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© Diego/stock.adobe.com
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18.09.2025

Unsere klare Ansage: 
Den „Herbst der Reformen und der Sicherheit“ gestaltet die Regierung nicht allein! 

Grundsatz EU.Pol Innenpolitik

Im Herbst nimmt das politische Leben nach der Sommerpause Fahrt auf. Die Bundesregierung hat jüngst den „Herbst der Reformen“ ausgerufen, der „Herbst der Sicherheit“ steht ebenso an. Als GdP passen wir auf, dass uns Polizeibeschäftigten dabei weder der Wind ins Gesicht bläst noch Kastanien auf den Kopf fallen. Da können wir ungemütlich werden, so wie eben das Wetter im Herbst.

Seit Längerem werden in der politischen und medialen Öffentlichkeit sozialpolitische Brennpunkte wie Rente, Pensionen, Lebens- oder Wochenarbeitszeit intensiv diskutiert. Es werden dabei Lösungen vorgeschlagen, die wir eindeutig ablehnen und die mit uns nicht zu machen sind.

Wer sich erinnert: Im Koalitionsvertrag ist von einer verbesserten Inneren Sicherheit die Rede. Was ist bisher geschehen? Unsere Bilanz: noch nicht viel. Außer der Tatsache, dass an den Grenzen weiterhin massiv Überstunden geschoben werden, veraltete Technik eingesetzt werden muss und nicht zeitgemäße Ermittlungsmethoden potenzielle Erfolge gegen schwere Kriminalität kaum möglich macht.

Es ist als einflussreiche Gewerkschaft unsere Aufgabe, Verschlechterungen für unsere Kolleginnen und Kollegen abzuwenden. Dabei scheuen wir keinerlei Konfrontation.

Um noch erfolgreicher sein zu können, benötigen wir die Unterstützung und das Vertrauen unserer Mitglieder. Wir sind jetzt zusammen 210.000. Dennoch: Je mehr wir sind, desto stärker sind wir. Und als sehr wichtige Beschäftigte in dem sehr wichtigen Bereich Innere Sicherheit nimmt uns die Politik nicht nur zur Kenntnis, sondern sie nimmt uns wahr – und ernst!

Wir wollen den „Herbst der Sicherheitsbehörden“

Als Polizei erleben wir das jeden Tag: die hybride Bedrohungslage, die schleppende Digitalisierung, den Personalmangel, die schwierige Nachwuchsgewinnung, die noch teils nicht verfassungsgemäße Besoldung und die Lage im Tarif, der Versorgung und der Rente.

Jede und jeder von uns hat sich entschieden, den Polizeiberuf mit Haut und Haar anzunehmen. Wir halten für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger den Kopf hin. Wir erwarten eine entsprechende Wertschätzung: Die Politik muss die Zulagen erhöhen – insbesondere die Polizeizulage und die DuZ. Wir brauchen einen besseren Schutz und eine bessere Absicherung im Dienst und bei Dienstunfällen. 

Die lauen Lüftchen der Politik müssen jetzt endlich ein Ende nehmen. Im Herbst muss ordentlich durchgepustet werden. Wenn nicht, dann wird es mit der GdP ziemlich stürmisch. Das ist ein Versprechen!

Unsere klaren Ansagen:

Beamte zahlen nicht in die GKV
Wir lehnen es ab, dass Polizeibeamtinnen und -beamte in die Gesetzliche Rentenversicherung einbezogen werden. Unsere Kolleginnen und Kollegen leisten über Jahrzehnte harte Schichtarbeit, beschützen Menschen in gefährlichen Situationen und verzichten oft auf Wochenende und Familie. Nach über 40 Jahren Dienst stehe ihnen eine gute Pension zu.

Keine längere Lebensarbeitszeit für Polizeibeamtinnen und -beamte
Wir lehnen es ab, dass Polizeibeamtinnen und -beamte fünfeinhalb Jahre länger arbeiten sollen. Schon heute liegen unsere Kolleginnen und Kollegen im Schicht- und Einsatzdienst unter der durchschnittlichen Lebenserwartung. Und das, obwohl sie zu Beginn überdurchschnittlich fit und gesund eingestellt werden. Gefahrengeneigte Tätigkeiten, Dienste zu ungünstigen Zeiten und Wechselschichten sowie zahlreiche andere Faktoren bewirkten außergewöhnlich starke Belastungen. Zudem ist die wöchentliche Arbeitszeit der Beamten mit bis zu 41 Stunden seit Jahren höher als die anderer Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst oder der Industrie.

