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Fachtagung Höherer Dienst

Minister Pistorius zur Führungskultur: „Ich brauche das offene Wort“

Es diskutieren: Volker Feige (Sprecher AK h.D.), GdP-Landesvorsitzender Dietmar Schilff, Innenminster Boris Pistorius und PHPR-Vorsitzender Martin Hellweg. Foto: ASf
Es diskutieren: Volker Feige (Sprecher AK h.D.), GdP-Landesvorsitzender Dietmar Schilff, Innenminster Boris Pistorius und PHPR-Vorsitzender Martin Hellweg. Foto: ASf
Hannover.

Zur Fachtagung „Höherer Dienst“ konnte die GdP Niedersachsen am 28. Februar 2020 in Hannover rund 50 Teilnehmende aus ganz Niedersachsen begrüßen. Im Mittelpunkt stand dabei das Thema „Führungskultur“. Besonderer Gast war Innenminister Boris Pistorius, der sich die Zeit genommen hatte, um zunächst an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen und anschließend noch mit den Vertretern/-innen des höheren Dienstes über die aktuelle politische Lage und Entwicklungen in der Polizei Niedersachsen zu sprechen.

Das Impulsreferat zum Thema 'Führungskultur in der Polizei Niedersachsen' hält Dieter Riekmann, der lange zu diesem Thema an der PA gelehrt hat. Foto: ASf
Das Impulsreferat zum Thema 'Führungskultur in der Polizei Niedersachsen' hält Dieter Riekmann, der lange zu diesem Thema an der PA gelehrt hat. Foto: ASf
Der GdP-Landesvorsitzende Dietmar Schilff ging in seiner Begrüßung zunächst auf die Situation in Sachen „Corona-Virus“ ein und bedankte sich beim anwesenden Landespolizeidirektor Knut Lindenau für die getroffenen Schutzmaßnahmen. Schilff nannte zudem den zunehmenden Rechtsterrorismus als derzeit große Herausforderung: „Die Menschen gehen auf die Straße und demonstrieren. Da sind wir als Polizei gefragt.“ Dem Innenminister dankte der GdP-Landesvorsitzende ausdrücklich für dessen Bereitschaft, sich des Themas „Führungskultur“ anzunehmen. Im Vorfeld habe es bereits ein langes Gespräch im MI dazu gegeben.

Der Sprecher des Arbeitskreises h.D., Volker Feige, erläuterte, dass die niedersächsische Polizei bei der Führungskultur gar nicht so schlecht dastehe. Dennoch offenbare die Mitarbeiterbefragung, dass es wichtig sei, das Thema aufzugreifen. Führung sei dynamisch und von vielen Faktoren abhängig, wie er selbst in 45 Jahren Polizeiarbeit erlebt habe, so Feige. Inzwischen seien die Ansprüche weiter gestiegen, es gebe zudem viele Aufgaben, „die auf Führung warten“.

„Führungserfolg ist manchmal unerklärlich“, sagte Dieter Riekmann zum Auftakt seines Impulsreferats. Doch man sicher, dass der Erfolg der Führungsleistung zuzuschreiben ist; insofern habe man es mit einem Paradoxon zu tun. Riekmann, der vor seinem Ruhestand zuletzt als Polizeidirektor an der PA das Studiengebiet 4 koordinierte, definierte zunächst Begriffe und stellte Forschungsergebnisse zum Thema Führung vor. Er skizzierte, wie sich Führung innerhalb der Polizei entwickelt hat, und schloss mit einigen Anregungen für „gute Führung“.

Dabei sei Kommunikation der Schlüssel, erläuterte Innenminister Boris Pistorius seine Sichtweise auf „Führung“ in der folgenden Podiumsdiskussion. Er warb dafür, den Mut zu einer offenen Diskussion zu haben. „Am Ende muss jemand entscheiden, aber der Weg dahin ist wichtig: Ich kann nur eine gute Entscheidung treffen, wenn die Grundlage möglichst breit und tief ist. Und ich muss auch wissen, wenn eine Entscheidung nicht richtig war. Wenn ich es nicht erfahre, kann ich auch nicht gegensteuern.“ Später betonte Pistorius: „Ich meine es auch so, wenn ich sage: Ich brauche das offene Wort“.

