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Ganz persönliche Gedanken zum Tag der Familie

"...um Menschen in Not- oder Ausnahmesituationen helfen zu können......um Teil einer starken Gemeinschaft zu sein... uniformierter Beruf und Beamtentum... Kindheitstraum..." All das war ein Teil meiner Antworten auf die Fragen der damaligen Beamtinnen und Beamten des Auswahlteams, im Auswahlverfahren um Polizistin zu werden.

Drei Tage über einen Zeitraum von einem dreiviertel Jahr hinweg wurde ich, wie hunderte meiner jetzigen Kolleginnen und Kollegen, auf Herz und Nieren geprüft.
Damals war ich 20 Jahre alt.
Die Unterschrift unter die "landesweite Versetzungsbereitschaft" fiel mir nicht schwer, da ich so meinem Traum ein Stückchen näher rücken konnte, auch deshalb, weil für mich persönlich die Tragweite dieser Bereitschaftserklärung zum damaligen Zeitpunkt weder

bewusst war noch sein konnte.
Heute bin ich über 10 Jahre älter, Ehefrau und Mutter von zwei wundervollen Kindern.

Nun starten seit geraumer Zeit weitaus lebensältere Frauen und Männer
in diesen neuen, vieles verändernden Lebensabschnitt.
Hinter ihnen stehen bereits Ehepartner und Kinder oder auch pflegebedürftige Verwandte.
Ich gehe stark davon aus, dass die Beweggründe derer, den meinen von damals ähneln.
Diese Ehefrauen und -männer, Mütter, Väter, Schwestern, Brüder und Kinder begeben sich in Situationen, die oft nicht vorhersehbar sind, innerhalb von Sekunden gefährlich werden können oder sie, besonders psychisch, nachhaltig beschäftigen...
All
das als Polizistin / Polizist, der Mensch- die Mutter oder der Ehemann- hängt mit der privaten Kleidung im Spint.
Aber was ist, wenn dem "Freund und Helfer" geholfen werden muss?

Ich habe selbst einen ausgeprägten Helfersinn. Ich mag keine Ungerechtigkeit und setze mich gern für jene ein, die allein nicht weiter kommen.
Aus diesem Grund bin ich in der GdP, engagierte ich mich zuerst als Mitglied, dann über mehrere Jahre als Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung und erweiterte vor ca. 5 Jahren durch eine neue Herausforderung in einem anderem, sehr wichtigen Tätigkeitsfeld meinen Blickwinkel ganz erheblich, als ich vom Leiter des BPP zur Frauenbeauftragten bestellt wurde.
Seither bin ich dennoch keineswegs ausschließlich für Frauen zuständig. Ich befasse mich unter anderem ganz besonders mit Problemen im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und das betrifft im einundzwanzigsten Jahrhundert bekanntermaßen Frauen und Männer!

In der sogenannten freien Wirtschaft gibt es einige, durchaus lukrative Berufe, welche weder eine vergleichbares Gefahrenpotential aufweisen noch ihre Beschäftigten sehr oft unplanmäßig besonders an Wochenenden, Feiertagen oder zur Nachtzeit in Anspruch nehmen.
Tage, an denen der Partner nicht selten enttäuscht werden muss, weil die, vielleicht sogar schon gekauften Kinokarten dann nicht eingelöst werden können oder Kinder nach der Mama / dem Papa fragen, weil diese viel zu oft nicht für sie da sein können.
Dazu kommt dass in nicht allzu langer Vergangenheit Dinge passierten, die die Zugehörigkeit zu unserer Berufsgruppe zumindest erschweren. Dazu zähle ich Pegida, Corona und die damit verbundenen Gesetzgebungen, das schreckliche Ereignis von Kusel aber auch die alltäglichen "Hindernisse", die es zu überspringen gilt.
Auch wenn wir zweifeln... unsere Familie steht weiter hinter uns
, weil sie wissen, dass wir nicht die Uniform sind. Wie sind "Auch Mensch"!
Und doch haben sie oft auch Angst um uns, nicht nur dann, wenn in den Nachrichten von Ausschreitungen, Unfällen und Schusswechseln berichtet wird.

Reichen dann die anfangs aufgezählten Argumente unseren Beruf zu wählen?
Oder überwiegen mittlerweile die negativen Aspekte?
Gerade aus diesem Grund finde ich es so wichtig, trotz unserer, durchaus begrenzten Möglichkeiten so familienfreundlich wie möglich zu sein!
Logisch, dass dies in unserem Beruf ganz individuell zu sehen ist.
Das Spektrum reicht hier quasi tatsächlich von "1 Job bis zu 1000 Möglichkeiten". ;-)


Aber was ist denn nun, wenn die Helfer selbst Hilfe brauchen?
So viele verschiedene Dienstmodelle es gibt, so vielfältig sind auch die Modelle eine Familie zu leben.
Dienstlich nennt man den Wunsch u.U. sogar die die Verpflichtung, sich um seine unmittelbaren Mitmenschen/Angehörigen zu kümmern „Familiäre- soziale Gründe“. Seine Kinder aufzuziehen, seine Eltern und Großeltern zu pflegen
, wenn es nötig wird…
Das was der eigentliche Sinn unseres Daseins ist.
Hier wird an vielen Stellen bereits gut und zielführend gehandelt. Dies weiter zu verbessern und an Stellschrauben zu drehen, wo noch Luft nach oben ist, sehe ich als meine Aufgabe als Frauenbeauftragte und als Gewerkschafterin. Denn ohne unseren Background- die Familie- sind wir nur halb so gute Polizisten. Also eine Win-Win Situation, wenn wir als Dienststelle ein wohlwollendes Auge auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie haben...?!
Eine Aufgabe auf der man sich nie ausruhen sollte, sondern stetige Verbesserung anstreben muss, ganz besonders auch um unseren Kolleginnen und Kollegen die Wertschätzung und den Respekt zu zollen den sie brauchen und verdienen!

Privat ist die Familie unser Rückzugsort.
Diejenigen die, ohne von unserem vielleicht ereignisreichen Tag zu wissen, eine Atmosphäre schaffen, die uns Geborgenheit fühlen lässt.
Auch wenn wir nicht immer alles erzählen (können), verstehen sie uns oder akzeptieren dies zumindest.
Familie ist das was bleibt, wenn wir irgendwann die Uniform im Spint zurück lassen. Das sollte jedem klar sein.

Beruf und Familie. Zwei lebensbestimmende Dinge.
Das Eine geht nicht ohne das Andere.

Aus diesem Grund erhebe ich mein imaginäres Glas auf alle Kinder, Geschwister, Eltern, Großeltern und Freunde! Ihr seid der Grund weshalb wir tagtäglich alles in unserem Job geben können. Weil wir wissen, dass IHR Zuhause auf uns wartet.

Lucienne Schubert

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