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Krankentage in der Landespolizei

Wir sind selbst der Notfall

Schwerin.

„Dass uns jeden Tag über 500 der Polizistinnen und Polizisten krankheitsbedingt in den Dienststellen fehlen, ist eine Folge des jahrelangen Personalabbaus in der Polizei“, so der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Christian Schumacher mit Blick auf die aktuellen Krankenzahlen. Und weiter: „Wenn man seit den 2000er Jahren Personal radikal abbaut und damit dafür sorgt, dass die verblieben Kollegen immer stärker belastet werden, braucht man sich nicht zu wundern, wenn über 10 Prozent der Mitarbeiter täglich krankheitsbedingt ausfallen.“ Insbesondere die, die jahrzehntelang den Laden am Laufen gehalten haben, haben jetzt mit den Langzeitfolgen zu kämpfen. So waren die Kolleginnen und Kollegen, die älter als 51 Jahre sind, im Jahr 2018 durchschnittlich 55,9 Tage krank.

Überlastung der Beschäftigten ernst nehmen

Die mit dem Pakt für Sicherheit getroffene politische Entscheidung, endlich mehr Stellen in der Polizei zu schaffen, ist positiv zu bewerten. Allerdings fallen Polizisten nicht vom Himmel, sondern es braucht einfach Jahre bis die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen ihre Ausbildung erfolgreich absolviert haben und endlich Verstärkung auf der Straße ankommt.
 
„Jeder weiß, der Polizeiberuf ist nun mal körperlich und emotional stark belastend. Die Quittung dafür bekommt man aber meist erst mit zunehmendem Alter. Und so haben wir bereits vor 10 Jahren die Landesregierung gewarnt, die Lebensarbeitszeit für Polizisten zu erhöhen. Ein Ergebnis sind mehr Kranke, die im Alter Streifendienst verrichten müssen. Wir fordern daher die Landesregierung auf, die Überlastung der Beschäftigten ernst zu nehmen und aktiv gegenzusteuern“, so der Landesvorsitzende abschließend.

Der Landesvorstand


17.04.2019, 16:07 Uhr

Krankenstand bei der Polizei wächst weiter: GdP-Forderungen

Schwerin (dpa/mv) - Die steigende Zahl von krankheitsbedingten Fehltagen bei der Polizei erfordert nach Ansicht der Polizeigewerkschaft GdP ein grundsätzliches Umsteuern. «Wer jeden Tag auf Streife geht, kann das nicht 40 Stunden jede Woche und bis zum 62. Lebensjahr machen», sagte der GdP-Landesvorsitzende Christian Schumacher am Mittwoch in Schwerin. Er sprach sich dafür aus, die Wochenarbeitszeit um zwei bis drei Stunden zu reduzieren. Zudem sollten die Polizisten im Streifendienst nicht mehr mit 62, sondern mit 60 in Pension gehen können. «Hamburg macht das auch», sagte Schuhmacher.
Er reagierte damit auf jüngste Daten zum Krankenstand bei der Polizei im Jahr 2018. Demnach fehlten in Mecklenburg-Vorpommern Polizisten im Durchschnitt 39 Tage wegen Krankheit. Bei den über 51-Jährigen stieg die Zahl der Krankentage binnen eines Jahres von 50 auf 56 Tage. «Das ist die Folge jahrelanger Personaleinsparungen und Raubbaus mit der Gesundheit der Beamten. Wir können nicht warten, bis die nun zusätzlich eingestellten Polizeianwärter von der Schule kommen und endlich für Entlastung in den Revieren sorgen. Es muss jetzt reagiert werden, damit auch die älteren Kollegen wieder ihren Dienst versehen können, ohne ständig krank zu werden», mahnte Schuhmacher.
Wie aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Landtagsfraktion Freie Wähler/BMV hervorgeht, über die Medien berichteten, wurden für 2018 bei der Polizei im Nordosten 187 448 Krankentage registriert. Das waren neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Laut Statistik waren Polizisten im Nordosten im Vorjahr durchschnittlich doppelt so lange krank wie andere Berufstätige.
Das Innenministerium reagierte nicht auf die Gewerkschaftsvorschläge, verwies aber darauf, dass die Krankenstatistik zu einem nicht unerheblichen Anteil von langzeiterkrankten Mitarbeitern beeinflusst werde. Zudem sei die Krankenstatistik wegen der unterschiedlichen Erfassung nicht mit der aus dem zivilen Bereich vergleichbar, hieß es in einer Mitteilung.
Eine schrittweise Entspannung der Personalsituation in den Revieren werde aber mit dem Abschluss der Anwärterausbildung in diesem Jahr einsetzen. Nach dem kontinuierlichen Personalabbau der letzten Jahre werde es wieder mehr Personal in den Dienststellen und damit mehr Ordnungshüter auf den Straßen des Landes geben.
Mit 275 Nachwuchspolizisten habe 2017 der bis dato zahlenmäßig größte Einstellungsjahrgang seine Ausbildung in Güstrow begonnen. Mit der Einstellung zusätzlicher junger Polizisten werde der Altersdurchschnitt in der Landespolizei sinken, was sich vermutlich positiv in der Krankenstatistik auswirken werde, hieß es. Bis 2021 solle die Zahl der Polizeistellen auf 6050 steigen.

