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GdP-Chef Konrad Freiberg im Interview mit dem Münchner Merkur:

Polizei will nicht in einen Bürgerkrieg

München/Berlin.

Die Bundesregierung will mehr deutsche Polizisten nach Afghanistan schicken. Das Ausbilderkontingent soll nahezu verdoppelt werden: von 123 auf 200. Die meisten Bundesländer haben ihre Unterstützung signalisiert – darunter auch Bayern; derzeit sind sieben Beamte des Freistaats am Hindukusch im Einsatz. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht die neuen Pläne mit Skepsis. „Als deutsche Polizisten wollen wir nicht in einen Bürgerkrieg“, warnt GdP-Vorsitzender Konrad Freiberg. Bitte lesen Sie das Interview im Wortlaut nach dem Klick auf...

Münchner Merkur: Herr Freiberg, Sie sind gegen den Vorstoß der Bundesregierung?
Konrad Freiberg: Ich sehe die außenpolitischen Zwänge. Und ich sehe auch, dass wir helfen müssen . . .

Aber?
Aber wir müssen an die Dinge realistisch herangehen. Was man in Afghanistan braucht, das sind Polizisten, die Bezirke gegen Taliban-Kämpfer absichern. Die im Notfall mit schweren Waffen gegen Terroristen vorgehen. Das sind – ich sage das jetzt salopp – keine Tatort-Kommissare, die am Ort des Verbrechens Fingerabdrücke sichern. Es geht in Afghanistan um eine Gendarmerie, eine paramilitärische Einheit. Das können wir nicht leisten. Und wir wollen auch kein „training on the job“.

Das Mandat sieht bislang keine Außeneinsätze vor. Deutsche Polizisten bilden afghanische Polizisten in sicheren Camps aus.
Die Ausweitung des Mandats war durchaus im Gespräch – wir haben uns massiv dagegen gewehrt. Der Bedarf, mit afghanischen Polizisten auf Streife zu gehen, ist ja riesig. Oft sind die afghanischen Polizisten Analphabeten, können nicht einmal einen Ausweis lesen. Sie müssen Geld verdienen, um zu überleben. Und in der Not wechseln sie auch die Fronten, laufen zu den Taliban über. Da geht es nicht darum, einem Rechtsstaat zu dienen. Das ist unsere westliche Auffassung, aber sie lässt sich nicht eins zu eins auf Afghanistan übertragen.

Sie sind der Ansicht, eine Demokratie wird es in Afghanistan kaum geben. Warum sind Sie so sicher?
Ich glaube, wir sind mit sehr vielen Illusionen in dieses Land reingegangen. Aber Tatsache ist doch, dass dort ganz andere Strukturen herrschen – und das meine ich nicht nur abwertend. Afghanistan hat nun mal eine andere Gesellschaftsordnung. Der Rückhalt kommt von der Familie, vielerorts haben die sogenannten Warlords das Sagen. Die Menschen müssen ihren eigenen Weg finden. Und das ist nicht zwingend der unsere.

Aber man kann Ihnen doch dabei helfen?
In einem begrenzten Rahmen, ja. Nämlich als zivile Helfer für den Aufbau. Aber nicht als Teil einer Bürgerkriegs-Partei. Außerdem müssen wir auch bedenken, dass uns in Deutschland – wegen drastischer Sparmaßnahmen – immer mehr Polizisten fehlen. Allein in den vergangenen zehn Jahren haben wir insgesamt 10 000 Einsatzkräfte verloren.

Das Interview führte Barbara Nazarewska, Münchner Merkur
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