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GdP: Dramatische Bewerberlage bei der Polizei

Nicht mal drei Bewerbungen auf eine Stelle im gehobenen Dienst Schutzpolizei

Berlin. Es sieht nicht gut aus in Sachen Nachwuchsgewinnung bei der Berliner Polizei. Für den Bereich Schutzpolizei, für den im Frühjahr 492 Neueinstellungen geplant sind, geht die Anzahl der Bewerbungen dramatisch nach unten. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) schlägt Alarm, nimmt Behördenleitung und Berlins Politik in die Pflicht, damit die Sicherheit der Hauptstadt auch in den nächsten Jahren noch gewährleistet werden kann.

„Wir haben in den letzten Jahren zwar bereits einen kleinen Schwund an Bewerbungen erlebt. Dass wir jetzt für den gD der Schutzpolizei nicht mal drei Bewerbungen auf eine der 180 Stellen haben, ist aber mehr als besorgniserregend“, so GdP-Landesvize Thorsten Schleheider am Mittwoch. In der Tat zeigen die zum Jahresende vorliegenden Bewerbungen ein gravierendes Bild. Während es für den mittleren Dienst der Schutzpolizei auf 312 geplante Stellen 2.971 Bewerbungen gab (Frauen 26,4 %, Menschen mit Migrationsgeschichte 46,9 %), sind es für den gehobenen Dienst gerade einmal 508 auf 180 geplante Stellen (Frauen 30,9 %, Menschen mit Migrationsgeschichte 42,5 %). Für das Frühjahr 2022 waren es 2.677 bzw. 662. Für die Kripo liegen der GdP noch keine Zahlen vor, aber hier sei man aufgrund der geringen Stellenzahl und der großen Nachfrage traditionell besser versorgt. Im Frühjahr 2022 bewarben sich auf die 120 Stellen 1.262 Interessierte. Die größte Polizeigewerkschaft des Landes machte bereits im vergangenen Sommer darauf aufmerksam, dass zwar die Bewerberzahlen zuletzt halbwegs konstant waren, aber allein in den letzten fünf Einstellungszeiträumen bereits zu Beginn jede zehnte Stelle nicht mit dringend benötigtem Nachwuchs besetzt werden konnte.

GdP-Landesvize Schleheider: „Es mag sein, dass die durchschnittliche Qualität der Bewerbenden gesunken ist, aber wir können dieses Nachwuchsbashing nicht mehr hören. Wir haben in den letzten Jahren viele tolle junge Leute in unsere Berliner Polizei bekommen. Die Generation Z ist nicht schlechter, sie ist anders, hat andere Bedürfnisse und Erwartungen. Demnach muss sich ein moderner Arbeitgeber auch anders aufstellen, mal neue Wege denken.“ Fachkräftemangel gibt es überall und Geld ist wichtig, aber sicherlich nicht alles. „Aber ein Dach über dem Kopf braucht jeder. Wenn wir in dieser Stadt schon eine Wohnbauoffensive auf den Weg bringen, sollte man den Bedarf der Landesbeschäftigten mitdenken und hier zum Beispiel 5 Prozent des Neubaus für den öffentlichen Dienst verplanen“, so Schleheider. Abschließend nahm der Polizeihauptkommissar auch Berlins Politik in die Pflicht und attestierte dieser eine gewisse Mitschuld an den schwindenden Zahlen. „Es mag viele komplexe Gründe geben, warum die Zahlen sinken. Aber klar ist auch, dass es Berlins Landespolitik in vielen Phasen versäumt, ihrer Polizei den Rücken zu stärken und das eben eine massive Außenwirkung hat. Es ist richtig, wenn Missstände angesprochen werden und man über nicht ganz so toll laufende Einsätze debattiert. Aber wir haben es seit Jahrzehnten mit großem Misstrauen gegenüber der Hauptstadtpolizei zu tun, geben einzelnen sehr viel Raum, ideologische Äußerungen ohne sachliche Grundlage preiszugeben. Wir sind nicht perfekt, aber wir brauchen keine Klientelpolitik, sondern nachhaltige Lösungen für die wirklichen Probleme dieser Stadt - unsere Bewerberlage ist eines davon.“

Sechs notwendige Schritte in Sachen Nachwuchsgewinnung
    · Schnelleres Einstellungsprozedere
    · Besoldung auf Bundesniveau
    · Eingangsamt A8
    · Wohnraum für junge Menschen (auch nach Ausbildung/Studium)
    · Flexible Arbeitszeitmodelle
    · Verbesserung Rechtschutz/Beamtenstatus während Ausbildung/Studium
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