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9. Bundesseniorenkonferenz der Gewerkschaft der Polizei

Erfahrung gestaltet Zukunft - Dem Motto das politische Gewicht geben

Potsdam/Berlin.

In Potsdam hat die 9. Bundesseniorenkonferenz der Gewerkschaft der Polizei (GdP) begonnen. Zunächst gedachten die 108 Delegierten den beiden am Vortag in Rheinland-Pfalz bei einem Gewaltverbrechen verstorbenen Polizeibeamten. Den Angehörigen und Liebsten übermittelte der stellvertretende Bundesseniorenvorsitzende Ewald Gerk im Namen der GdP-Bundesseniorengruppe tief empfundene Anteilnahme. Zu Beginn des hybriden Delegiertentages ließ der aus Krankheitsgründen nicht an der Veranstaltung teilnehmende scheidende GdP-Bundesseniorenvorsitzende Winfried Wahlig einige begrüßende Worte übermitteln. Darin zog Wahlig auch eine kurze Bilanz seiner achtjährigen Amtszeit. Es sei gelungen, die Stimme der Älteren vernehmbarer zu machen.

Anja Piel (DGB): Veränderte Lebenssituation älterer Menschen sowie verändertes Altersbild politisch berücksichtigen

Angesichts einer älter werdenden Gesellschaft, so Wahlig, sei es weder klug noch gerecht, auf die Erfahrung und das Engagement der Seniorinnen und Senioren zu verzichten. Das gelte nicht nur generell, sondern insbesondere auch für die Gewerkschaften, nicht zuletzt die GdP. Die Seniorengruppe habe vor diesem Hintergrund auch lernen müssen, unbequemer zu werden. Es zeichne jedoch den demokratischen Prozess aus, dass auch die Stimmen gehört und beachtet werden, die sich der Mehrheitsmeinung entziehen. Wahlig zeigte sich überzeugt, dass der neue Vorstand der Seniorengruppe (Bund) diesen Weg konsequent weiter beschreiten und der bestellte Acker von fleißigen Händen weiter bearbeitet werde.

Die aus Gründen der Pandemie nur eintägig abgehaltene 9. Bundesseniorenkonferenz der Gewerkschaft der Polizei stellt die politischen Weichen für die gewerkschaftliche Seniorenarbeit der nächsten vier Jahre. In mehr als 40 Anträgen erörtern die GdP-Seniorinnen und -Senioren unter anderem Themen aus den Bereichen Gewerkschafts-, Gesellschafts- und Kriminalpolitik sowie beamten- und versorgungsrechtliche Fragestellungen. Die Mobilität und die Teilnahme am Digitalisierungsprozess werden Schwerpunkte der Beratungen und Beschlussfassungen sein.


Piel: Modernes Altersbild
Anja Piel, Mitglied des Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), stellte in ihrem Grußwort zunächst die Lage der Seniorenpolitik hierzulande dar. Deren Strukturen reichten von aktiven bundesweiten – wie bei der GdP-Seniorengruppe – bis hin zum Fehlen einer bundesweiten Koordinierung – was das Entwickeln gemeinsamer Positionen erschwere. Warum jedoch eine abgestimmte Seniorenpolitik wichtig sei, erkläre bereits die Zahl lebensälterer Menschen im gewerkschaftlichen Dachverband. Gut 1,2 Millionen DGB-Mitglieder sind Piel zufolge über 65 Jahre alt, und aufgrund der demographischen Entwicklung würden es noch mehr werden.

„Es sind auch häufig bisher sehr aktive Kolleginnen und Kollegen, die mit dem Eintritt in die Altersversorgung nicht die Hände in den Schoß legen wollen“ sagte sie und mahnte, dass Politik mit und für Seniorinnen und Senioren eine Querschnittsaufgabe sei, die einem modernen Altersbild entsprechen müsse. Piel: „Das kann nicht nur auf Fragen der Pflege oder Krankheit reduziert werden. Die Gewerkschafterin appellierte an die Arbeitnehmervertretungen, sich an einer Politik für und mit Seniorinnen und Senioren zu beteiligen und voranzutreiben. Dabei sei die veränderte Lebenssituation älterer Menschen und ein verändertes Altersbild zu berücksichtigen.

Piel würdigte die Arbeit älterer Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Gewerkschaften. Sie unterstützten selbstverständlich gewerkschaftlichen Kämpfe für bessere Arbeit, Tarif- und bessere Lebensbedingungen. Sie seien zudem ansprechbar, um bei gewerkschaftlichen Beratungsangeboten verschiedenster Art Hilfen zu leisten.

