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Kommentar

Licht ins Dunkel bringen

Foto: GdP-Bezirk Bundespolizei

Unser Bezirksvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender Jörg Radek mahnt in der Fuldaer Zeitung nach Bekanntwerden eines rechtsextremen Netzwerkes in der Landespolizei Nordrhein-Westfalens akuten Handlungsbedarf an.

Es reicht! Wieder Polizei, wieder Rechtsextremismus. Nach Frankfurt jetzt Nordrhein-Westfalen. Dort wurde bekannt, dass 30 Beamte zur Belustigung nationalsozialistische und menschenverachtende Inhalte in einer Chat-Gruppe geteilt hatten. Von Einzelfällen redet in der GdP längst niemand mehr. Es gilt: Nicht länger reden. Machen. Licht ins Dunkel bringen.

Das beherzte Zupacken von NRW-Innenminister Reul war richtig. Mehr noch, es war ein Versprechen: Dieses Verhalten hat Konsequenzen! Die Beamten mussten ihre Dienstwaffen und -ausweise abgeben – zu Recht. Diese Menschen sind kein Teil unserer Polizeifamilie. Die ist mehrheitlich rechtschaffen.

Für Hass darf in unserer Polizei kein Millimeter breit Platz sein. Und dennoch sind auch wir nicht frei davon. In den sozialen Medien höre ich oft Stimmen, die sagen: „Klar ist die Polizei voller Rassisten. Die deutsche Gesellschaft ist es doch auch und die Polizei ist ihr Spiegelbild“. Dieser Vergleich ist abgedroschen, zudem ist er falsch. Ich lehne ihn ab, denn als Trägerin des Gewaltmonopols gilt für die Polizei der Anspruch, besser zu sein als die Gesellschaft. Ist Scheitern da nicht vorprogrammiert?

Die härtesten Kämpfe führe ich immer mit mir selbst. Es sind auch immer die lohnenswertesten. An ihrem Ausgang steht oft ein Mehr an Klarheit und Kraft. Eigene Defizite und Verfehlungen zu erkennen und einzuräumen, zeugt von Größe. An ihrer Überwindung zu arbeiten, zeugt von Stärke. Unsere Polizei hat beides, ich weiß es.

Als GdP sind wir für eine nachhaltige, gesamtgesellschaftliche Erforschung der Rassismusproblematik im Alltag hierzulande. Zudem richten wir den Blick nach vorne. Jede Polizistin und jeder Polizist träumt insgeheim davon, vor die Lage zu kommen. Da zu sein und eingreifen zu können, bevor „es“ passiert.

Darum machen wir uns dafür stark, Fort- und Weiterbildungsprogramme aufzulegen, die unsere Kolleginnen und Kollegen resilient machen – gegen Populismus und extremistische Gedanken. Die niedersächsische Polizei implementiert aktuell ein entsprechendes Programm in ihre Ausbildung. Vergleichbare Angebote muss es auch bundesweit geben. Dafür setzen wir uns ein.

Das mediale Bild der Polizei gleicht oft einem obskuren Geheimbund, gebunden an das Siegel der Verschwiegenheit. Zur Erklärung: Für Polizistinnen und Polizisten drückt dieser sogenannte Korpsgeist das blinde Vertrauen in die Kollegen aus, das im gemeinsamen Einsatz über Leben und Tod entscheiden kann. Er muss auch ein Kodex sein, um Nestbeschmutzer, wie im aktuellen Fall, die rechtsstaatlichen Konsequenzen ihres Handelns spüren zu lassen.

Eines ist mir dabei besonders wichtig: Meine Kolleginnen und Kollegen sollen in keiner Behörde arbeiten, in der sie Angst haben müssen, unangenehme Wahrheiten kritisch anzusprechen. Wer verfassungsfeindliches Gedankengut bei Kollegen wahrnimmt, hat die Möglichkeit sich zu äußern – auch kritisch.

Ihr seht etwas? Dann sagt was! Schaut nicht weg.
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