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Steigende Zahl von Messerattacken in der Hauptstadt

GdP: Angriffe müssen öfter als Tötungsdelikte bewertet werden!

Berlin. Mit Blick auf die deutlich gestiegene Zahl an Angriffen mit Messern fordert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine gesamtgesellschaftliche Reaktion und eine ernsthafte Debatte darüber, welche sinnvollen Maßnahmen ergriffen werden können, um Menschenleben zu schützen. Anders als vielfach diskutiert geht es der GdP hierbei nicht um eine Verschärfung des Waffenrechts, sondern um eine andere Bewertung von Messerangriffen.

„Wir können nach den zahlreichen Meldungen in den letzten Wochen wieder alle über ein generelles Messerverbot sprechen. Aber Fakt ist, dass wir dafür ein bundeseinheitliches Handeln benötigen und uns einfach verlässliche Zahlen fehlen, weil viele Bundesländer das Tatmittel anders als Berlin erst seit wenigen Jahren erfassen. Die Entwicklung in der Hauptstadt ist besorgniserregend, weil sich immer mehr Heranwachsende und vor allem junge Männer mit Messern auf die Straße begeben und auch bereit sind, diese einzusetzen. Die einen machen das aus Angst davor, dass sie abgezogen werden, andere, weil sie in geplanten Auseinandersetzungen Menschen ganz gezielt verletzen wollen“, so GdP-Landeschef Stephan Weh am Dienstag. Im vergangenen Jahr hat die Polizei Berlin 3.317 Messerangriffe registriert, 540 mehr als im Vorjahr, 900 mehr als noch 2010. Weh: „Selbstverständlich ist Berlins Bevölkerung in dieser Zeit auch stark angewachsen,  aber gerade die neuen Zahlen sprechen eine klare Sprache.  Es herrscht kein Sodom und Gomorrha auf unseren Straßen, weil gerade die meisten schweren Taten noch immer im privaten Raum stattfinden. Wir erleben aber eben auch, dass es immer häufiger bei Auseinandersetzungen auf der Straße nicht mehr bei Schnittwunden bleibt, sondern gezielt zugestochen wird. Das ist eine Verrohung der Gesellschaft und schwindender Respekt vor dem Leben anderer, für was viele Faktoren verantwortlich sind.“

Zwar liegen die genauen Zahlen der Polizeikriminalitätsstatistik für das Jahr 2022 noch nicht vor, die GdP verweist aber auf die letzten Jahre, wo zum Beispiel weniger als 40 Prozent der Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung auf Straßen, Wegen und Plätzen passiert sind. Bei Raubtaten hingegen reicht das bloße Drohen mit einem Messer, so dass es in zwei Drittel der Fälle keine Verletzungen gibt. „Allein das zeigt schon, dass es zwar richtig ist, wenn wir nach Taten wie in Münster über Maßnahmen diskutieren, dauerhafte Verbotszonen aber kaum Sinn ergeben, sie in Berlin ohnehin nicht zu kontrollieren wären. Das ist anders als Taschenkontrollen bei Veranstaltungen personell nicht zu stemmen. Die Verschärfungen im Waffenrecht haben die Zahlen auch nicht wirklich gesenkt, weil selbst verbotene Messer nach wie vor leicht zu bekommen sind. Stattdessen brauchen wir mehr Präventionsangebote wie ‚Messer machen Mörder‘, um auf die Gefahren hinzuweisen und müssen auf die heutigen Gegebenheiten reagieren. Im Jahr 2023 kann jeder im Internet sehen, wo man hinstechen muss, um jemanden zu töten. Auch deshalb müssen viel mehr dieser Fälle vor Gericht als (versuchte) Tötungsdelikte betrachtet und nicht immer zu gefährlichen Körperverletzungen heruntergebrochen werden“, so Weh.
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