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Geburtstag: Rosamunde Pietsch begann 1945 ihre Laufbahn bei der Polizei.

Die Mutter der Polizistinnen in Hamburg wurde 90

Hamburg.

Eine Frau bei der Polizei? Viele, erinnert sich Rosamunde Pietsch, brachten seinerzeit nicht den nötigen Respekt auf, wenn sie der jungen Ordnungshüterin auf ihren ersten Streifengängen im Nachkriegs-Hamburg begegneten. Polizisten trugen damals zivil und nur eine kleine weiße Armbinde. 1946 gab es die ersten Uniformen. Rosamunde Pietsch setzte sich durch, gegen alle Widerstände und Vorbehalte.

Die Hamburgerin, die als "Urmutter" der weiblichen Schutzpolizei gilt und deren erste Leiterin war
- sie wurde 90 Jahre alt.

Als die damals 30jährige am 25. Oktober 1945 die Altonaer Polizeikaserne
betrat, erfüllte sich für den Sproß einer Polizistenfamilie ein Traum. In
Trainingsanzug, Luftwaffenmantel, Baskenmütze und selbstgenähten
Handschuhen meldete sie sich mit 44 anderen Frauen zum Dienst - der erste
Jahrgang der sogenannten weiblichen Schutzpolizei in Hamburg.

Nach Kriegsende wurde händeringend nach Polizisten gesucht. Im
Eilverfahren wurden die 45 Frauen in nur zwei Monaten ausgebildet. Die
wichtigsten Gesetze, einige Selbstverteidigungsgriffe - dann ging es auch
für Rosamunde Pietsch auf die Davidwache an der Reeperbahn, dann aufs
Revier am Hauptbahnhof. "Als wir in blauer Uniform zum ersten Mal
unterwegs waren, blieben die Menschen staunend stehen", sagt die
pensionierte Polizeihauptkommissarin. Gerade Jacke, knielanger Rock, eine
Brosche mit der Aufschrift "Polizei Hamburg" - aber noch ohne Pistole: So
traten die "WPs", wie sie genannt wurden, auf. Immer zu Fuß und ohne
Funkgerät. Wenn es "brenzlig" wurde, griffen die Polizistinnen zu
Trillerpfeifen und alarmierten die männlichen Kollegen. 1948 qualifizierte
sich Rosamunde Pietsch als einzige Frau unter 40 Männern für den
Oberbeamtenanwärterlehrgang. 1953 wurde sie, wieder allein unter Männern,
im westfälischen Hiltrup zur Polizeikommissarin ausgebildet: "Der
Schulleiter fiel fast um, als er meinen Namen aufrief. Er wollte mich
sofort nach Hause schicken", erzählt die Rentnerin - und resümiert im
nachhinein: "Ich hatte nie ernsthafte Schwierigkeiten, mich in der
Männerwelt durchzusetzen. Wurde ich belächelt, habe ich versucht, mich mit
Überzeugungskraft durchzusetzen." 1961 gründete die Hauptkommissarin die
erste Jugendschutztruppe der Hamburger Polizei, die sich mit den Problemen
von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzte.

Erst 13 Jahre, nachdem Rosamunde Pietsch 1975 aus dem Dienst ausschied,
wurde die Weibliche Schutzpolizei als eigene Dienststelle aufgelöst. Heute
gibt es unter den etwa 8500 Polizeibeamten in Hamburg etwa 1500 Frauen -
knapp jede sechste ist somit eine Polizistin. Daß ihre Nachfolger bald
wieder blaue Uniformen bekommen, gefällt Pietsch: "Bis auf die zu
amerikanisch aussehende Mütze gefallen mir die Modelle gut, auch die
Stoffe."

Auch als Pensionärin blieb die ehemalige Kommissarin der Gewerkschaft der
Polizei verbunden, engagiert sich bei der Arbeiterwohlfahrt in Langenhorn
und trifft sich im Pensionärsverein: Erst gestern etwa zum Karpfenessen.
Dazu führt die 89jährige, die mit ihrer Schwester im Elternhaus in
Langenhorn lebt, noch allein den Haushalt. Und ihren Geburtstag feiert sie
"groß" - mit Freunden und ehemaligen Kolleginnen und Kollegen in einem
Restaurant in ihrem Stadtteil.




Im Namen des Landesvorstandes gratulierten Rita Bantin, stellv. Fachgruppenvorsitzende der Senioren und Jürgen Lamp, Geschäftsführer der GdP Hamburg.


Der Landesvorstand
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