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Halt geben – Haltung zeigen

Was können wir jetzt bereits in der Bundesbereitschaftspolizei tun?

Fuldatal.

Mit dem Positionspapier „Halt geben – Haltung zeigen“ ist die GdP gegen eine Stigmatisierung und das Einordnen der Polizei in die rechte Ecke angetreten. In der nicht abreißenden Diskussion über eine Studie zu Rechtsextremismus in der deutschen Polizei hat die GdP sich vor die Polizeibeschäftigten gestellt. Die GdP stellt sich nicht gegen die Aufklärung einzelner Fehltritte von Polizistinnen und Polizisten. Aber die GdP ist der Auffassung, dass es in der deutschen Polizei keinen latenten oder gar strukturellen Rassismus gibt. Rassismus ist ein Thema in der Gesellschaft. Das ist nicht zu verleugnen. Deshalb hat die GdP gefordert, eine Studie zum Rassismus in der Gesellschaft zu erstellen, ohne dabei die Polizei vorzuverurteilen. Sie hat weiterhin gefordert, die Belastungen der alltäglichen Polizeiarbeit und deren Auswirkungen auf die Polizeibeschäftigten zu analysieren. Innenminister Seehofer dankt der GdP für diesen Vorschlag und greift ihn auf Der Bundesinnenminister hat am 20. Oktober in einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass er in einer Studie zum Alltagsrassismus die Entwicklung und Verbreitung diskriminierender Handlungen in der Zivilgesellschaft, in Wirtschaft und Unternehmen sowie öffentlichen Institutionen erforschen lassen wird, die durch rassistische Einstellungen motiviert sind. Zudem soll eine Untersuchung des Polizeialltags beauftragt werden. Ziel ist es, den Polizeialltag, das Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft und die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen genauer zu analysieren. Dazu gehören auch Gewalt und Hass gegen Polizeibeamte. Damit hat er den Vorschlag der GdP aufgegriffen. In der Pressekonferenz hat er sich hierfür ausdrücklich bei der GdP bedankt. Jörg Radek soll in die Organisation der Studie begleitend mit einbezogen werden. Auch Bundespräsident Steinmeier hat sich am 19. Oktober mit einem Brief an den stellvertretenden GdP- Bundesvorsitzenden Jörg Radek gewendet und äußert sich zustimmend zum GdP Positionspapier. Er ist der festen Überzeugung, „dass die übergroße Mehrheit der Polizistinnen und Polizisten in unserem Land fest auf dem Boden des Grundgesetzes steht“ und „selbst das größte Interesse daran hat, rechtsextremistische Umtriebe in den eigenen Reihen zu verhindern“. Was können wir jetzt bereits in der Bundesbereitschaftspolizei tun? Die GdP - Direktionsgruppe Bundesbereitschaftspolizei hat dem Präsidenten der Bundesbereitschaftspolizei Uwe Sieber das Positionspapier überreicht. Der Präsident erachtet das Thema als sehr wichtig und hat bereits eine erste Gesprächsrunde

dazu durchgeführt. Hierzu war der Gesamtpersonalrat eingeladen.

Für uns bedeutet Halt geben – Haltung zeigen, dass wir uns inhaltlich mit den Fragen möglicher Radikalisierung (egal ob rechts oder links) bereits jetzt auseinandersetzen sollten. So sehen wir einen ersten Ansatz darin, innerdienstliche Fehlentwicklungen zu betrachten und die Aus- und Fortbildungsorganisation zu stärken.

Wir haben Präsident Sieber folgende Maßnahmen  für den Bereich der Direktion Bundesbereitschaftspolizei und die Bundespolizeiabteilungen vorgeschlagen:

  • Sofortige Stärkung der dienststelleninternen Fortbildung in den Abteilungen durch zwei "Polizeifachlehrer".

