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Landesjournal Niedersachsen April 2022 - Leitartikel - Interkulturelle Kompetenz – Für einen Austausch auf Augenhöhe

GdP Deutsche Polizei, Titelseite, Ausgabe Nr. 04, April 2022
GdP Deutsche Polizei, Titelseite, Ausgabe Nr. 04, April 2022

18.03.2022. Landesjournal Niedersachsen April 2022 - Leitartikel - Interkulturelle Kompetenz – Für einen Austausch auf Augenhöhe. Die deutsche Polizei ist eine Bürgerpolizei. Dieser Satz klingt simpel und wird oft gesagt, er beinhaltet aber eine ganz elementare Grundeinstellung, die nicht selbstverständlich ist. Die Aufgabe einer Bürgerpolizei ist es nicht allein, den Staat zu schützen, sondern für die Menschen da zu sein, ihre Sicherheit zu garantieren und so für Vertrauen in den Rechtsstaat zu sorgen.

Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion der Polizeiakademie: (von links) Dietmar Schilff, Gwendolin von der Osten, Konrad Erben, Muzaffer Ötztürkyilmaz, Jens Bergmann. (Foto: PA Niedersachsen)
Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion der Polizeiakademie: (von links) Dietmar Schilff, Gwendolin von der Osten, Konrad Erben, Muzaffer Ötztürkyilmaz, Jens Bergmann. (Foto: PA Niedersachsen)
Das ist richtig und wichtig, dennoch gibt es auch immer Stimmen, die die Polizei gerne ausschließlich als harte Hand des Staates eingesetzt sehen wollen. Zentral für ihre Arbeit ist es allerdings, dass die Polizei und ihre Beschäftigten auf Augenhöhe mit den Menschen im Land agieren und mit ihnen im Austausch stehen. Manche bezeichnen die Polizei in diesem Zusammenhang als Dienstleister; entscheidend ist, dass die Polizei das Vertrauen der Bevölkerung genießt. Es muss klar sein, dass die Bürgerinnen und Bürger wissen, dass sie sich an die Polizei wenden können und dass die Polizei bei ihrer Arbeit, egal ob sie gerade mit dem Schutz einer Person oder dem Ahnden eines Vergehens betraut ist, uneingeschränkt alle gleichbehandelt – so steht es im Grundgesetz und darauf sind alle Beamtinnen und Beamten der Polizei vereidigt.

Die gute Nachricht ist: Bislang gelingt dies sehr gut. Der Niedersächsische Demokratiemonitor, der im Februar vorgestellt wurde, zeigt, dass 90 Prozent der Menschen in Niedersachsen der Polizei „eher“ oder „stark“ vertrauen. Im Vergleich zum Jahr 2019 stieg die Anzahl derer, die starkes Vertrauen in die Polizei haben, damit sogar noch einmal um 5 Prozentpunkte an. Das Land liegt somit über dem bundesweiten Durchschnitt, in dem aber auch insgesamt über 80 Prozent der Menschen ihrer Polizei vertrauen. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer weiteren Studie: Das kriminalistische Institut des Bundeskriminalamtes hat im letzten Jahr in einer Untersuchung herausgefunden, dass Menschen mit Migrationshintergrund bezogen auf die meisten Bereiche ein mindestens vergleichbares oder sogar ein noch höheres Vertrauenslevel in die Polizei haben als der gesamte Bevölkerungsdurchschnitt.

So schön solche Ergebnisse aber auch sind, sie kommen nicht von alleine zustande. Ein hohes Vertrauen in die Polizei, eine funktionierende Bürgerpolizei für die gesamte Gesellschaft, ist kein Automatismus, wie der Blick ins Ausland zeigt. Unter anderem in den USA und Großbritannien sieht sich die Polizei massiver Kritik ausgesetzt und auch in Deutschland tauchen immer wieder Stimmen auf, die der Polizei strukturellen Rassismus vorwerfen. Auch wenn diese hierzulande, wie oben gezeigt, absolut keine Grundlage haben, ist die Vertrauensarbeit eine ständige Herausforderung, gerade in Anbetracht der Vielfalt unserer Gesellschaft. Dass diese Vielfalt auch in der Polizei angekommen ist, zeigt sich dadurch, dass der Anteil der Anwärterinnen und Anwärter mit Migrationshintergrund in Niedersachsen mittlerweile bei rund 15 Prozent liegt. Um die angesprochene Augenhöhe, auf der allen Menschen begegnet werden soll, aber insgesamt tatsächlich zu erreichen, bedarf es in der gesamten Polizei eines Höchstmaßes an interkultureller Kompetenz. Bereits in der Ausbildung erfahren die Anwärterinnen und Anwärter, wie man mit Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft erfolgreich interagiert. Ein wichtiger Faktor, der über sprachliche Kompetenzen, gegenseitigen Respekt, nonverbale Signale oder das Wissen über die kulturellen Hintergründe des Gegenübers hinausgeht, ist ein Gespür dafür, welches Verhalten als diskriminierend empfunden wird. Das ist vor allem darum eine große Herausforderung, weil entsprechende Empfindungen ohne eigene Erfahrungen dieser Art kaum nachvollziehbar sind, wie Betroffene immer wieder berichten. Um dennoch ein Gefühl dafür zu entwickeln, hilft es vor allem, nicht nur über Menschen multikultureller Herkunft zu sprechen, sondern mit ihnen. Der direkte Austausch mit Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus anderen Kulturen ist ein Diskurs, den die GdP seit Langem führt.

Zuletzt war die GdP durch den niedersächsischen Landesvorsitzenden und stellvertretenden Bundesvorsitzenden Dietmar Schilff am 24. Februar 2022 auf Einladung der Polizeiakademie in Nienburg bei einer Diskussionsrunde mit Muzaffer Ötztürkyilmaz vom Flüchtlingsrat Niedersachsen, Konrad Erben vom Verein Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland e. V., der Göttinger Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten sowie dem Dozenten an der PA Niedersachsen, Professor Dr. Jens Bergmann, vertreten. Vor über 450 Zuschauenden, die die teilweise auch kontroverse Debatte digital verfolgten, konnten Erfahrungen, Hintergründe und Erwartungen von Betroffenen – aber eben auch der Polizei im Hinblick auf ein funktionierendes Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft erfolgreich diskutiert werden. Dabei brachte Dietmar Schilff immer wieder den Blick aus der polizeilichen Praxis mit ein und erklärte unter anderem, warum bestimmte personenbezogene Informationen für die Einsatzkräfte überlebenswichtig sein können, wenn sie zum Beispiel zu einem Einsatz bei einem Gewalttäter oder Drogenkonsumenten, einem Waffennarren oder Kampfhundhalter gerufen werden.

Offenheit im Austausch miteinander, die sich in der polizeilichen Praxis aller Polizeibeschäftigten niederschlägt, ist eine wichtige Voraussetzung für interkulturelle Kompetenz. Sie ist, ebenso wie Integration, keine Einbahnstraße, sondern bedarf der kontinuierlichen Arbeit von allen Beteiligten. In dem Wissen um die große Wichtigkeit des Vertrauens der Bevölkerung in ihre Polizei setzt sich die GdP weiter dafür ein, diesen Dialog fortzuführen.

Felix Keldenich
Pressesprecher der GdP Niedersachsen

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