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Kriminalforum 2012

Jeder Polizist muss Internet-Kriminalität bearbeiten können

Kriminalforum 2012 - Foto: GdP
Düsseldorf.

Deutschland wird immer mehr zum Zielland krimineller Cyber-Angriffe. Selbst die Gefahr, dass ganze Chemieanlagen oder die Hochöfen der Stahlindustrie durch kriminelle Viren-Attacken zerstört werden, ist keine bloße Utopie mehr, sondern real vorhanden. Aber auch bei ganz gewöhnlichen Kriminellen erfreut sich das Internet immer größerer Beliebtheit. Von der Beleidigung durch einen Facebook-Eintrag bis zum Ausspähen der Bankdaten über das Internet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kriminalforums der GdP waren sich deshalb einig: Polizei und Staatsanwaltschaft müssen ihre Ressourcen zur Bekämpfung der international agierenden Cyber-Kriminellen erhöhen. Zudem muss jeder Polizist in die Lage versetzt werden, im Internet begangene Straftaten aufzunehmen und die zur Strafverfolgung notwendigen Beweise zu sichern.

Auf 24 Milliarden Euro schätzen Experten den Schaden, den Cyber-Kriminelle im vergangenen Jahr alleine in Deutschland verübt haben, weltweit sind es fast 400 Milliarden Euro. Die Cyber-Kriminalität hat inzwischen eine Größenordnung erreicht, die nur noch vom Drogenhandel übertroffen wird. Opfer der Cyber-Kriminellen kann jeder werden. 76 Prozent aller erwachsenen Internetbenutzer in Deutschland sind es nach einer Erhebung des Internetdienstleisters Norton bereits geworden, 38 Prozent alleine in den vergangenen 12 Monaten.

Angriffsziel der Cyber-Kriminellen sind aber nicht nur Privathaushalte, sondern zunehmend auch staatliche Institutionen und große Unternehmen, wie Werner Dohr, Leiter des Bereichs Ermittlung des im vergangenen Jahr gegründeten Kompetenzzentrum Cybercrime des LKA, auf dem GdP-Forum erklärte. Dass die reale Bedrohungslage in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen ist, führt Dohr vor allem auf die Verbreitung des Stunex-Virius zurück. Der vermutlich von Israel entwickelte Virus hatte zu erheblichen Beeinträchtigungen der iranischen Atomindustrie geführt. Einmal in die Welt gesetzt, könnte er aber auch in deutsche Industrieanlagen eingeschleust werden. „Dem Virus ist es egal, ob er von Israel aus ein AKW im Iran steuert, oder von Afghanistan aus eine Raffinerie in Köln-Godorf“, sagte Dohr. Eine Gefahr, die real ist: 14 Mal konnte der Stunex-Virius in den vergangenen Monaten auf den Rechnern deutscher Firmen nachgewiesen und entfernt werden. Ein Erfolg, der auch der Arbeit des neuen Kompetenzzentrums Cybercrime zu verdanken ist.

Um Cyber-Attacken erfolgreich abwehren zu können, setzt die Polizei in NRW auf eine enge Kooperation mit der Staatsanwaltschaft und mit den betroffenen Firmen. Auch dort müssen die Kapazitäten zur Abwehr und Verfolgung von Attacken aus dem Internet ausgebaut werden. Markus Hartmann, Internetspezialist der Staatsanwaltschaft Köln, plädierte deshalb auf dem Kriminalforum der GdP dafür, dass auch die betroffenen Firmen stärker mit den Strafverfolgungsbehörden kooperieren. Doch daran mangelt es oft. „Nur ein Fünftel aller Fälle werden uns bekannt“, erklärte Hartmann auf dem GdP-Forum. Auch, weil die betroffenen Firmen einen Image-Schaden fürchten. Dabei sind Staatsanwaltschaft und Polizei zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Für die GdP ist deshalb das neue Kompetenzzentrum Cybercrime ein erster wichtiger Schritt zur Eindämmung der Internet-Kkriminalität. „Mit dem Zentrum sind wir anderen Bundesländern weit voraus“, sagt GdP-Landesvorsitzender Frank Richter auf dem Forum. Weil inzwischen auch immer mehr ganz gewöhnliche Krimielle das Internet für ihre Taten nutzen, dringt die GdP darauf, dass auch in den Polizeibehörden vor Ort Experten zur Bekämpfung der Internet-Kriminalität zur Verfügung stehen. Eine Forderung, die von den Experten des Forums geteilt wurde. Der Leiter IuK-Kriminalität im LAFP, Volker Huß, ging sogar noch einen Schritt weiter. Er fordert, dass jeder Polizeibeamte prinzipiell in der Lage sein muss, Straftaten im Internet aufzunehmen und zu bearbeiten. Die Bekämpfung der Internet-Kriminalität sei nicht alleine Aufgabe der landesweit 170 hoch qualifizierten IuK-Ermittler und der 180 TKÜ-Anwender-Berater der Polizei, sondern der Polizei insgesamt.

Aber auch die Politik ist gefordert. „Weil das Internet vor Staatsgrenzen nicht halt macht, darf auch die Strafverfolgung nicht an Staatsgrenzen enden“, sagte auf dem Forum GdP-Vorstandsmitglied Wolfgang Spies. Die GdP dringt deshalb darauf, dass die Rechtshilfeabkommen mit anderen Ländern so geändert werden, dass Cyber-Kriminelle auch dann verfolgt werden können, wenn sie ihre Straftat jenseits der deutsche Grenze verüben.
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