In jeder Abteilung sollten sich mindestens zwei BeamtInnen hauptamtlich mit der Fortbildung der Beschäftigten befassen. Sie sollten nicht mit den alltäglichen Aufgaben im Sachgebiet Fortbildung betraut sein. Hierbei geht es uns nicht nur um den Themenkomplex "Rechtsextremismus in der Polizei", sondern auch um weitere Themen wie z.B. PSNV, Prävention usw. . Die entsprechenden Dienstposten sind im Budget des Bundespolizeipräsidiums vorgesehen und sollten umgehend eingerichtet werden.

  • Sofortige Erarbeitung von einheitlichen Fortbildungsmaßnahmen für alle Beschäftigten, unter anderem in den Bereichen Wertewandel, Extremismus, Werteorientierte Führung.

Bildung ist ein wesentlicher Erfolgsgarant für eine rechtsstaatliche und demokratische, werteorientierte Polizei. Nach unserer Auffassung ist dies in den letzten Jahren, bedingt durch die hohen Ausbildungszahlen, zu kurz gekommen. Präsident Dr. Romann hat anlässlich der Pressekonferenz zum Lagebericht Rechtsextremismus am 6. Oktober 2020 u.a. folgendes ausgeführt: "...das neue Konzept "Umgang mit Radikalisierung und Extremismus" kurz Radex, auf allen Wegen in die Mitarbeiterschaft zu tragen…". Die GdP erwartet die Umsetzung im Bereich der Direktion BP.

  • Aufnahme dieser erarbeiteten Fortbildungsmaßnahmen in die Einführungsfortbildung bei den wiedereingestellten Laufbahnabsolventen mD und gD.

 Alle Führungsverantwortlichen in der Direktion Bundesbereitschaftspolizei müssen sich hinterfragen, ob die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsumfeld für unsere Beschäftigten nicht der Ursprung oder der Nährboden für einen möglichen Wertewandel bei unseren Beschäftigten werden / sein könnten.

Überlastung, Stress und Frust wirken sich negativ auf die Arbeitszufriedenheit und den Umgang mit Menschen aus. Auch die derzeitige Gesundheitsgefährdung in Einsätzen z. B. zur Kontrolle der Einhaltung von Vorschriften zur Eindämmung der Corona-Pandemie belastet viele zusätzlich.

Eine ausreichende Vor- und Nachbereitung nach Einsätzen bezüglich politischer oder belastender Faktoren findet nicht statt; vielmehr wird am "grünen Tisch" über Vorgaben bei den Vor- und Nachbereitungszeiten (30 Minuten/60 Minuten) diskutiert.

Unsere Kolleginnen und Kollegen verstehen nicht die Haltung des Dienstherrn bei der Frage nach der Abrechnung von Einsätzen. Die Beschäftigten erleben häufig in der der Nachbetrachtung von Einsätzen, dass nicht der Einsatzerfolg im Vordergrund steht, sondern das Ringen um Fragen einer Nichtanrechnung von Pausen auf die Arbeitszeit oder einen möglichst geringen Freizeitausgleich.

Belastungen dürfen nicht als Begründungen für Übergriffe oder den Verlust der Werteorientierung akzeptiert werden. Aber der Dienstherr ist auch gefordert, Belastungen soweit als möglich zu minimieren. Das ist aus unserer Sicht ein erster wichtiger Schritt dazu, den Kolleginnen und Kollegen den notwendigen Halt zu geben.

 Weitere Informationen zum Thema:

 Das komplette Positionspapier „Halt geben – Haltung stärken“ findet ihr unter:

https://www.gdp.de/gdp/gdpsh.nsf/res/GdP Bundesvorstand Halt geben Haltung stärken 24092020.pdf/$file/GdP Bundesvorstand Halt geben Haltung stärken 24092020.pdf

 BMI zu der beabsichtigten Studie:

https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2020/10/keine-studie-rechtsextremismus-polizei.html

https://www.daserste.de/information/nachrichten-wetter/tagesthemen/videosextern/tagesthemen-16836.html

 Für Rückfragen und Erörterungen stehen wir euch gerne zur Verfügung.

 

Für die GdP Direktionsgruppe Bundesbereitschaftspolizei

 

Steffen Ludwar

Vorsitzender

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