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Interview mit dem Polizeiseelsorger Volker Struve

„Bürgerpolizei beeindruckt und beruhigt mich als Pastor“

Volker Struve ist DER SEELSORGER der schleswig-holsteinischen Landespolizei. Er übe damit seinen Traumberuf aus, wie der 49-Jährige sagt. Mit seiner Art, auf Menschen zuzugehen und als guter Zuhörer und Ratgeber, aber auch durch seinen Mut, hat sich Struve einen Namen gemacht und steht als Pastor unzähligen ratsuchenden Kolleginnen und Kollegen im Alltag rund um die Uhr als Ansprechpartner zur Seite. Dadurch hat er bei den Beschäftigten der Polizei großes Vertrauen erlangt. GdP-Landesredakteur Thomas Gründemann sprach mit Volker Struve über die gegenwärtige Coronakrise und die Wahrnehmungen des Polizeiseelsorgers.

Was macht der Seelsorger der schleswig-holsteinischen Landespolizei in diesen Tagen? Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Wie sind Sie als Seelsorger derzeit am besten für hilfe- oder ratsuchende Kolleginnen oder Kollegen zu erreichen?

Volker Struve: Momentan mache ich - wie die meisten anderen auch - Home-Office. Gern würde ich Besuche machen, aber ich halte mich an die vorgegebenen Regeln. Jetzt geht es darum, vernünftig und vorbildlich zu handeln, auch wenn der persönliche Kontakt darunter leiden muss
Ich versuche, telefonisch, über E-Mail, Social-Media-Kanäle Kontakt zu halten. Auch über das Intranet habe ich ein paar Worte an alle Mitarbeitenden der Landespolizei gerichtet - und dazu viele sehr positive Reaktionen erhalten (Anm. d. R.: siehe Anlage). Derzeit bin ich daher über Handy und weitere elektronische Medien gut zu erreichen.


Nehmen Sie als Seelsorger aktuell bei den Kolleginnen und Kollegen in der Landespolizei eine veränderte Stimmung bzw Haltung in der Landespolizei wahr? Wenn ja, inwiefern? Was macht dir als Seelsorger der Landespolizei momentan am meisten Sorgen?

Volker Struve: In diesen Tagen müssen sich alle Kräfte erst einmal an die neuen Regeln der besonderen Eigensicherung und an den veränderten Umgang miteinander gewöhnen. Sorgen macht mir das egoistische und rücksichtslose Verhalten mancher Bürger. Aber es gibt auch viele Beispiele, dass die Solidarität untereinander funktioniert. Ich bekomme auch täglich Berichte von Kolleginnen und Kollegen, die sich beispielsweise in ihrer Freizeit um die Nachbarn kümmern, die sich in Quarantäne befinden oder zu den Risikogruppen gehören und deswegen ihre Wohnung nicht verlassen können. Zunehmend müssen sich die Polizei-Dienststellen damit auseinandersetzen, dass Bürgerinnen und Bürger das Fehlverhalten ihrer Mitmenschen anzeigen, beispielsweise wenn in der Nachbarschaft mehr als drei oder vier Personen zusammenstehen. Ich befürchte, dass, je länger die Krise andauert, Menschen auch vermehrt ihre negativen Verhaltensweisen, etwa beim Einkaufen, an den Tag legen werden und Polizei vermehrt eingreifen werden muss. Meine Hoffnung besteht aber auch darin, dass die positiven Beispiele überwiegen werden und wir vielleicht wieder lernen, worauf es eigentlich im Leben und im Miteinander ankommt: Füreinander da zu sein und auch an andere zu denken.

Wie können Sie Kolleginnen und Kollegen der Landespolizei, die sich an Sie wenden wollen, in diesen Tagen überhaupt helfen oder behilflich sein?

Volker Struve: Ich glaube, es ist momentan wichtig, an den sozialen Zusammenhalt zu appellieren, das gilt für das Verhalten in der Organisation wie auch für den Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern. Und gerne sage ich es erneut: Auch in dieser besonderen Situation werden die Kolleginnen und Kollegen wieder den Erwartungen an eine Bürgerpolizei im besten Sinne gerecht. Das ist einfach großartig, beeindruckt und beruhigt mich auch als Pastor.

Beten Sie häufiger an diesen Krisentagen?

Volker Struve: Ich bin kein besonders intensiver Beter, aber ich bete regelmäßig für einige Menschen, unabhängig von Corona, deren Schicksal mir am Herzen liegt. Außerdem habe ich Gefallen daran gefunden, während des Händewaschens das Vaterunser zu beten -das dauert etwa dreißig Sekunden!


Text/Fotos: Thomas Gründemann
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