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Polizeipräsident Kandt präsentiert erste Erkenntnisse über Gesundheitsgefährdung auf Schießständen

Die GdP fordert eine externe Untersuchung und medizinische Studien

Berlin. Erneut sorgt ein Bericht des rbb-Magazins „Klartext“ zum Thema Gesundheitsgefährdung auf Berliner Schießständen für Aufsehen. Polizeipräsident Klaus Kandt präsentierte gestern erste Ergebnisse der Internen Revision. 89 Fälle an erkrankten Kolleginnen und Kollegen sollen bereits registriert worden sein. Eine umfassende Aufklärung der Problematik liegt nach wie vor in weiter Ferne.

Bisher keine externen Untersuchungen

Nachdem „Klartext“ bereits im vergangenen Jahr über ein bisher nicht bekanntes Gutachten über die offensichtlichen Gesundheitsgefahren auf den Schießanlagen berichtet hatte, forderte die GdP-Landesvorsitzende Kerstin Philipp externe Untersuchungen. Diese hat es bisher nicht gegeben. Philipp: „Dass der Innensenator einen externen Berater hinzuziehen möchte, ist schön und gut, reicht aber nicht. Die Interne Revision leistet ohne Frage hervorragende Arbeit. Nichtsdestotrotz aber benötigen wir hier nach wie vor eine unabhängige externe Untersuchung. Potenziell ist auch über einen Untersuchungsausschuss nachzudenken.“ SPD-Innenpolitiker Tom Schreiber hatte diesen nach der erneuten „Klartext“-Recherche ins Spiel gebracht.

Polizeipräsident Kandt spricht von 89 Fällen, die Zahl dürfte weit höher liegen

In der gestrigen Sendung sprach der Polizeipräsident Kandt über erste Untersuchungserkenntnisse. Demnach seien 89 Fälle an Erkrankungen bekannt. Es werden weitere folgen, da die Langzeitfolgen durch die Schadstoffbelastung längst nicht absehbar sind. Noch immer ist unklar, welche gesundheitlichen Folgen genau auf die baulichen Zustände der Berliner Schießstände zurückzuführen sind. „Wenn hier chronische Krankheiten und auch Todesopfer auftreten, bedarf es medizinische Studien, die den Sachverhalt deutlich unter die Lupe nehmen“, so Philipp.

Der Dienstherr hat eine Fürsorgepflicht

Erstmalig sprach ein Betroffener über seine unheilbare Krebserkrankung. Er war zuvor jahrzehntelang als Schießtrainer im Einsatz. Philipp: „Es ist traurig genug, wenn ein Kollege mit gerade mal 54 Jahren unter Tränen darüber sprechen muss, dass sein Körper vom Krebs zerfressen ist. Wenn der jahrelange Einsatz auf einer gesundheitsgefährdenden Schießanlage dafür den Grund darstellen sollte, ist das ein desaströser Zustand, den man nicht so einfach hinnehmen kann. Der Dienstherr hat eine Fürsorgepflicht für seine Beamtinnen und Beamte. Der Umgang mit den maroden Schießständen geht letztlich auf Kosten ihrer Gesundheit.“

Gesundes Schießtraining für Polizisten unabdinglich

Im Zuge der neuen Erkenntnisse machte die Landesvorsitzende nochmals deutlich, dass es neben der genauen Aufklärung der gesundheitlichen Gefährdung zu einem weiteren Ausbau der Schießanlagen kommen muss. „Wir können derzeit 31 Echtschussbahnen nutzen. Das reicht nicht mal annähernd, um das notwendige regelmäßige Schießtraining der Polizisten zu gewährleisten. Zumal die acht in Ruhleben tagsüber ausschließlich für die Ausbildung genutzt werden“, sagt Philipp. Hinzu kommen in der Landespolizeischule zwei Laserschießbahnen, in der Bernauer Straße deren acht. Acht weitere sind derzeit in der Entstehung. Philipp: „Wunderbar, dass es sie gibt. Aber mit Laserschießen kann der echte Waffengebrauch keinesfalls realistisch simuliert werden. Wir brauchen zusätzliche Echtschussbahnen, um die innere Sicherheit wahren zu können.“

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