Sie plädierte dafür, deren Wissen und Erfahrungen besser zu nutzen – beispielsweise durch Mentoring-Programme. „Darin können ältere die jüngeren Kolleginnen und Kollegen bei ihrem Berufseinstieg, beim Wechsel des Arbeitsplatzes oder anderen wichtigen Lebensabschnitten unterstützen und beraten“, führte Piel fort. Dazu passe das Konferenzmotto der GdP-Seniorengruppe ganz besonders.

Das DGB-Vorstandsmitglied skizzierte den Delegierten die weiteren seniorenpolitischen Vorhaben des Dachverbandes. Besonders wichtig sei es dem DGB, sich für die Verbesserung der Teilhabe und der Mitgestaltung durch eine gesetzliche Verankerung auf kommunaler und auf der Landesebene einzusetzen. Zudem gehe es unter anderem um Maßnahmen für den wirksamen Abbau der Altersdiskriminierung, einen Digitalpakt für Ältere und eine Verbesserung der Wohnsituation älterer Menschen. Ebenso um Themen wie Mobilität, Innere Sicherheit, Bildung und Weiterbildung, eine ortsnahe Gesundheitsversorgung sowie den Kampf gegen die Einsamkeit. „Und das sind ja auch Themen, die Ihr heute in Eurer Antragsberatung auf der Tagesordnung habt“, bekräftigte Piel.

Sie wünsche sich und allen Seniorinnen und Senioren, dass diese Punkte bei der neuen Bundesregierung mehr Berücksichtigung fänden. Piel: „Ich persönlich finde es sehr bedauerlich – oder andersrum gesagt ziemlich skandalös –, dass in dem Koalitionsvertrag die Seniorenpolitik lediglich in knapp acht Zeilen abgehandelt wird.“ Leider habe auch die erste Rede der neuen Ministerin Anne Spiegel im Bundestag dazu nicht mehr beigetragen. Sie werde in den anstehenden Gesprächen mit der neuen Mannschaft im Ministerium da etwas mehr Druck machen, kündigte sie an.

GdP-Vize Jörg Radek: Seniorenpolitik ist attraktive Zukunftsaufgabe

Zwar heißt das Motto des diesjährigen Bundesseniorenkongresses „Erfahrung gestaltet Zukunft“, doch richtete der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Jörg Radek seinen Blick zunächst vier Jahre zurück. In seinem Grußwort an die vor Ort oder per digitaler Schalte versammelten Delegierten erinnerte er an die noch unbeschwerten Zeiten vor der Pandemie.

Zunächst nahm der GdP-Vize Bezug auf die beiden brutal ermordeten Polizeibeamten aus Rheinland-Pfalz. Der Gewerkschafter zeigte sich sichtlich erschüttert über die Tat und über einige Reaktionen darauf in den sozialen Medien. Für die Gewerkschaft der Polizei sei in so einem Fall klar: „Hier sind die Dienstherren gefordert, mehr zu tun“, betonte Radek. Man müsse Provider und all jene, die derartigen Hass und Hetze verbreiteten, in die Pflicht nehmen, so etwas künftig zu unterbinden. „Wir wollen in einer offenen Gesellschaft leben“, stellte er klar. „Aber wir wollen nicht mit solchen Widerlichkeiten leben. Wir wollen nicht mit Hass und Hetze leben.“ Deswegen sei es richtig und wichtig, diese Tat zum Anlass zu nehmen, um innezuhalten und zu überdenken, worin man diese Gesellschaft stärken und verbessern könne. „Wir müssen die Gesellschaft noch widerstandsfähiger machen, gegenüber dem, was die innere Ruhe gefährdet“, mahnte der Gewerkschafter.

Vor vier Jahren habe sich noch niemand vorstellen können – erst recht nicht wollen –, unter welchen Umständen solche Zusammenkünfte organisiert werden müssten oder ob sie überhaupt stattfinden werden dürfen. „Das gesellschaftliche Leben von heute war die Zukunft vor vier Jahren“, betonte der für die Seniorenpolitik im Geschäftsführenden GdP-Bundesvorstand verantwortliche Gewerkschafter. So hatte sich in der Folge gezeigt, dass das Motto der Seniorengruppe sich als gute Wahl herausgestellt habe.

