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GdP lädt ein zum Perspektivwechsel!

Öffentliche Diskussion zu Polizeieinsätzen in Niederlehme und Senftenberg

Potsdam.

Die tragisch verlaufenen polizeilichen Einsätze in Senftenberg und Niederlehme rufen – wiederholt - Medien und Politiker auf den Plan, über angeblich unangemessen handelnde Polizisten und Ausbildungsinhalte zu diskutieren.

Wenn Menschen verletzt werden, wenn ein Mensch gar stirbt, möchte man umgehend einen Schuldigen, einen Verantwortlichen. Für die Aufklärung des Sachverhaltes, für gründliche Ermittlungsarbeit wird sich keine Zeit genommen. Der erste Eindruck und das eigene Bauchgefühl reichen da aus, eine Bewertung abzugeben und Forderungen zu stellen. Zu Not reicht es auch, einfach nur erschrocken und empört zu sein.
Das ist leider immer wieder die Situation nach tragischen Einsätzen wie zuletzt in Niederlehme oder in Senftenberg.

Unsere Kolleginnen und Kollegen werden auf Gefahrensituationen bestmöglich vorbereitet, die Abwägung des Einsatzes von Einsatzmitteln verinnerlicht und der Einsatz von direkter und indirekter Gewalt trainiert. Der Einsatz von unmittelbarem Zwang erfolgt nur aufgrund einer definierten Gefahrenlage.

Aber was, wenn plötzlich jemand mit einer Axt auf einen zuläuft?

Oft leiden in diesen Fällen die Tatverdächtigen an einer psychischen Erkrankung. Dies mag für strafrechtliche Bewertungen relevant sein. In der Beurteilung der Gefährdung von Leib und Leben der einschreitenden Kolleginnen und Kollegen oder weiterer Beteiligten kann nicht zuerst ein ärztliches Gutachten zum Angreifer eingeholt werden. Da muss in Sekundenschnelle die richtige Entscheidung getroffen werden.

Forderungen aus der Politik, psychisch erkrankten Angreifern anders entgegenzutreten sind weltfremd. Wie soll das aussehen? Welche Erwartungen hat man hier konkret?

Welchen Unterschied macht es, ob man von einem psychisch Erkrankten, jemandem unter Drogeneinfluss oder einem ganz „normalen“ Mitbürger verletzt wird? Was tun, wenn es kommunikative Grenzen gibt?

Das Argument, dass Sozialerbeiter und Pflegekräfte mit psychisch Kranken arbeiten – und dies ohne Gewalt -, ist absurd. Wenn Situationen eskalieren, wenn Menschen gewalttätig werden, wer wird dann gerufen? Auf wen vertraut man, dass eine Gefahrensituation gelöst wird, egal wie hoch das Risiko für die Einsatzkräfte ist? Die Polizei! Natürlich auch von Sozialarbeitern und Pflegekräften sowie Krankenhauspersonal.

Die bisweilen realitätsferne und lebensfremde Auseinandersetzung sowohl in den Medien als auch in der Politik ist für uns als GdP nicht nachvollziehbar.

Der Einsatz von Gewalt ist auch für unsere Kolleginnen und Kollegen immer eine besondere Belastung. Wenn Bilder in den Medien auftauchen, dann stellen sie meistens nur verkürzt einen Augenblick dar, ohne den vorangegangene Einsatzverlauf oder die Gesamtsituation zu zeigen. Anderen Menschen gegenüber Gewalt anzuwenden, fällt niemandem leicht. Gerade dies ist eine besondere Anforderung an unsere Kolleginnen und Kollegen. Jeder Einsatz, in dem Gewalt angewendet werden muss, jeder Einsatz, in dem sich die Gewalt gegen Einsatzkräfte richtet, macht etwas mit der Psyche unserer Kolleginnen und Kollegen. Einsätze, in denen ein Mensch ums Leben kommt, verfolgen einen oft ein Leben lang. Dies überhaupt betonen zu müssen, ist verstörend.

Die öffentliche Entmenschlichung unserer Kolleginnen und Kollegen, die nach solchen Einsätzen folgt, ist nicht nur schwer zu ertragen, sie führt auch zu generellem Misstrauen gegenüber polizeilichem Handeln.

Eine konsequente dienstrechtliche und juristische Nachbereitung und kritische Auseinandersetzung mit Einsatzabläufen gehören zu den Leitlinien der Polizei und selbstverständlich zu den Säulen des Rechtsstaates. Doch wer interessiert sich Monate nach einem Medienaufschrei noch für das Ergebnis einer Ermittlung oder den Ausgang eines Gerichtsverfahrens?

Und unsere Kolleginnen und Kollegen? Sie müssen nicht nur schwierige Einsätze bewältigen und für sich verarbeiten. Sie müssen die Vorverurteilungen, den öffentlichen Druck aushalten. Sie müssen damit leben, dass Bilder und Videos im Internet veröffentlicht sind, dass die öffentliche Meinung sich auch nach einer Entlastung nicht ändert. Und sie müssen beim nächsten Einsatz wieder in Sekundenschnelle Entscheidungen treffen.

Bevor unmittelbar nach solchen Einsätzen Schuldzuweisungen, Kritik und Forderungen medienwirksam ertönen, laden wir jeden Politiker und Medienvertreter ein, sich ein echtes Bild über diesen, unseren Beruf zu machen.

Tragische Vorfälle immer wieder für eigene politische Ziele oder zur eigenen Profilierung zu instrumentalisieren, ist so geschmacklos wie skandalös.

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