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Gut vorbereitete Polizei verhindert Gewalt in Lübeck

Lübeck/Berlin.

Nach den massiven Ausschreitungen und brutalen Angriffen auf die Einsatzkräfte bei Protesten gegen die Eröffnung der neuen EZB-Zentrale in Frankfurt/Main Mitte März war der Einsatz in Lübeck laut Jürgen Herdes, Vorsitzender des GdP-Bundesfachausschusses Bereitschaftspolizei und selbst als Führer einer Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) vor Ort, weitgehend friedlich abgelaufen. Die Polizei habe sich nach der Eskalation in der hessischen Bankenmetropole gut vorbereitet, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow, der sich einen Tag vor dem Einsatz ein Bild der Vorbereitungen gemacht hatte. Immerhin 3.500 Kolleginnen und Kollegen sorgten für den Rundum-Schutz der Politiker.

Rund 400 gewaltbereite Teilnehmer hätten sich, so Herdes, kleinere Auseinandersetzungen mit den Einsatzkräften geliefert, als sie versuchten, Absperrungen zu überwinden. Außerdem hatten Störer in vorderster Demo-Reihe Schirme aufgespannt. Hinter diesem Sichtschutz war aus der zweiten Reihe versucht worden, die Einsatzkräfte – wiederum mit Schirmen – zu verletzen. Das habe er bisher noch nicht erlebt, berichtete der erfahrene Bereitschaftspolizist.

Unter dem Strich zogen Herdes wie auch der schleswig-holsteinische GdP-Landesbezirksvorsitzende Manfred Börner eine vorläufig positive Einsatzbilanz. Es habe nach ersten Meldungen keine Verletzten unter den Einsatzkräften gegeben. Mehrere Demo-Teilnehmer waren allerdings festgenommen worden. Die dienstliche Versorgung der Kolleginnen und Kollegen hatte weit überwiegend keinen Anlass zur Klage gegeben, so Börner. Trotzdem seien die umfangreichen Betreuungsmaßnahmen der engagierten GdP’ler freudig angenommen worden. Der GdP-Bundesvorsitzende wie sein Kollege Börner dankten sowohl den bundesweit angereisten Einsatzkräften wie auch den unermüdlich arbeitenden GdP-Betreuerteams.



Das GdP-Betreuerteam mit prominenter Unterstützung des Innenministers Stefan Studt. Foto: GdP SH


Noch einen Tag vor dem Beginn des Einsatzes hatte Malchow mit Vertretern der Einsatzleitung und bereits angereisten Einsatzkräften gesprochen. Er hatte sich in der schleswig-holsteinischen Hafenstadt zugleich über die Unterbringung der Einsatzkräfte informiert. Einsatzleiter LPD Heiko Hüttmann hatte den GdP-Bundesvorsitzenden sowie seinen Kollegen Börner in der Einsatzleitstelle empfangen und umfassend über die Vorbereitungen informiert.

Der Leitende Polizeidirektor hatte sich dabei optimistisch gezeigt und angekündigt: „Wir werden hier kein Frankfurt bekommen – nicht mal ansatzweise.“ Womit er glücklicherweise auch Recht behalten sollte. Hüttmann lobte indes die tolle Teamarbeit. Außerdem seien alle Anforderungen an Bund und Länder erfüllt worden, nicht eine der zur Unterstützung gerufenen Hundertschaften hatte gefehlt.

Kräfte aus Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und aus allen Ländern Norddeutschlands waren laut dem Gesamteinsatzleiter im Einsatz. Hüttmann erläuterte GdP-Chef Malchow zudem ein Novum der Einsatzhistorie. Zum ersten Mal war ein sogenannter Einsatzabschnitt Luft eingerichtet worden. Dadurch sollte der offenbar stark zunehmenden Gefahr durch Drohnen wirksam begegnet werden.

Vor dem Hintergrund mehrerer personalintensiver Großeinsätze – der nächste und größte steht mit dem G7-Gipfel im bayerischen Elmau Anfang Juni ja noch bevor – hatte Malchow erneut die anhaltenden Personalkürzungen bei der Polizei kritisiert. „Die Belastung der Polizei wird viel zu wenig gesehen — im Gegenteil, es wird überall noch Personal abgebaut, das passt nicht zusammen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Malchow forderte die politischen Verantwortlichen auf, sich darüber Gedanken zu machen, dass während solcher Großlagen die Polizei auch noch das sogenannte Alltagsgeschäft wie Wohnungseinbrüche oder Körperverletzungsdelikte zu bearbeiten habe.

Seine Kolleginnen und Kollegen, so Malchow, müssten bei solchen Großeinsätzen hohe Belastungen aushalten. „Das zerrt an den Nerven“, betonte er. Die Beamten erlebten „Provokationen intensivster Art“. Trotz des immens hohen Aufwandes werde man in der öffentlichen Debatte aber sicherlich nicht zu dem Ergebnis kommen, Polit-Gipfel künftig nicht mehr in Deutschland stattfinden zu lassen.
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