Landesjournal Niedersachsen Juni 2023 - Artikel Seite 3 - Fachausschuss Kriminalpolizei - „Wir haben den geilsten Job der Welt, wieso ist die Stimmung oft so angespannt?”


Henry Weigert: Nach fünf Jahren als Sachbearbeiter in der Tatortgruppe gehöre ich nun bald seit zehn Jahren dem FK 1 der PI Wolfsburg/Helmstedt an. Gewerkschaftlich bin ich klassisch mit Beginn des Studiums der GdP beigetreten. Es hat sich 2021 die Chance für mich ergeben, den Fachausschuss zu unterstützen, nun darf ich ihn leiten. Ich betrachte den Fachausschuss als riesige Möglichkeit für den gesamten ermittelnden Bereich. Wir können als Sprachrohr all jener fungieren, die alltäglich mit der Realität kriminalpolizeilicher Arbeit konfrontiert werden.
DP: Während die Zusammensetzung anderer Fachausschüsse ausschließlich durch das Paritätsprinzip erfolgt, wurde der Fachausschuss Kripo nach Interessenbekundungen aus der Mitgliedschaft zusammengesetzt. Welche Vorteile hat das und wie nimmst du die Zusammenarbeit bislang wahr?
Weigert: Auf Kevin Komolkas Impuls hin haben wir uns entschlossen, landesweit ein Interessenbekundungsverfahren durchzuführen, um auch wirklich ausschließlich freiwillige, motivierte Mitglieder für den Fachausschuss zu akquirieren. Und das hat bestens funktioniert. Ich bin begeistert, was für ideenreiche und fachliche Kolleg:innen hier aus dem ganzen Land und verschiedensten Bereichen der Kriminalpolizei zusammengekommen sind. Der Tarifbereich ist vertreten, genauso wie der der Pensionäre. Unsere ersten Treffen machen Lust auf mehr!
DP: Nach dem vorletzten Delegiertentag 2018 hat der Fachausschuss das Thema „Digitalisierung“ als Schwerpunkt für die nächsten Jahre definiert. Wie siehst du die Fortschritte in diesem Bereich?
Weigert: Die Digitalisierung und auch die Globalisierung schreiten rasch voran. Wir als FA möchten den Blick nach vorn richten. Und vor uns sehen wir Bereiche, in denen wir fortlaufend besser werden müssen, um Schritt halten zu können.
Aktuell sind gerade die Diskussionen um die Schaffung einer EU-rechtskonformen Regelung zur Vorratsdatenspeicherung ein interessantes und wichtiges Thema, mit dem sich der FA beschäftigt.
DP: Welche weiteren Schwerpunkte habt ihr bei eurer konstituierenden Sitzung für die kommenden Jahre festgelegt?
Weigert: Wir haben viele Themen zusammengetragen, denen wir uns gerne widmen möchten. Der Schwerpunkt ist für uns das Bestreben, die Kriminalpolizei attraktiver zu machen, polizeiintern wie-extern.
Wir sind uns einig, wir haben den geilsten Job der Welt! Wieso aber ist die Stimmung oft so angespannt bis resigniert, wo kommt dieses Gefühl des Getriebenseins her? Wieso bewerben sich intern so wenige auf freiwerdende Stellen in der Kripo?
Wir wollen die positiven Dinge mehr betonen, das Selbstbild der Kripo mit mehr Stolz und Selbstbewusstsein hinterlegen. Wir sind nicht der Teil der Polizei, für den man sich entscheidet, um gemütlich in einem Büro zu arbeiten. Unsere Arbeit ist anspruchsvoll und wir tragen eine besondere Verantwortung, die wir erfolgreich erfüllen. Wir sind die, die in EGen, SoKos, MoKos und oft auch als Einzelkämpfer komplexe Geschehen mit viel Hingabe aufklären und Straftäter ins Gefängnis bringen.
Verbesserungsfähige Umstände möchten wir benennen und anpacken. Insbesondere muss unbedingt die Belastung jedes Sachbearbeiters reduziert werden. Unter anderem Verfahrensökonomie ist dabei ein wichtiges Thema. Anwenderfreundliche Anfrage- und Auswertetools, effektive Aus- und Fortbildung, mehr Spezialisierung, mehr ermittlungsunterstützende Tätigkeiten durch Tarifpersonal sind weitere Ideen, die ich hier anreißen möchte.
Als besonders frustrierend wird oft auch erlebt, dass unsere harte Arbeit, unsere Ermittlungserfolge mit Abgabe an die Justiz weitestgehend unserer Kontrolle entrissen werden. Die Kommunikation/die Zusammenarbeit kann stellenweise verbessert werden. Wünschenswert wäre beispielsweise auch eine standardisierte Übermittlung der Einstellungsverfügung (und der Urteile). Man bekäme so ein stetes Feedback zur eigenen Arbeit, was zu einer Steigerung der Effektivität führen kann, und man bekäme die Möglichkeit, vielleicht doch noch einmal einzugreifen.
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