„Die Seniorenvertretung hat sich trotz dieser Handicaps weiterentwickelt. Durch euren Einsatz, und es ist einzig euer Verdienst.“ Radek würdigte insbesondere die deutlich verbesserte Zusammenarbeit mit dem Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sowie das spürbare Engagement in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Das sei im Wesentlichen einem agilen und motivierten Bundesseniorenvorstand zu verdanken, dem er an dieser Stelle seinen besonderen Dank ausspreche.

Angesichts der pandemischen Umstände und Entwicklungen, so stellte der GdP-Vize klar, dürften Seniorinnen und Senioren „nicht die Verlierer im Wettlauf, um die Beseitigung der Folgen der Pandemie werden“. Die Pandemie habe zwar Zeiten der Quarantäne und des Stillstandes hervorgebracht, auch der Wandel innerhalb der Gesellschaft habe Fahrt aufgenommen. Nun diese Entwicklung aktiv zu begleiten und mitzugestalten, statt sie nur hinzunehmen, sei eine attraktive Zukunftsaufgabe. Wer beim Fortschritt nur in den Rückspiel schaue und den Blick nicht nach vorne richte, verliere das Ziel aus den Augen. „Unsere Erfahrungen sind unsere Werte, denen wir uns in der Gewerkschaft verbunden fühlen. Sie sind unser Rüstzeug und Kompass, um die Zukunft gestalten zu können“, führte Radek aus und wünschte der Veranstaltung einen guten Verlauf.

GdP-Bundesvorsitzender Oliver Malchow: Die Dinge, die euch bewegen, müssen Thema der Gewerkschaft der Polizei sein
Der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow wendete sich per Videoschalte aus Schleswig-Holstein an die Delegierten in Potsdam. „Ihr seid die Vertreter für 35.000 Menschen in unserer Organisation. Die Dinge, die euch bewegen, müssen Thema der Gewerkschaft der Polizei sein“, betonte er. Die Seniorengruppe habe viel erreicht. Das sei nicht zuletzt auch dem großen Engagement der Ehrenamtler zu verdanken. „Wir leben von der Arbeit, die vor Ort geleistet wird, von euch. Ihr seid die, die sich um die Bedürfnisse anderer kümmern, helfend unterstützen und Abhilfe schaffen“, stellte Malchow fest.
Neben der politischen Arbeit auf der Ebene des Vorstandes lebe die GdP vor allem von ihren Netzwerken, dem Engagement und der Ansprechbarkeit ihrer Mitglieder. Dem müsse man Anerkennung zollen: „Denn entscheidend ist all das, was ihr vor Ort macht. Und dort leistet ihr eine sehr gute Arbeit“, betonte der Bundesvorsitzende.
Dieses persönliche Engagement der Delegierten freue ihn persönlich ganz besonders, sagte Malchow. Es bleibe weiterhin wichtig, sich einzubringen, sich einzumischen und mit viel Erfahrung, die Zukunft zu gestalten: „Für euer Engagement danke ich euch recht herzlich und wünsche euch alles Gute.“


GdP-Bundesjugendvorsitzende Jennifer Otto: Lasst uns gemeinsam die Zukunft gestalten
In ihrem Grußwort reichte die neue Bundesjugendvorsitzende Jennifer Otto den Delegierten der Bundesseniorenkonferenz die Hand zur Zusammenarbeit: „Erfahrung gestaltet Zukunft. Wir sind die Zukunft. Lasst uns gemeinsam die vor uns liegende Zeit gestalten“, bekräftigte sie.

Die Erfahrung der Lebensälteren sei wichtig für die jüngere Generation, betonte die Gewerkschafterin. In ihrem Heimatbezirk Rheinland-Pfalz habe man deren Wert erkannt und ein Mentoring-Programm aufgelegt. „Der heute aus seinem Amt scheidende stellvertretende Bundesseniorenvorsitzende Bernd Becker war seinerzeit mein Mentor. Dementsprechend weiß ich, wie wichtig es ist, die Erfahrung der älteren Generation mitzubekommen und mitzunehmen in die neue Zeit“, sagte Otto und bekräftigte: „Das Motto unserer Bundesjugendkonferenz war ‚together’, also gemeinsam. Und genau so wollen wir leben“, stellte sie klar. Es sei wichtig, voneinander zu lernen und sich zu unterstützen. „Ich freue mich auf den Austausch und die Zusammenarbeit mit der Bundesseniorengruppe.“

Impressionen der 9. Bundesseniorenkonferenz (Fotos: Dirk Lässig)

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