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Ausbildungsforum 2017

Eigene Hochschule der Polizei ernsthaft prüfen!

Foto: Lukas Maaßen/GdP
Foto: Lukas Maaßen/GdP
Sprockhövel.

Fast sechstausend Kommissaranwärterinnen und -anwärter bereiten sich aktuell an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW (FHöV) auf den Eintritt in den Polizeidienst vor. Ist die FHöV, an der auch die Nachwuchskräfte für die Kommunalverwaltung und die Rentenversicherung studieren, angesichts dieser Größenordnung noch der richtige Ort für die Ausbildung der Nachwuchspolizisten? Oder muss es auch in NRW eine eigenständige Hochschule der Polizei geben, so wie es sie bereits in Rheinland-Pfalz und in Brandburg gibt? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Ausbildungsforums, zu dem die GdP für den 17. November Experten der drei Ausbildungsträger in NRW, der FHöV, dem LAFP und den zehn Ausbildungsbehörden, nach Sprockhövel eingeladen hat.

Einig waren sich die gut 90 Teilnehmer des Ausbildungsforums vor allem in zwei Punkten: Zum einen in dem einmütigen Urteil, dass die Polizeiausbildung in NRW bundesweit einen hervorragenden Ruf genießt, den es weiter zu pflegen und auszubauen gilt. Zum anderen in der Erkenntnis, dass der Bachelor-Studiengang Polizeivollzugswesen auch in Zukunft kontinuierlich weiter entwickelt werden muss, damit der jetzt erreichte Qualitätsstandard auch bei steigenden Studierendenzahlen gehalten werden kann, und damit die Nachwuchspolizisten in NRW gezielt auf die sich wandelnden Anforderungen an den Polizeiberuf vorbereitet werden.

Gleich zu Beginn des Forums hatte GdP-Vorstandsmitglied Volker Huß deshalb daran erinnert, dass der Bachelorstudiengang erst im vergangenen Jahr umfangreich überarbeitet worden ist, mit mehreren nachhaltigen Veränderungen im Studienverlaufsplan. Diese müssten sich jetzt in der Praxis erst einmal bewähren, bevor weitere Veränderungen des Studienverlaufsplans vorgenommen werden können. Handlungsbedarf gibt es allerdings auf mehreren anderen Feldern, insbesondere bei der Verzahnung der drei Ausbildungsträger. Vor allem die unzureichende Verknüpfung von Theorie und Praxis führt im Studienalltag immer wieder zu Kritik.


Dass die Abbrecherquote bei den Studierenden in den jüngsten Zeit von acht auf 12 Prozent gestiegen ist, ist nach Beobachtung der GdP nicht nur auf die gestiegene Zahl der Studierenden zurückzuführen, sondern auch darauf, dass auf die Probleme, die sich bei einzelnen Anwärterinnen und Anwärtern während des Studiums abzeichnen, intern zu spät reagiert wird. „Oft erfährt die Ausbildungsbehörde als personalführende Stelle erst von den Problemen, wenn es zum Gegensteuern zu spät ist“, sagte Huß. Zudem müsse den angehenden Polizistinnen und Polizisten bereits frühzeitig vermittelt werden, dass ihr Bachelor-Studium der Einstig in ihr Berufsleben bei der Polizei ist, und nicht die Fortsetzung ihres bisherigen Schülerlebens. „Nicht allen ist bewusst, dass eine mehrfach nicht erbrachte Leistung zum Ausscheiden aus der Polizei führt. Hier gibt es Handlungsbedarf“, sagte Huß, der selber viele Jahre Ausbildungsleiter im Polizeipräsidium Bielefeld war und deshalb die Probleme bei der Nachwuchsausbildung aus eigener Praxiserfahrung kennt.


Zudem plädiert Huß dafür, die Vor- und Nachteile einer eigenständigen Hochschule der Polizei in den kommenden Jahren intensiv zu diskutieren. „Die Erfahrungen aus anderen Bundeländern zeigen, dass wir mit einer eigenen Hochschule der Polizei nicht nur den Polizeiberuf deutlich aufwerten, sondern dass wir dadurch auch die Qualität der Polizeiausbildung noch einmal steigern können. Deshalb sollten wir die Chance, die uns der Koalitionsvertrag von CDU und FDP bietet, nutzen, und uns genau ansehen, ob wir von diesen Erfahrungen nicht auch in NRW profieren können“, sagte Huß.


Auch in Rheinland-Pfalz war der Gründung einer eigenen Hochschule der Polizei ein mehrjähriger Diskussions- und Entscheidungsprozess vorausgegangen. Ziel der eigenständigen Hochschule der Polizei war es, die Bildungsqualität der Polizei nachhaltig zu stärken. „Das haben wir erreicht. Anerkennung und Akzeptanz der Polizeiausbildung durch die Politik sind durch die neue Hochschule deutlich gestiegen“, berichtete auf dem Forum Sabrina Kunz, die als Polizeioberrätin nicht nur Dozentin an der Polizeihochschule ist, sondern zugleich auch stellvertretende Landesvorsitzende der GdP in Rheinland-Pfalz. Positiv schlägt in Rheinland-Pfalz auch zu Buche, dass die angehenden Polizistinnen und Polizisten während der Studienphase auf dem Hochschulgelände wohnen. Das erleichtert den Kontakt zwischen den angehenden Polizisten und den Dozenten, auch außerhalb der offiziellen Lehrveranstaltungen. Auch in Brandenburg wurden bislang positive Erfahrungen mit der Gründung einer eigenen Hochschule der Polizei gemacht, wie Anita Kirsten berichten konnte.


Wie sich diese Erfahrungen auf NRW mit seiner deutlich größeren Zahl von angehenden Polizistinnen und Polizisten und einer Vielzahl von Ausbildungsstandorten übertragen lassen, lässt sich nach Meinung der GdP erst mit Hilfe einer detaillierten Fachdiskussion über das Für und Wider einer eigenständigen Hochschule der Polizei entscheiden. „Aber es ist wichtig, dass wir die Diskussion führen. Ergebnisoffen und ohne Denkverbote!“, forderte Volker Huß auf dem GdP-Forum. Eine Forderung, für die er bei den Teilnehmern viel Unterstützung fand. Auch Monika Pientka, die Sprecherin des Fachbereichs Polizei der FHÖV, sprach sich auf dem Forum für eine breite, ergebnisoffene Diskussion aus. Reinhard Mokros, der Präsident der der FHöV, sagte auf dem Forum hingegen, dass die angestrebten Verbesserungen der Polizeiausbildung in NRW auch im Rahmen der bereits bestehenden Fachhochschule für öffentliche Verwaltung möglich seien.


Zu den Themen, die auf dem Ausbildungsforum der GdP diskutiert wurden, gehörten auch die Ursachen und Folgen der auf zwölf Prozent gestiegenen Durchfallquote. Die Forderung der GdP, die durch Abbrecher freigewordenen Stellen im kommenden Ausbildungsjahr bei der Zahl der Neueinstellungen zu berücksichtigen, fand bei den Forumsteilnehmer viel Unterstützung. „Wir wollen, dass nach der Ausbildung tatsächlich 2300 neue Beamte bei der Polizei ankommen. Deshalb müssen wir die durch Abbrecher frei werdenden Stellen im darauf folgenden Jahr nachbesetzten“, fordert auf dem Forum GdP-Landesvorsitzender Arnold Plickert. „Das Geld dafür ist im Haushalt da. Wir müssen es nur nutzen.“


Dokumente zum Download:
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