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Kriminalforum 2013

Behörden mit hoher Rockerkriminalität besser ausstatten

Behörden mit hoher Rockerkriminalität besser ausstatten - Foto: GdP
Düsseldorf.

52 Rockergruppen gibt es zurzeit in NRW, doppelt so viele wie noch im Jahr 2005. Weil deren Mitglieder immer häufiger bei ihrem Kampf um die Vorherrschaft im Türsteher- und Prostitutionsgewebe, im Waffen- und Drogenhandel in gewalttätige Auseinandersetzungen geraten, droht an Rhein und Ruhr ein offener Rockerkrieg. Gemeinsam mit Experten des Landeskriminalamtes und aus den vom Rockerkrieg besonders betroffenen Behörden hat die GdP auf ihrem Kriminalforum am 4. Juli in Düsseldorf darüber diskutiert, wie die Polizei den Rockergruppen wirksam entgegentreten kann.

Wie massiv die Bedrohung inzwischen in vielen NRW-Stätten ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Thomas Jungbluth, Leiter der Abteilung Auswertung, Ermittlung und Organisierte Kriminalität im LKA und einer der Referenten des GdP-Forums, geht davon aus, dass die sogenannten Outlaw Motorcycle Gangs in NRW mehr als 1800 Mitglieder haben. Hinzu kommen mindestens noch einmal so viele Unterstützer. Zu den Outlaw Motorcycle Gangs zählen nicht nur die beiden bekanntestes Rockergruppen, die Bandidos, die mit 24 örtlichen Niederlassungen (Chaptern) alleine auf 630 Mitglieder kommen, und die Hells Angels, mit 330 Mitgliedern und acht Niederlassungen (Chartern), sondern auch die Rockergruppe Gremium MC, mit 350 Mitgliedern, und die aus den Niederlanden stammenden Satudarah sowie die Mongols.

Mit dem rasanten Wachstum der Rockergruppen ist auch die Zahl der gewalttätigen Auseinandersetzungen sprunghaft gestiegen. Alleine in diesem Jahr wurde bereits sechs Mal mit scharfen Waffen geschossen. Bei zahlreichen weiteren Auseinandersetzungen musste die Polizei ein Großaufgebot an Kräften aufbieten, um eine drohende Massenschlägerei zwischen den verfeindeten Gruppen zu verhindern.

Weil immer mehr Rocker um die Vorherrschaft im gleichen Territorium kämpfen, dürfte die Zahl der gewalttätigen Auseinandersetzungen sogar noch zunehmen. Hinzu kommt, dass das rasante Wachstum die Strukturen der Rockergruppen nachhaltig verändert hat. „Wir stellen einer immer größeren Zulauf von Mitgliedern mit Migrationshintergrund fest, viele von ihnen bereits vor der Aufnahme mit krimineller Karriere“, erklärte Jungbluth auf dem GdP-Forum. Statt sich, wie früher üblich, langsam hochzudienen, würden viele Bewerber heute relativ schnell zu Vollmitgliedern aufsteigen. „Der Rockerethos bröckelt und damit die strenge Hierarchie. Das macht es für die Präsidenten schwerer, die Gruppe unter Kontrolle zu halten“, sagte Jungbluth. Selbst Übertritte in andere Rockergruppen sind kein Tabu mehr.

Besonders zugespitzt ist die Situation in Duisburg. Dort kämpfen nicht nur Hells Angels und Bandidos um die Vorherrschaft im Rotlichtmilieu, sondern seit kurzem auch die aus den Niederlanden stammende Satudarah. Bereits im Oktober 2009 ist dort bei den Auseinandersetzungen der Rocker Eschli Elten erschossen worden.

Hintergrund des Duisburger Rockerkriegs ist die enorme Erweiterung der Rotlichtmeile auf mehr als 400 Zimmer. Hells Angels und Bandidos sind hier als Betreiber und als Türsteher aktiv. Franz Goltz, Verantwortlicher für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität im Polizeipräsidium Duisburg, schätzt alleine die Miteinnahmen der Laufhäuser auf rund eine Millionen Euro im Monat. Hinzu kommt, dass Duisburg durch den Binnenhafen ein bedeutender Drogenumschlagplatz ist.

Um eine weitere Eskalation der Situation zu verhindern, hat die Duisburger Polizei in den vergangenen Jahren ihren Verfolgungsdruck gegenüber den Rockergruppen massiv ausgeweitet. Mit polizeilichen Mittel alleine lässt sich der Rockerkrieg allerdings nicht gewinnen. Die Hamburger Fernsehjournalisten Gitta Ekkberg erinnerte auf dem GdP-Forum daran, dass Rockergruppen vor allem für junge Männer attraktiv sind, die sonst in der Gesellschaft keine Zukunftsperspektive haben. Eine Einschätzung, die auch der Leiter der Führungsstelle der Duisburger Polizei, Rudolf Koenen, teilt. „Soziale Probleme, die dazu führen, dass die Rocker einen großen Zulauf haben, kann die Polizei nicht lösen“, betonte Koenen. „Wir versuchen aber, durch regelmäßige Kontrollen das Problem in den Griff zu bekommen.“

Eine Entwicklung, die auch von der GdP mit Sorge beobachtet wird. Vorstandsmitglied Wolfgang Spies hatte bereits zu Beginn des Kriminalforums darauf aufmerksam gemacht, dass die verstärkte Aufnahme von jungen Männern mit Migrationshintergrund die Veränderung des Ehrenkodexes der Rockergruppen beschleunigt hat. „Wäre früher ein Wechsel zwischen den Gruppierungen undenkbar gewesen, werden jetzt sogar Rückkehrer aus anderen Gruppierungen wieder aufgenommen. Auch der Wechsel ganzer Supportergruppen ist zwischenzeitlich geschehen“, erklärte Spies. Das mache es noch schwieriger, gegen die kriminellen Rockergruppen vorzugehen.

Landesvorsitzender Arnold Plickert plädierte deshalb auf dem GdP-Forum für eine Null-Toleranz-Strategie. „Der in den vergangenen Jahren aufgebaute hohe Verfolgungsdruck gegenüber kriminellen Rockergruppen muss weiter aufrechterhalten werden“, fordert Plickert. Der dazu erforderliche personelle Aufwand könne allerdings von den betroffenen Polizeibehörden nicht alleine geschultert werden. Deshalb müssten bei der Bekämpfung der Rockergruppen auch die Kräfte der Bereitschaftspolizei herangezogen werden. „Besonders belastete Behörden müssen zudem mit einer stabilen Grundbesetzung ausgestattet werden“, fordert der GdP-Vorsitzende. Zudem plädiert die GdP dafür, dass in NRW, ähnlich wie in Berlin, gemeinsame Arbeitsgruppe mit der Staatsanwaltschaft eingesetzt werden.
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