© GdP/Kay Herschelmann
GdP/Kay Herschelmann
Die lauen Lüftchen der Politik müssen jetzt endlich ein Ende nehmen. Im Herbst muss ordentlich durchgepustet werden. Wenn nicht, dann wird es mit der GdP ziemlich stürmisch. Das ist ein Versprechen!
Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei
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Nachhaltigere Lösungen für ein stärkeres Rentensystem gefordert. Peter Hermes Furian/stock.adobe.com

Keine Rente mit 70
Wir lehnen die Rente mit 70 ab. Das Berufsleben einer und eines jeden ist viel zu individuell, um derlei fixe Grenzen gerecht erscheinen zu lassen. Es braucht nachhaltigere Lösungen, um das Rentensystem zu stärken.
Es ist falsch, die nun in den Ruhestand gehende Boomer-Generation mit Kürzungen zu bestrafen. Es ist falsch, die Lebensarbeitszeit zu erhöhen und Polizeibeamtinnen und -beamte im Rentenkontext zu beteiligen. Das alles ist ungerecht gegenüber denjenigen, die über viele Jahre hinweg den Laden am Laufen gehalten haben.

Für eine starke Rente – die Pensionen bleiben tabu
Indes begrüßen wir den Kabinettsbeschluss zur Stabilisierung des Rentenniveaus bei mindestens 48 Prozent. Das ist ein wichtiger Schritt zur Sicherung der gesetzlichen Rente, aber: Diese Haltelinie reicht nicht aus. Das Rentenniveau muss mittelfristig wieder steigen. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters kommt einer Rentenkürzung durch die Hintertür gleich. Ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die als Tarifbeschäftigte jahrzehntelang für die innere Sicherheit bei der Polizei gearbeitet haben. Als GdP wollen wir eine starke, auskömmlich finanzierte Rentenversicherung – als verlässliches Fundament gegen Altersarmut.
!! Von den rund 50.000 Tarifbeschäftigten in der Polizei liegt ein Großteil mit dem Einkommen deutlich unter dem, was hierzulande als mittleres Gehalt gilt. Das heißt: Trotz jahrzehntelanger Arbeit für die Polizei drohen im Alter gravierende Einbußen. Wenn die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) als Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst nicht einspringt oder zu gering ausfällt, ist Altersarmut vorprogrammiert. 
Die GdP steht für eine soziale, solidarische Rentenpolitik. Wir fordern bei den Menschen ankommende, verlässliche Verbesserungen für alle Beschäftigten, wehren jedoch Angriffe auf das bewährte Versorgungssystem der Beamtinnen und Beamten ab.

Unterhaken für eine erfolgreiche Tarifrunde
Bald beginnen die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in den Ländern. Zu Beginn des Jahres haben wir gemeinsam ein gutes Ergebnis für die Tarifbeschäftigten des Bundes und der Kommunen erzielt. Jetzt müssen wir erneut Druck entwickeln. Dazu benötigen wir Eure Hilfe und Unterstützung: Wir binden Euch mit einer Mitgliederbefragung in die Forderungen zur Tarifrunde der Länder 2025/2026 ein. Die zeit- und wirkungsgleiche Übertragung der Ergebnisse auf Beamtinnen, Beamte sowie Versorgungsempfängerinnen und -empfänger ist dabei obligatorisch und nicht verhandelbar.
Und: Ein Gesetz zur Übertragung des Tarifergebnisses soll auch endlich die amtsangemessene Alimentation für Beamtinnen und Beamte des Bundes regeln.

Für ein starkes Bundeskriminalamt
Die Überarbeitung des BKA-Gesetzes muss endlich unter Dach und Fach gebracht werden. Das BKA benötigt erweiterte Befugnisse zur Bekämpfung realer und zunehmender Cybergefahren. Wir sprechen uns klar für eine Grundgesetzänderung aus, um dem BKA bundesweite Kompetenzen in diesem Bereich zu verleihen.