16.04.2019 - Öffentlicher Dienst
Standards für Gute Arbeit in Wechselschichtdiensten
- Austausch bei DGB-Workshop -

Schichtarbeit schlaucht, auch im öffentlichen Dienst. Unser Körper gewöhnt sich nicht an die Arbeit in der Nacht. Und auch Familienfeiern, Kino oder Sport sind mit Schichtdienst schwer vereinbar. Wie sieht ein Dienstplan aus, der die Beschäftigten weniger belastet? Welche Standards muss er mindestens erfüllen? Und was kann der öffentliche Dienst von Betriebsräten und Gewerkschaften lernen, die Schichtarbeit in der Industrie gestalten? Diese und weitere Fragen verfolgten ehrenamtliche VertreterInnen von EVG, GdP und ver.di in einem DGB-Workshop.
Egal ob PolizeiFeuerwehr oder Stahlwerk: Wenn Gewerkschaften, Betriebs- und Personalräte Schichtpläne gesünder gestalten wollen, begegnen ihnen in verschiedenen Branchen ganz ähnliche Fragen und Fallstricke. Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich deshalb, so der Grundgedanke des Workshops. KollegInnen der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) und der IG Metall setzten Impulse für eine lebhafte Diskussion.
  • Freizeit wird wichtiger
Säfte und Limonaden werden rund um die Uhr abgefüllt, in Großbäckereien läuft der Ofen auch nachts. Die NGG widmet sich dem Thema Schichtarbeit vor allem dort, wo Lebensmittel produziert werden. Laut Peter Buddenberg aus der NGG-Zentrale in Hamburg will die Gewerkschaft erreichen, dass ein Schichtmodell so gut es geht zum Leben der KollegInnen passt. Dafür müssen ihre Wünsche und Erfahrungen einbezogen werden. Was das in der betrieblichen Praxis heißt, macht Mirko Röhricht deutlich. Er ist Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei der Carl Kühne KG, wo die Auftragslage für die produzierten Saucen und Dressings gut ist. Der Markt brummt, deshalb sollen die Betriebszeiten verlängert werden. Die Arbeitszeit weitet sich auf die Nacht und das Wochenende aus. Die Folge: Der Betriebsrat verhandelt über die 34-Stunden-Woche und ein Schichtsystem, durch das man statt bisher 20 nur von 17 Mal in den Betrieb muss. „Freizeit wird wichtiger“, so Röhricht.
  • Das neue Schichtsystem kommt gut an
Bei der IG Metall ist das ähnlich. Im letzten MuE-Tarifabschluss wurde eine Wahloption zwischen einem Zusatzgeld und acht zusätzlichen freien Tagen für Schichtbeschäftigte erkämpft. 80 Prozent haben diese Option gewählt. „Wir waren überrascht, wie viele sich in den Betrieben für diese Option entschieden haben“, so die Gewerkschaftssekretärin Sophie Jänicke. Betriebsrat Marcel Riemer erklärt, dass bei ArcelorMittal-in Eisenhüttenstadt immer mehr Beschäftigte von der 35- zur 32-Stunden-Woche reduzieren (ohne Lohnausgleich), weil das neu ausgehandelte Schichtsystem gut ankommt. Wochenenden sind häufig frei und bei einer 32-Stunden-Woche entstehen zusätzliche fünf Freischichten pro Jahr.
  •  Und was macht der öffentliche Dienst?
Gute Arbeit im vollkontinuierlichen Schichtdienst ist mit Wochenarbeitszeiten von 40 oder mehr Stunden auch im Öffentlichen Dienst nicht möglich. Grund genug, dass sich das Schöneberger Forum am 19. und 20. November dem Thema Arbeitszeit annimmt. Planbarkeit, Selbstbestimmung, Entlastung! So lautet das Motto.

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