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GdP Information

Gedanken des GdP-Landesvorsitzenden Torsten Jäger über Corona und die Polizei

Die ersten Besprechungen in der Landespolizei waren noch durch sehr gegensätzliche Meinungen gekennzeichnet. Die einen sprachen von Panikmache und Hysterie, andere steigerten sich in gedankliche Katastrophenpläne. Wir konnten aber alle zusammen gar nicht so schnell nachdenken, die Corona-Viren breiteten sich weltweit rasend schnell aus. Es gibt bisher unvorstellbare politische, behördliche und gesellschaftliche Reaktionen. Deutschland, Europa, ja große Teile der Welt sind stillgelegt. Sehr viele Menschen verhalten sich vernünftig und verantwortungsvoll, sie vermeiden soziale Kontakte und damit Ansteckungsgefahren. Das Gesundheitssystem darf nicht überlastet werden, damit auch Schwerstkranke adäquat medizinisch versorgt werden können.

In der Landespolizei gibt es zwischenzeitlich eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation (BAO), eine ständige Beratung des Interministeriellen Leitungsstabes und unendliche Lagebesprechungen, die häufig als Telefonkonferenzen durchgeführt werden. Bisher haben sich wenige Kolleginnen und Kollegen nachweisbar infiziert und gesunden hoffentlich möglichst bald. Andere sind in Quarantäne oder Heimarbeit, ganz flexibel und unkompliziert, immer mit der Zielrichtung, Reserven zu bilden, falls sich die Epidemie auch in die Landespolizei hineinfrisst und irgendwann die Einsatzfähigkeit in Frage stellt.


    Sehr viele von Euch machen aber weiter ihren 24/7 Präsenz- und Einsatzdienst, nehmen dabei Schichtumstellungen und 12-Stunden-Dienste hin, haben unendliche Bürgerkontakte, schöne, aber auch, das zeichnet unseren Beruf aus, häufig mit uneinsichtigen und dummen Menschen. Das macht Ihr, liebe Kolleginnen und Kollegen, zwei FFP-3-Masken, Schutzhandschuhe und Desinfektionsmittel im Gepäck und mit dem ärztlichen Rat, Abstand zu halten. So löst Ihr Ansammlungen in Parks und auf Spielplätzen auf, beendet Corona-Partys und verbringt alkoholisierte und vielleicht auch hustende Menschen ins Gewahrsam. Der Polizeiberuf ist geprägt von Kontakten zu Menschen. Zwei Meter Sicherheitsabstand sind oft unmöglich!

    Vieles geht in den Köpfen unserer Kolleginnen und Kollegen vor, wohl ganz unterschiedlich, vielleicht auch mit Furcht und Blick auf die eigene Familie. Dieses Gegenüber sieht man nicht! Und trotzdem macht Ihr engagiert, selbstlos und vor allem professionell Euren Dienst. Dazu ist auch im weiteren Einsatzverlauf eine auskömmliche Ausstattung mit Schutzausrüstung zwingend erforderlich!
    Soeben erhalten wir Nachricht von einem Kollegen, der aufgrund einer Vorerkrankung im Moment keinen Dienst verrichten darf. Er möchte helfen, darf aber nicht, fühlt sich hilflos und möchte seine Polizeizulage einem guten Zweck zuwenden.

    Berechtigte private Interessen von Kolleginnen und Kollegen stehen im Moment hintenan. Selbiges ist auch bei der Polizeiführung zu beobachten. Es wird nicht auf die Minute oder Stunde geschaut. Es wird gemacht. Wir alle zusammen müssen jetzt funktionieren, dazu sind eine klare, verständliche Sprache und feste Regeln erforderlich.

    Manchmal gibt es noch Widersprüche in der Sprache oder in den behördlichen Entscheidungen. Die GdP und auch die Personalräte übernehmen dabei die Funktion, Hinweise z.B. auf möglicherweise fehlende Schutzausrüstung an die richtige Stelle zu melden. Als GdP verzichten wir in dieser Lage auf lautstarkes Vorgehen, wir wollen unterstützen und helfen. Wir sprechen Entscheidungsträger direkt an.
    Die Polizei in Schleswig-Holstein, unsere Kolleginnen und Kollegen, zeigen nach der umfänglichen Hilfe in der Flüchtlingssituation 2015 einmal mehr, welcher gesellschaftliche und politische Stellenwert ihr zukommt. Mit vielen anderen in dieser Krisensituation gehen wir nicht in Deckung, sondern helfen, wo wir können.

    Möge diese Krise überwunden werden, dieser Virus erfolgreich bekämpft werden. Hoffentlich erstarkt unsere Gesellschaft und Demokratie daran! Es wird gerade in diesen Zeiten mehr als deutlich, was dieser Staat zu leisten im Stande ist und was die Menschen zu Recht von ihrem Staat erwarten dürfen. Der Begriff „Schlanker Staat“ muss ein für alle Mal in den Geschichtsbüchern verschwinden!
    Mit Eurer Hilfe und der von vielen anderen engagierten Menschen wird es hoffentlich gelingen, diese unfassbare Lage weiter so souverän bewältigen, wie die Menschen in Schleswig-Holstein es von ihrer Polizei kennen.

    Als Gewerkschaft der Polizei sagen wir respektvoll – Herzlichen Dank und bleibt gesund!

    Der Landesvorstand
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