter wissen. Was tat Husgen? Er verzichtete auf jegliches Blatt vor dem Mund. Es sei ein toller Beruf, für die meisten gar eine Berufung, antwortete er. Aber Spaß? Nein, vielen sei der vergangen. Schaue man sich die Umstände genauer an, möchte man die Hände unweigerlich über dem Kopf zusammenschlagen. Ja, es gebe Bemühungen, dennoch aber noch immer schimmelige Polizeiwachen und kaputte Dienstfahrzeuge. „Wir Polizisten müssen oftmals aus Scheiße Bonbons machen“, diktierte er in die Feder des Medienschaffenden.
Schimmel
Was das denn hieße? Die Sanitäreinrichtungen in manchen Dienststellen möchte man sich manchmal gar nicht anschauen. Die Toilettenbecken könnten aus Jahrzehnten berichten, das Grüne in den Dienststellen sei neben den GdP-Utensilien einfach nur Schimmel. Dazu geselle sich Ungeziefer. Kaum erfreulich seien zudem kaputte Heizungen sowie Löcher in den Dächern, mit fließend Wasser, wo es nicht hingehört. „Was unseren Leuten dort zugemutet wird, gefährdet teils die Gesundheit.“ Wo blieben die Wertschätzung und der Respekt gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern? „Und das hat auch Folgen für die Zukunft“, führte Husgen fort.
Na ja, erklärte der Gewerkschafter, überrascht es denn wirklich, dass ein 19-Jähriger mit Ambitionen, einer von uns zu werden, auf der Hacke kehrt macht, wenn er einen Spind in einer dunklen Kellerecke erhalten soll? Das bestehende und große Nachwuchsproblem habe auch unmittelbar mit wenig modernen Zuständen in vielen Bereichen zu tun. Und dies betreffe nicht nur marode Immobilien. Sondern?
Nehmen Sie Platz
Dienstfahrzeuge. Für die Kolleginnen und Kollegen sei es beschämend, durchaus auch peinlich, für die stolze Organisation Polizei mit solchen Autos unterwegs zu sein. Die Sitze sind aufgerissenen, das Tacho platzt fast bei einer halben Million Kilometer, der Schaltknüppel ist kaputt. „Wir geben bei Bürgerinnen und Bürgern wirklich kein gutes Bild ab.“ Mit den damals eigenen Kfz-Werkstätten in öffentlicher Hand sei das noch anders gewesen. Dann begann die Privatisierung und hauptsächlich die Abhängigkeit von den Firmen. Es werde zu viel outgesourct. Profit dürfe nicht im Vordergrund stehen. „Für mich gehört Service der Polizei in die Polizei.“
Dann wäre da noch die Digitalisierung. Die nehme bei der Polizei noch immer eher den Umweg. Anders ausgedrückt: Die digitale Ausstattung innerhalb der Polizei ist schlecht. So! Nach der im Jahr 2016 beschlossenen Saarbrücker Agenda sollte ja eigentlich alles besser werden. Getan habe sich seitdem dennoch nicht viel. Jedes Land wurstele auf dem eigenen Teller herum, es fehle eine klare und vor allem zeitnahe Ansage des Bundesinnenministers.
Drei Wünsche
Aber was wäre selbst ein „Schauermärchen“, wenn nicht jemand drei Wünsche freihätte? Husgen, übernehmen Sie: erstens den politischen Willen, eine zahlenmäßig ausreichende Polizei aufzubauen, die auf dem allerneuesten Stand der Technik ist. Zweitens müsse endlich mehr in die Innere Sicherheit investiert werden. Ohne Geld geht nichts! Drittens würden mehr Befugnisse für die Ermittlungsarbeit benötigt. „Nur dann macht es überhaupt Spaß, die vielfältigen Aufgaben zu erfüllen.“
Ein schöner Beruf
Das Schöne an Fahrten durch die Geisterbahn ist, dass sie ein Ende haben. Manchmal sogar mit einem Silberstreif dekoriert. Husgen geht jetzt als Motivator in die Vollen: „Ja, ich würde den Polizei-Job auf jeden Fall noch mal machen. Weil mir die Arbeit unheimlich viel Spaß macht. Aber ich bin 61 und lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass nicht alles rosarot ist. Da müssen wir den 19-Jährigen helfen, das einordnen zu können. Und wir brauchen diese jungen Menschen in der Polizei und in der GdP, um Dinge anschieben und bewegen zu können.“ Fakt ist: Der Polizeiberuf ist auch weiterhin ein schöner und lohnenswerter Beruf – den Rahmenbedingungen getrotzt. „Diese zu verbessern, ist auch unsere Aufgabe.“

„Die Sitze sind aufgerissenen, das Tacho platzt fast bei einer halben Million Kilometer, der Schaltknüppel ist kaputt.“Hages Husgen, Bundeschriftführer der Gewertkschaft der Polizei