Für eine moderne Bundespolizei
Unsere Kolleginnen und Kollegen benötigen endlich ein modernes Bundespolizeigesetz. Vordringlich dabei: neue Befugnisse zur Abwehr zunehmend erkennbarer Bedrohungen wie Drohnenangriffe. Dazu die Online-Durchsuchung, die Wohnraumüberwachung, die Quellen-TKÜ, Befragungs- und Kontrollrechte – etwa in Waffenverbotszonen – und der Einsatz von Body- und Dashcams. Und: Regelungen für eine KI-gestützte Gesichtserkennung und Bewegungsanalyse.
Glasklar ist: Zusätzliche Aufgaben erfordern einen massiven strukturellen Personalaufbau, eine verbesserte materielle Ausstattung und ein Sofortprogramm zur Entlastung und Sicherung der Gesundheit der Beschäftigten.

Zeitgemäße, praxistaugliche Sicherheitsgesetze 
Als Polizei können wir nur so gut sein, wie man uns lässt. Natürlich steht dabei die Einhaltung des Rechtsstaates vor allem anderen. Vor einem überbordenden Datenschutz sollte die Politik jedoch nicht einknicken. Im Zweifel hilft dieser den Tätern und nicht den Opfern von Kriminalität.
Angepackt werden muss bei der Bekämpfung der Cyberkriminalität, der Krisenresilienz von kritischer Infrastruktur, der Vorratsdatenspeicherung, der Beweislastumkehr bei der Einziehung unklarer Vermögenswerte sowie der verbesserten, wirksameren Bekämpfung von Menschenhandel und der Drogenkriminalität. 
Wie es geht, hat das Bundesverfassungsgericht unlängst mit seinem klaren Signal für eine handlungsfähige Polizei gezeigt. Die Karlsruher Richter haben die Quellen-Telekommunikationsüberwachung (Quellen-TKÜ) und die Online-Durchsuchung als mit dem Grundgesetz vereinbar bewertet. 
So wird die Balance zwischen Freiheit und Sicherheit gewahrt. Die Polizei erhält die nötige Rechtssicherheit für ihren Einsatz im digitalen Raum. Jetzt sollte auch die Strafprozessordnung grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden. Die Ermittlungsbehörden benötigen zeitgemäße Befugnisse für ein wirksameres und rechtsstaatlich abgesichertes Handeln. 

Wir müssen mehr werden!
Die Personalstärken in den Polizeien bilden die Herausforderungen unseres Berufes und die Dynamik aktueller und künftigen Lagen nicht ab. Das heißt, wird sind viel zu wenige. Zuletzt haben wir 20 neue Hundertschaften gefordert. Und mehr Budget für den Inspekteur der Bereitschaftspolizeien. Die Knappheit ist jedoch allerorten deutlich zu spüren, die Belastung ist hoch. Es ist höchste Zeit, qualifiziertem Nachwuchs attraktive Perspektiven aufzuzeigen. Das Wehrdienstmodernisierungsgesetz ist allerdings ein heikler Schuss vor den Bug. Der sinkende Anteil geeigneter Bewerber führt in vielen Polizeien bereits heute zu nicht erreichbaren Einstellungsraten. Die Reform des Wehrdienstes kann diesen Trend verschärfen. Es müssen daher gezielte und konkurrenzfähige Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Polizeiberufs geschaffen werden. Die Politik darf das Gewähren der äußeren und inneren Sicherheit nicht zueinander in Konkurrenz stellen.

 

Und in aller Kürze:

  • Wir sprechen uns für eine grundlegende Harmonisierung der Polizeien mit Blick auf einen bewährten Föderalismus aus.
  • Wir wollen den Arbeitsplatz Straße für Euch sicherer machen.
  • Wir kämpfen für eine moderne und attraktive Polizeiverwaltung im digitalen Zeitalter.
  • Wir wollen ein in Sachen Innere Sicherheit besser vernetztes Europa. Durch ihre Mitarbeit in europäischen Gremien trägt die GdP dazu bei, dass die Stimme der Polizei in der EU gehört wird. 
  • Mit der Mitgliedschaft in EU.Pol setzt sich die GdP in diesem Netzwerk für bessere Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung, Mitbestimmung, den Schutz von Polizeibeschäftigten und eine widerstandsfähige Sicherheitsarchitektur ein.

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