Fachtagung Höherer Dienst
Minister Pistorius zur Führungskultur: „Ich brauche das offene Wort“
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Der Sprecher des Arbeitskreises h.D., Volker Feige, erläuterte, dass die niedersächsische Polizei bei der Führungskultur gar nicht so schlecht dastehe. Dennoch offenbare die Mitarbeiterbefragung, dass es wichtig sei, das Thema aufzugreifen. Führung sei dynamisch und von vielen Faktoren abhängig, wie er selbst in 45 Jahren Polizeiarbeit erlebt habe, so Feige. Inzwischen seien die Ansprüche weiter gestiegen, es gebe zudem viele Aufgaben, „die auf Führung warten“.
„Führungserfolg ist manchmal unerklärlich“, sagte Dieter Riekmann zum Auftakt seines Impulsreferats. Doch man sicher, dass der Erfolg der Führungsleistung zuzuschreiben ist; insofern habe man es mit einem Paradoxon zu tun. Riekmann, der vor seinem Ruhestand zuletzt als Polizeidirektor an der PA das Studiengebiet 4 koordinierte, definierte zunächst Begriffe und stellte Forschungsergebnisse zum Thema Führung vor. Er skizzierte, wie sich Führung innerhalb der Polizei entwickelt hat, und schloss mit einigen Anregungen für „gute Führung“.
Dabei sei Kommunikation der Schlüssel, erläuterte Innenminister Boris Pistorius seine Sichtweise auf „Führung“ in der folgenden Podiumsdiskussion. Er warb dafür, den Mut zu einer offenen Diskussion zu haben. „Am Ende muss jemand entscheiden, aber der Weg dahin ist wichtig: Ich kann nur eine gute Entscheidung treffen, wenn die Grundlage möglichst breit und tief ist. Und ich muss auch wissen, wenn eine Entscheidung nicht richtig war. Wenn ich es nicht erfahre, kann ich auch nicht gegensteuern.“ Später betonte Pistorius: „Ich meine es auch so, wenn ich sage: Ich brauche das offene Wort“.
Dietmar Schilff attestierte dem Minister in der Diskussion, dass sich seit dessen Amtsantritt vor nunmehr sieben Jahren die Gesprächskultur entscheidend verbessert habe. Der PHPR-Vorsitzende Martin Hellweg wies auf die Bedeutung der Personalräte für die Entscheider hin. Sie hätten das Ohr näher am Mitarbeiter und könnten Alternativen und Möglichkeiten mit herausarbeiten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Volker Feige blickte auf den bevorstehenden Generationenwechsel in der Polizei: „Die Nachwuchskräfte werden eine andere Führung erwarten. Wir müssen anders auf diese Menschen zugehen.“
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Der GdP-Landesvorsitzende griff dieses Thema ebenfalls auf und empfahl, sich einmal eine Parlamentsdebatte im Landtag – und das Verhalten der AfD dort – anzuschauen. Als aktuelle Punkte sprach Schilff zum einen an, dass die neuen Überziehschutzwesten mit 185 Euro deutlich zu teuer seien und zum anderen, dass durch die strategische Organisationsanpassung das zusätzlich eingestellte Personal gar nicht zur Entlastung genutzt werden könne. „Das Personal kommt unten nicht an“, so Schilff. Auch die 300 zusätzlichen Stellen im BKA würden dafür sorgen, dass die Polizei in Niedersachsen wieder zusätzliche Aufgaben bekomme. „Es ist ein ständiges Spiel. Die Verstärkung der Polizei muss also weitergehen“.
Nach einem Vortrag von André Henke, stellv. Niedersächsischer Programmleiter „Polizei 2020“, der detailliert und tiefgehend über Informationsverfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Datenschutz referierte bildete ein Austausch zu aktuellen Themen und Fragen, u.a. auch zum Thema Führungskultur, zwischen den Teilnehmenden und den beiden Sprechern des Arbeitskreises h.D. Volker Feige und Gwendolin von der Osten den Abschluss der Tagung.