Zum Inhalt wechseln

DP - DEUTSCHE POLIZEI

Ausgabe September 2020

Die Art und Weise einer Polizei stellt für die Gesellschaft, in der sie agiert, einen wichtigen Pfeiler demokratischer Stabilität dar. Sie ist dann eine Polizei aus Bürgern für Bürger. Damit sie diesem Anspruch gerecht werden kann, steht dem Verordnen eines Dienstherrn stets eine auf Augenhöhe etablierte Mitbestimmung gegenüber. An dieser Erfolgsgeschichte hierzulande hat die Jubilarin einen gehörigen Anteil. Warum das so ist, erklärt die Historikerin und DP-Autorin Laura Ede. Als am 14. September 1950 in Hamburg die Vertreter der jungen Polizeigewerkschaften der (westlichen) Länder zusammenkommen, um die Gewerkschaft der Polizei (GdP) auf Bundesebene zu gründen, legen sie nicht nur den Grundstein für den Neubeginn polizeilicher Gewerkschaftsarbeit. Die GdP sollte in den folgenden sieben Jahrzehnten die Polizei in Deutschland nachdrücklich prägen: als moderne, bürgernahe Organisation, deren demokratischer Nährboden das Grundgesetz bildet.

Vom Kaiserreich bis in die Weimarer Republik: Auch wenn die Anfänge polizeigewerkschaftlicher Arbeit bis ins Kaiserreich zurückdatieren, ist es ein langer und harter Kampf, bis Polizistinnen und Polizisten Mitbestimmung und gestalterische Rechte zuerkannt werden. Erste Vereine gründen sich bereits in den 1880er Jahren. Dazu gehört der „Sterbekassenverein der Bayrischen Polizeimannschaft“ von 1882. Die Gründung fällt in eine Zeit, die durch die Bismarckschen Sozialistengesetze geprägt ist. Deren Ziel ist es, die aufstrebende Gewerkschaftsbewegung und den Ruf nach gesellschaftlicher Teilhabe und Arbeitsrechten zu unterdrücken. Unter dem Deckmantel der Wohlfahrtsarbeit treffen sich Polizeiangehörige und beratschlagen über ihre Arbeitssituation. Immer wieder werden diese Vereine jedoch verboten, ihre Mitglieder strafversetzt oder gar aus dem Dienst entlassen.

Eine erste Blütezeit polizeigewerkschaftlicher Arbeit wird durch den Sturz des Kaisers und die Ausrufung der Weimarer Republik 1919 eingeleitet. Die neue Verfassung garantiert auch Beamten das uneingeschränkte Vereins- und Versammlungsrecht sowie die politische Gesinnungsfreiheit. Zur größten und einflussreichsten Polizeigewerkschaft der ersten Demokratie auf deutschem Boden entwickelt sich der umgangssprachlich nach seinem Vorsitzenden benannte Schrader-Verband.

Ernst Schrader, bereits seit 1915 Verbandsvorsitzender, formt aus dem anfangs lokal auf Berlin beschränkten Verein die erste Einheitsorganisation der Polizei in Preußen, die ab 1923 sowohl staatliche wie kommunale Polizeibeamte vertritt. Zu ihren größten Erfolgen gehört, dass der Polizeiberuf 1927 zum Lebensberuf wird. Vorher war die Dienstzeit auf zwölf Jahre beschränkt. Unter dem Einfluss des „Verbands Preußischer Polizeibeamter“ – so der offizielle Name – wird die Polizei zu einer entmilitarisierten, bürgernahen Organisation mit Arbeitsschutz und Mitspracherechten. 1930 vereint er mit rund 75.000 Mitgliedern fast achtzig Prozent der preußischen Polizeibeamten. Schrader, der als Sozialdemokrat fest an die demokratischen Grundrechte glaubt, legt 1932 aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder.

Nationalsozialismus und Besatzungszeit: Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 endet nicht nur die erste Demokratie in Deutschland. Die Zerschlagung der verhassten Gewerkschaften ist eines der ersten Ziele, das die neuen Machthaber konsequent und schnell umsetzen. Der Schrader-Verband gilt den Nationalsozialisten als erklärter politischer Gegner und die Kontrolle über die Polizei als wichtiges Instrument, ihren autoritären Führungsanspruch durchzusetzen. Der Abwehrkampf des Verbandes ist nur von kurzer Dauer. Bereits am 27. April 1933 wird die Auflösung der längst unterwanderten Organisation durch seine neue, nationalsozialistische Führung beschlossen. Ihre Mitglieder werden in den „Kameradschaftsbund Deutscher Polizeibeamter“ überführt und demokratische Kräfte innerhalb der Polizei mit Hilfe des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ systematisch ausgeschaltet. Manche Beamte, die nach diesem Gesetz entlassen werden, finden sich in Arbeits- und Konzentrationslagern wieder. Zu ihnen gehört der gesundheitlich schwer angeschlagene Ernst Schrader. Die traurige Wahrheit ist jedoch, dass sich der größte Teil der Polizei willig in den Dienst des Regimes stellt und sich – als Täter und Ausführende – erhebliche Mitschuld an den Verbrechen der Nationalsozialisten auflädt.

1945, nach Ende des zweiten Weltkrieges, teilen die Alliierten Deutschland in vier Besatzungszonen auf, die nach und nach polizeigewerkschaftliche Arbeit wieder zulassen. Während sich in der sowjetischen Zone bereits von Beginn an Polizeibeamte im „Freien Deutschen Gewerkschaftsbund“ mitorganisieren, lässt die französische Zone erst 1949 mit dem „Verband der Polizeibeamten“ in Baden polizeiliche Gewerkschaftsarbeit zu. Als die Alliierten 1950 die Verantwortlichkeit für die Polizei an die Länder übergeben, steht dem Neubeginn der Polizeigewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) nichts mehr im Wege.
INHALT In eigener Sache, In dieser Ausgabe: HINGESCHAUT Neue Gesichter am Verhandlungstisch; VOR ORT Grünen-Politiker: Erste Hassbotschaften schon am Wahlabend; INNENLEBEN Wie laufen Tarifverhandlungen ab?; TITEL/70 JAHRE GdP Nur zusammen sind wir stark, ein wichtiger Pfeiler demokratischer Stabilität, GdP - Die tun was!, GdP ist die Antwort, Nichts so alt, wie der Erfolg von gestern; BUCHTIPP 70 Jahre Gewerkschaft der Polizei; INNENLEBEN Live. Interaktiv. Überall.; HINGESCHAUT Wir sind nicht nur "Einer"!; INNENLEBEN #SocialMedia - Wir werden digitaler; HINTERFRAGT Streife am Himmel; HINTERFRAGT Braucht Europa ein "FBI"?; HINGESCHAUT Rückenwind aus Karlsruhe; HINGESCHAUT Die Chancen gehen auseinander; HINGESCHAUT Nicht auf üble Tricks reinfallen; INNENLEBEN Hürden kreativ meistern; HINTERFRAGT Alle Deutschen haben (k)ein Recht, sich ohne Erlaubnis zu versammeln?; KOMMENTIERT Die Spiele mögen beginnen; TERMIN Drama, Baby!;HINGESCHAUT Das Geschäftszimmer, die gute Seele; INNENLEBEN Fußball-Experten wieder gefragt; IMPRESSUM

Falls Sie einen Leserbrief zu einem Artikel dieser Ausgabe schreiben möchten, vergessen Sie bitte nicht, den betreffenden Artikel zu nennen, zu dem Sie sich äußern möchten: gdp-pressestelle@gdp.de
This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen.