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Kommentar von Andreas Nünemann, FA Kripo

Die Kripo rät NICHT: Legalisiert Cannabis!

Die GdP ist strikt gegen eine Freigabe von Cannabis. Symbolbild: Oliver Arndt, pixelio.de
Die GdP ist strikt gegen eine Freigabe von Cannabis. Symbolbild: Oliver Arndt, pixelio.de
Hannover.

Der Vorstoß des Bunds Deutscher Kriminalbeamter (BDK) und seines Vorsitzenden André Schulz, Haschisch und Marihuana zu legalisieren, hat die Debatte darüber erneut befeuert. Ärztekammer, Gesundheitsministerin und auch die GdP in Niedersachsen sprechen sich vehement dagegen aus. Andreas Nünemann vom GdP-Fachausschuss Kripo kommentiert:

„Die Kripo rät: Legalisiert Cannabis“ – dazu rät einzig und allein der Vorsitzende des Bundes deutscher Kriminalbeamter. Ich hoffe, dass Herr Schulz diese Überschrift (zu seinem Gastbeitrag in der Hannoverschen Zeitung, Online-Ausgabe vom 4. Februar 2018) nicht selbst für seine Veröffentlichung gewählt hat, sondern dass das Presseorgan seine Meinung in dem von ihm verfassten Artikel so zusammengefasst hat. Der Fachausschuss Kriminalpolizei (FA Kripo) in der GdP Niedersachsen kann sich der - leider doch auf Stammtischniveau geführten Argumentation - in dem HAZ-Artikel nicht anschließen.

Natürlich trennen auch wir zwischen medizinischem Einsatz und Freizeitkonsum deutlich!

Eine Hauptargumentation, dass die USA den sogenannten „War on Drugs“ verloren gegeben hätten, erscheint geradezu hanebüchen. Von einer Einstellung der Kampfhandlungen ist zu uns noch nichts durchgedrungen. Legalisieren wir jetzt Laden- und Fahrraddiebstahl, weil bei den geringen Aufklärungsquoten der Kampf als verloren bezeichnet werden muss?

Erstaunlicherweise bezeichnet Herr Schulz im Artikel die Legalisierung in acht Bundesstaaten der USA, Uruguay und Portugal als „mutigen Feldversuch“. Dazu können wir nur sagen: Ja, leider am lebenden Objekt! Die USA haben gerade erst quasi den Opioid-Notstand, der gut 100 Menschen täglich tötet, ausgerufen - und nun benötigen sie dringend weitere Rauschmittel?

Auch die recht simple Betrachtungsweise, dass ein vom kriminellen Milieu dominiertes Geschäft durch Legalisierung zur Verbesserung der gesellschaftlichen Bedingungen (bspw. weniger Beschaffungskriminalität und Wohnungseinbrüche) führt, ist eher zu kurz gedacht. Der Jugendschutz funktioniert doch auch bei den bereits legalen Drogen Nikotin und Alkohol so gut wie gar nicht!

Gerade aber bei Jugendlichen und Heranwachsenden bestreitet tatsächlich kein Arzt bzw. Neurologe eine stark erhöhte Gefahr der Entwicklung von Psychosen durch den Konsum von Cannabis. Erst ein fertig entwickeltes Gehirn im Alter von ca. 21 bis 23 Jahren kann die THC-Anlagerungen zwischen den Synapsen relativ unbeschadet verarbeiten. Der aufgrund professioneller Aufzuchtbedingungen und Hochleistungszüchtungen massiv gestiegene Wirkstoffgehalt – mit entsprechenden Folgen auf die Wirkungsweise, verbunden mit Problemen bei der Dosierung – kann auch bei Erwachsenen Schädigungen hervorrufen.

Die von den Befürwortern berechneten Entlastungen für den Justiz- und Polizeihaushalt sehen wir als unrealistisch an, da die Abgrenzungsproblematik (Jugendliche/Erwachsene, Wirkstoffmengenbestimmung bis zu einer Freigrenze etc.) weiterhin prägend für Gefahrenabwehr und Strafverfolgung sein muss. Auch angebliche fließende Steuereinnahmen werden von den Befürwortern inzwischen kaum noch als Argument genutzt, da hier angestellte Berechnungen wohl doch nicht so üppig ausfallen. Das Thema scheint jedoch für einige Parteien geeignet zu sein, um sich bei jüngeren Wählern als besonders „progressiv“ anzubiedern. Hier wird leider durch diese Parteien und den BDK-Chef der Eindruck erweckt, durch Legalisierung von Cannabis hätten wir ganz einfach ein Problem weniger.

Das halten wir für einen unverantwortlichen Feldversuch! Von daher kann der Aufruf nur lauten: „Die Kripo rät NICHT: Legalisiert Cannabis!“


Andreas Nünemann, Vorsitzender FA Kriminalpolizei der GdP Niedersachsen

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