Dietmar Schilff attestierte dem Minister in der Diskussion, dass sich seit dessen Amtsantritt vor nunmehr sieben Jahren die Gesprächskultur entscheidend verbessert habe. Der PHPR-Vorsitzende Martin Hellweg wies auf die Bedeutung der Personalräte für die Entscheider hin. Sie hätten das Ohr näher am Mitarbeiter und könnten Alternativen und Möglichkeiten mit herausarbeiten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Volker Feige blickte auf den bevorstehenden Generationenwechsel in der Polizei: „Die Nachwuchskräfte werden eine andere Führung erwarten. Wir müssen anders auf diese Menschen zugehen.“
v.l.: GdP-Landesvorsitzender Dietmar Schilff, Inneminister Boris Pistorius, PHPR-Vorsitzender Martin Hellweg, AK h.D.-Sprecher Volker Feige, Landespolizeidirektor Knut Lindenau. rFoto: ASf
v.l.: GdP-Landesvorsitzender Dietmar Schilff, Inneminister Boris Pistorius, PHPR-Vorsitzender Martin Hellweg, AK h.D.-Sprecher Volker Feige, Landespolizeidirektor Knut Lindenau. rFoto: ASf
In seiner anschließenden Rede ging der Innenminister auf mehrere Punkte ein, „die mir besonders wichtig sind.“ Der regelmäßige Austausch mit der GdP sei wichtig und funktioniere gut. Deshalb sei er gerne zur Fachtagung h.D. gekommen, die „alles andere als ein Pflichttermin“ sei. „Das ständige Streben nach Verbesserung, was uns eint, ist unverzichtbar, weil die Anforderungen an die Polizei auch in den nächsten Jahren nicht sinken werden“, so Pistorius. Er meinte damit auch die zunehmende Bedrohung der Demokratie durch Rechtspopulisten. Polizistinnen und Polizisten seien Botschafter und Bewahrer des Rechtsstaates. Die Mehrheit der Bevölkerung sehe das auch so. „Das ist beruhigend. Das Beunruhigende ist: man weiß nicht, ob das so bleibt“. Die Polizei sei so demokratisch gefestigt wie nie zuvor, dennoch und deshalb sei das gemeinsam mit der GdP gestartete Programm „Polizeischutz für die Demokratie“, die Stärkung der Widerstandsfähigkeit , bedeutend: „Es ist wichtig, dass wir unsere Leute frühzeitig immuninisieren, weil wir wissen, wie es den Nazis am Ende der Weimarer Republik gelungen ist, den öffentlichen Dienst zu unterwandern.“


Der GdP-Landesvorsitzende griff dieses Thema ebenfalls auf und empfahl, sich einmal eine Parlamentsdebatte im Landtag – und das Verhalten der AfD dort – anzuschauen. Als aktuelle Punkte sprach Schilff zum einen an, dass die neuen Überziehschutzwesten mit 185 Euro deutlich zu teuer seien und zum anderen, dass durch die strategische Organisationsanpassung das zusätzlich eingestellte Personal gar nicht zur Entlastung genutzt werden könne. „Das Personal kommt unten nicht an“, so Schilff. Auch die 300 zusätzlichen Stellen im BKA würden dafür sorgen, dass die Polizei in Niedersachsen wieder zusätzliche Aufgaben bekomme. „Es ist ein ständiges Spiel. Die Verstärkung der Polizei muss also weitergehen“.

Nach einem Vortrag von André Henke, stellv. Niedersächsischer Programmleiter „Polizei 2020“, der detailliert und tiefgehend über Informationsverfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Datenschutz referierte bildete ein Austausch zu aktuellen Themen und Fragen, u.a. auch zum Thema Führungskultur, zwischen den Teilnehmenden und den beiden Sprechern des Arbeitskreises h.D. Volker Feige und Gwendolin von der Osten den Abschluss der Tagung.

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