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DEUTSCHE POLIZEI

Ausgabe September 2018

Anfang Mai, unmittelbar nach Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2017 durch das Bundesinnenministerium, titelte „Tagesschau.de“: „Zahl der Straftaten sinkt deutlich“. Damit fand sich das Nachrichtenportal in guter Gesellschaft zu vielen weiteren Medien, die weniger Kriminalität in den Überschriften feierten, aber darauf verzichteten, dies an dieser Stelle auf „erfasste Delikte“ zu begrenzen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zeigte sich zufrieden und zog prompt die Schlussfolgerung: „Deutschland ist sicherer geworden“. Regierungspolitiker lobten ihre Politik der vergangenen Jahre und insbesondere die Neueinstellungen bei der Polizei – wenngleich diese Beamtinnen und Beamten sich zum Teil noch als Anwärter im Studium befinden. Bei einem genaueren Blick auf die Statistik fällt unweigerlich auf, dass dieser historische Tiefstand registrierter Kriminalität seit der Wiedervereinigung vor allem auf einem Rückgang erfasster Diebstahlsdelikte und Wohnungseinbruchdiebstähle beruht.

Systematik und Schwächen

Die Kritik an der PKS als unvollständiges Abbild der Polizeiarbeit ist nicht neu: Das Thema beschäftigt seit vielen Jahren die Kriminologie. Der meiste Unmut findet sich vermutlich aber dort, wo die Statistik entsteht – bei der Polizei.

Die Erfassung von Straftaten basiert generell (wenngleich deliktsabhängig) hauptsächlich auf dem Anzeigeverhalten der Bürger; sind diese nun Opfer/Geschädigte und/oder Zeugen. Somit hängt die Erfassung von Kriminalität häufig von der Entscheidung ab, eine Anzeige zu erstatten – oder eben nicht. Gründe für eine Anzeige können sein, dass man möchte, dass der Täter für das, was er getan hat, bestraft wird, in Zukunft keine ähnliche Straftat mehr begeht, man den Schaden von einer Versicherung ersetzt bekommt oder auch, die Straftat einfach in der PKS registriert wird. Diesem Willen stehen Gründe für den Verzicht auf eine Anzeige entgegen. Die Überzeugung, dass der Täter entweder ohnehin nicht gefasst oder nicht bestraft wird, aber auch Mitleid oder Verständnis für den Täter, lassen Menschen Abstand von der Erstattung einer Anzeige nehmen. Ebenso die Einschätzung, der Schaden sei nicht relevant genug oder der Aufwand einer Anzeige stehe in keinem Verhältnis zur Tat, hält Geschädigte davon ab. Doch auch Angst kann ein Grund sein, warum Menschen nicht zur Polizei gehen, um an ihnen begangenes Unrecht verfolgen zu lassen. Dabei reicht die Angst vor dem Täter über die Reaktionen des Umfeldes bis hin zu einer auf Misstrauen gegen den Staat basierenden Angst gegenüber der Polizei.

Jeder Polizist, der eine Anzeige schreibt, „bedient“ die PKS. Sobald diese aufgenommen und als Sachverhalt an die zuständige Staatsanwaltschaft übergeben wurde, kann sie grundsätzlich schon mal den Weg in die Zählung finden. Daher bezeichnet man sie als Ausgangsstatistik. Bereits dies gilt als das größte Manko in der öffentlichen Debatte: Bei der PKS handelt es sich nicht um ein reales Abbild der Kriminalität, auch wenn die Überschriften im Mai dies indirekt suggerierten, sondern lediglich um das sogenannte Hellfeld. Taten, die nicht angezeigt wurden, fallen in das Dunkelfeld und werden folglich nicht bekannt. Doch die Verzerrungsfaktoren im Hellfeld sind genauso problematisch.

Alle Themen der Ausgabe:

KURZ BERICHTET Schweizer Polizeigewerkschafter zu Gast bei der GdP, Bundesschiedsgericht mit positiver Bilanz, GdP-Kolleginnen und -Kollegen erörterten Datenschutzfragen, BFA: Polizeiverwaltung auf künftige Zeiten vorbereiten; TERMIN Motorradtreffen im Harz; TITEL/KRIMINALSTATISTIK Zwischen Realität und Erfassung - Kriminalität als Politikum; VERMÖGENSABSCHÖPFUNG Es ist nur gerecht, wenn dem Täter das zu Unrecht Erlangte wieder genommen wird!"; GdP-BUNDESLIGA-TIPPSPIEL Regeländerung belohnt richtige Tordifferenz - Attraktive Preise rund um die Heimspiele des BVB 09; GdP-WM-TIPPSPIEL "Zum Ende hin bin ich sogar sehr nervös geworden."; ARBEITSZEIT DGB-Workshop: Expertenaustausch zu Belastungen durch Schichtarbeit, Modifizierter Vierteldienst "Drei-Viertel"; ARBEITSSCHUTZ PTBS - es kann jeden treffen; SOZIALES Miese Stimmung am Nachmittag; BUNDESKONGRESS-TICKER +++ Delegierten gute Entscheidungsgrundlagen an die Hand geben; RECHT Einführung von Ordnungswidrigkeiten in das Polizei- und Ordnungsbehördengesetz Rheinland-Pfalz; GdP INTERN Welle der Anteilnahme und Solidarität; VOM FACH Von Forensik bis Kripo-Praxis - Neue "KRIMINALPOLIZEI" ab Mitte September; KRIMINALITÄT Neue virtuelle und internationale Dimension im Fall "München"; TARIF Endlich wird Leistung honoriert; SOMMERTOUR EVG-Motorradtour stärkt gewerkschaftliche Bindungen; forumLESERMEINUNG; BÜCHER; IMPRESSUM

Falls Sie einen Leserbrief zu einem Artikel dieser Ausgabe schreiben möchten, vergessen Sie bitte nicht, den betreffenden Artikel zu nennen, zu dem Sie sich äußern möchten: gdp-pressestelle@gdp.de
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