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Landesjournal Niedersachsen September 2008

POLIZEIVERWALTUNG: Land buhlt um Verwaltungsbeamten-Nachwuchs; Kommunen als Konkurrenz

Hannover.

Das Land Niedersachsen will nach Meldung des "rundblick" vom 17. Juli 2008 seine beamteten Nachwuchskräfte für den gehobenen Verwaltungsdienst künftig vorzugsweise aus dem Bachelor- Studiengang „Öffentliche Verwaltung“ der Universität Osnabrück (1) rekrutieren. Das betrifft somit auch die Verwaltungsbeamten, die in der Polizei ihren Dienst versehen.

Vor einem Jahr startete dieser Studiengang in Osnabrück (2). Dies geschah zeitgleich mit der Auflösung der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) in Hildesheim. Dort waren bis 2007 die Beamten mit Diplom ausgebildet worden. Der "rundblick" schätzt nun die Wirkung so ein, dass das Land mit der Rekrutierungsabsicht in Osnabrück in Konkurrenz zu den Kommunen der Region Osnabrück steht. Diese Kommunen hätten mehr als ein Drittel der Studierenden vertraglich gebunden und zahlten ihnen Entgelte während der vorgeschriebenen Praktika.

Das Land Niedersachsen will nun ebenfalls für Praktika zahlen. Das Landeskabinett hat bereits einen entsprechenden Beschluss für Haushaltsmittel in 2009 von 30 000 Euro und in den Folgejahren von je 93 000 Euro gefasst. Damit wird nun offensiv um die Studierenden des Studienganges in Osnabrück geworben.


Es sollen auch vertragliche Bindungen angeboten werden. Hintergrund ist nach dem Bericht der steigende Bedarf an Nachwuchskräften im gehobenen Dienst des Landes in den kommenden Jahren, der voraussichtlich deutlich über der Zahl der Absolventinnen und Absolventen liege.


Für die GdP bestätigt sich damit, dass mit dem vorschnellen Auflösen der Verwaltungsbeamtenausbildung in Hildesheim das Land die eigengesteuerte Qualifizierung des Nachwuchses leichtfertig preisgegeben hat. Was für den Polizeivollzugsdienst oder auch die Steuerverwaltung gelungen ist, nämlich eine spezialisierte Bachelorausbildung in der Hand des Landes zu etablieren, wurde für die allgemeine Verwaltung und damit auch für abgeschaffte Laufbahn der Polizeiverwaltung im Vorbeigehen abgeschafft.


Nun bleibt ein Studiengang außerhalb der staatlichen Einwirkung, der bewusst mit nichtstaatlichen Berufsbildern gleichgestellt wird.
Uns überrascht daher wenig, dass es Nachwuchssorgen gibt. Denn die kommunalen Nachwuchskräfte finden eine Ausbildungsheimat in Osnabrück und bei der Kommunalen FH in Hannover. Währenddessen baut das Land die Personaldecke aus der „Verwaltungsmodernisierung“ aufgrund der Auflösung der Bezirksregierungen ab und fällt absehbar in ein Nachwuchsloch.


Die Konkurrenz zu den Kommunen war also alles andere als überraschend. Die Polizeiverwaltung ist nun insofern besonders betroffen, weil die eigene Laufbahn inzwischen fehlt und die Polizei hinsichtlich der Attraktivität der Verwendung künftig umso mehr mit anderen Verwaltungszweigen
im Wettbewerb stehen wird.


Nach Ansicht des Landesfachausschusses Polizeiverwaltung der GdP ist diese Situation unnötig belastend für die Polizei. Es wird daher weiterhin die polizeispezifische Qualifizierung und Fortbildung sowie ausreichend Nachwuchs gefordert.
Uwe Robra
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1) An der FH Osnabrück wird der Studiengang Öffentliche Verwaltung mit dem Abschluss Bachelor of Arts (B. A.) angeboten
www.wiso.fh-osnabrueck.de/oever-ba.html; Uni Osnabrück: www.uniosnabrueck.de
2) Artikel „POLIZEIORGANISATION ,Tatort Polizeiverwaltung' – GdP fordert Lösungen“ in DP Ausgabe April 2008, LandesJournal NI Seite 3
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