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DEUTSCHE POLIZEI

Ausgabe September 2017

Der Tag, an dem Abteilungsführer Otto Knoke einen Teil seines Humors verlor, („… und das für immer“), war der 19. März 1977. Es war der Tag vor 40 Jahren, als rund 15.000 Demonstranten versuchten, den Bauplatz des geplanten Kernkraftwerks im niedersächsischen Grohnde zu besetzen. Ihnen standen etwa 5.000 Polizeibeamte entgegen. Den zum Teil mit Gasmasken und Helmen ausgerüsteten Demonstranten gelang es, auf 15 Metern Länge den doppelten Metallgitterzaun einzureißen. Es war die bis dahin gewalttätigste Auseinandersetzung der westdeutschen Demonstrationsgeschichte mit vielen Verletzten. Sie ging als die „Schlacht um Grohnde“ in die Protestgeschichte der Anti-Atomkraft-Bewegung ein. Die Auseinandersetzung um die friedliche Nutzung der Kernenergie gehört zu den größten gesellschaftlichen Konflikten im Nachkriegsdeutschland. Die Frontlinien verliefen durch Regionen, Städte und Ortschaften, auch durch Familien.

Rolle des Gegners wird der Polizei nicht gerecht

„Der Protest gegen die kommerzielle Nutzung der Atomenergie wurde durch starke soziale und politische Gruppen in unserer Gesellschaft getragen, die eine eigene Erinnerungskultur entwickelt haben. Die Polizei spielt darin bisher nur den Part des Gegenübers, des Gegners, der nicht selten Gewalt angewendet hat. Diese Sichtweise ist einseitig und wird der Funktion und Rolle von Polizei in einer demokratischen Gesellschaft nicht gerecht“, sagt Dr. Dirk Götting, Lehrbeauftragter für Polizeigeschichte in der Aus- und Fortbildung der Polizeiakademie und Kurator des Polizeimuseums Niedersachsen. „Wenn sich die Polizei paramilitärischen Aktionen ausgesetzt sieht, dann kommt sie als Sicherheits- und Ordnungsorgan einer Zivilgesellschaft an ihre Leistungsgrenze“, so Dr. Götting und fügt hinzu: „Daran hat sich in 40 Jahren nichts geändert.“

Den Anstoß für das Zeitzeugengespräch gab der Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom, der in seiner Ausstellung „40 Jahre Schlacht um Grohnde“ die Gewalt und die Frage der Friedfertigkeit von Protestformen gegen die Atomenergie darstellt. Gelderblom betont: „Die Ausstellung verfolgt keinen historischen oder sozialwissenschaftlichen Ansatz, der die Ereignisse aus der Distanz einordnet und bewertet. Sie betrachtet den Widerstand gegen Grohnde mit grundsätzlicher Sympathie, wenn auch aus zeitlichem Abstand. Im Zentrum stehen Erfahrungsberichte von Menschen, die an dem damaligen Geschehen beteiligt waren, darunter zwei Polizeibeamte. Sie repräsentieren nachdenkliche, kritische und kontroverse Sichtweisen. Auch bei der Darstellung der Ereignisse des 19. März 1977 versucht die Ausstellung, unterschiedliche Sichtweisen – der Demonstranten, der Polizei, der Presse einzunehmen.“

Die Veranstaltung fand im Sitzungssaal der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden statt, in den der Leiter der Polizeiinspektion, Ralf Leopold, gemeinsam mit dem Polizeipräsidenten Uwe Lührig zu einer außerordentlichen Führungskräftebesprechung eingeladen hatte. Sie fand in Gegenwart von Führungskräften der Polizei, des Landrates Tjark Bartels, Emmerthals Bürgermeister Andreas Großmann und der CDU-Landtagsabgeordneten Petra Joumaah statt.

Lebendig wurde der denkwürdige Polizeieinsatz durch eine Reihe polizeilicher Zeitzeugen. Die Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden hatte sich bereits mit den Ausstellungen „Ordnung und Vernichtung Die Polizei im NS Staat“ und „Von der Polizeiassistentin zur Führungskraft“ in den vergangenen Jahren intensiv mit polizeirelevanten Geschichtsthemen auseinandergesetzt.

Weitere Themen:

FORUMLesermeinung; SPENDENAKTION Aktion von GdP und "BILD": Hilfe für verletzte G20-Polizistinnen und -Polizisten; TITEL/VOR 40 JAHREN Die "Schlacht um Grohnde" hatte viele Verlierer; GdP-NACHRICHTEN "Jeder Übergriff ist einer zu viel, Breite Diskussion nach verweigerten Handschlag, Gündner-Ede: Schutz von Frauen vor Gewalt noch immer lückenhaft, Bayerischer Ehrenvorsitzender Joachim Weiss im Alter von 86 Jahren verstorben; GEWERKSCHAFTEN DGB-Spitze zu Gast bei der Bundespolizei; BUNDESLIGA-TIPPSPIEL Bei bestem Tipp: Fußball-VIP!; EINSATZ Nach erneuten Ausschreitungen: Fußball-Störer aus Stadien dauerhaft verbannen; SPORT Niedersachsen dominieren Tischtennis-Cup; KIRCHENTAG "... einfach mal Danke sagen"; POLIZEITAGE Bereitschaftspolizei steckt im 100-Millionen-Investitionsstau; INTERNATIONALES Wer nicht pustet, kommt hinter Gitter; TARIF Tarifpflege - auf Kosten der Beschäftigten; SOZIALES Umstrittene Skandalisierung; KRIMINALITÄT Was die Kriminalstatistik über Einbrüche aussagt; HOBBY GdP-Mitglied mit Eintrag im Guinnessbuch; FORUMLesermeinung; BUCHTIP Handbuch Polizeimanagement; IMPRESSUM

Falls Sie einen Leserbrief zu einem Artikel dieser Ausgabe schreiben möchten, vergessen Sie bitte nicht, den betreffenden Artikel zu nennen, zu dem Sie sich äußern möchten: gdp-pressestelle@gdp.de
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