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Jahrestag

5 Jahre nach dem Terror-Alarm in Hannover

Ein persönlicher Erlebnisbericht von Dietmar Schilff

Die HDI Arena in Hannover - am 17. November 2015 sollte hier das Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden stattfinden, doch dann kam alles anders. Foto: privat
Die HDI Arena in Hannover - am 17. November 2015 sollte hier das Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden stattfinden, doch dann kam alles anders. Foto: privat
Hannover.

Als am 17. November 2015 das Fußball Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden in Hannover wegen akuter Terrorgefahr kurzfristig abgesagt wurde, war der GdP Landesvorsitzende Dietmar Schilff mitten im Geschehen. Heute, auf den Tag 5 Jahre danach, erinnert er sich in einem persönlichen Erlebnisbericht.

Der Dienstag, 17.11.2015, war ein anstrengender und aufreibender Tag und wird mir immer in Erinnerung bleiben, ebenso wie vielen Einsatzkräften und Menschen in Hannover auch.

Aufgrund der Terroranschläge am 13.11.2015 in Paris wurde lange überlegt, wie man mit dem geplanten Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden umgeht. Mal hörte man, dass es abgesagt werden soll, dann wieder, dass es doch stattfindet.
Ich war den ganzen Tag für den Polizeihauptpersonalrat Niedersachsen sowie auch aufgrund bundesweiter Medienanfragen für die GdP in Hannover unterwegs und hatte unzählige Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen, die auch durchaus mit einem unguten Bauchgefühl Kontrollstellen eingerichtet hatten und Kontrollen durchführten.
GdP-Landesvorsitzender Dietmar Schilff. Foto: GdP
GdP-Landesvorsitzender Dietmar Schilff. Foto: GdP
Vor dem Rathaus Hannover wurde eine Menschenkette gebildet. Die Menschen dort gedachten den Opfern von Paris.
Auch ich hatte die ganze Zeit ein mulmiges Gefühl, insbesondere, als ich mit einem Mitarbeiter des Landespolizeipräsidiums zu den Kolleginnen und Kollegen der Einsatzzentrale im Stadion ging. Zwischen den Sitzreihen waren Polizeibeamte/-innen mit Hunden unterwegs und auch Ordner gingen durch die Blöcke.

Ein Sitzplatzblock war in Gedenken an die Anschläge in Paris wenige Tage zuvor mit einem stilisierten Bild des Eiffelturms und den beiden Nationalflaggen geschmückt.

Das Spiel sollte um 20.45 Uhr angepfiffen werden. Gerade gab es grünes Licht für den baldigen Einlass der Zuschauer, als es hektisch wurde. Es war 19.10 Uhr und alle, die schon im Stadion waren, wurden aufgefordert, dieses sofort zu verlassen und sich -nicht hektisch- nach Haus zu begeben. Durch Lautsprecherdurchsagen wurden die Menschen vor dem Stadion ebenfalls über die Absage informiert und aufgefordert, sich nach Hause zu begeben und möglichst keine U-Bahnen zu benutzen. Ich kann mich noch erinnern, dass Cateringpersonal die Treppen zu den Stadionausgängen runterliefen, dann aber noch einmal zurückkamen und in den VIP-Bereich liefen, weil sie es aufgrund der Hektik versäumt hatten, die Rechauds unter dem Essen auszupusten, so sagte mir eine junge Frau auf Nachfrage.

Überall war Blaulicht zu sehen und Martinshorn zu hören, Hunderte von Einsatzkräften und auch Spezialeinsatzkräften der Polizei sowie auch die GSG 9 der BPol, so hieß es, waren im Einsatz.

In der anschließenden Pressekonferenz im großen Saal des Innenministeriums, an der ich teilnehmen konnte, sorgte Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit der Äußerung "Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern" noch für Unruhe. Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius legte sachlich und ruhig den Sachstand dar. Später wurde dann öffentlich, dass es konkrete Hinweise auf einen geplanten Sprengstoffanschlag im oder am Fußballstadion gegeben habe. Den Bundesbehörden hätten entsprechende Hinweise vorgelegen, dass dieser Anschlag von islamistischen Terroristen geplant gewesen sei.

Zum Glück kam es zu keinem Sprengstoffanschlag. Ich sprach am späten Abend noch mit ganz vielen Einsatzkräften und war froh, als ich dann in der Nacht gesund aber aufgewühlt in meinem Wohnort bei Braunschweig ankam, schlafen konnte ich aber kaum.
Am nächsten Tag wurde natürlich alles aufgearbeitet, die Medienvertreter wollten alles von jedem wissen und es wurde, wie es so üblich ist, auch viel spekuliert. Nichts Genaues weiß man -zumindest öffentlich- über das das geplante Anschlagsszenario bis heute nicht.
Auch aufgrund der Forderungen der GdP und der Personalräte, wurde die Aus- und Fortbildung auch auf solche terroristischen Einsatzlagen ausgerichtet und die Ausstattung verbessert.

Gut, dass niemand zu Schaden gekommen ist!
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