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Bundestag beschließt Rente mit 67

Erfurt.

Nach heftigen Diskussionen hat der Bundestag mit großer Mehrheit die umstrittene Rente mit 67 beschlossen. Damit soll langfristig der Anstieg des Rentenbeitrags gedämpft werden.

Abstimmungsverhalten
Für das Gesetz votierten in namentlicher Abstimmung 408 Abgeordnete, dagegen waren 169 Parlamentarier. Es gab vier Enthaltungen.

Das Rentenalter soll ab 2012 schrittweise angehoben werden. Ab 2029 soll es bei 67 Jahren liegen. Die Jahrgänge 1964 und jünger betrifft die Neuregelung also voll. Zwar kann man nach 35 Beitragsjahren auch künftig schon mit 63 in Rente gehen, allerdings mit erheblichen Einbußen.

Ab 2012 steigt das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre.


Die Umstellung beginnt mit dem Geburtsjahrgang 1947. Menschen, die in diesem Jahr geboren wurden, müssen einen Monat länger arbeiten, wenn sie ihre Rente vollständig erhalten wollen. Bis 2023 kommt dann für die einzelnen Jahrgänge jeweils ein Monat Mehr-Arbeitszeit hinzu. Ab 2024 geht es weiter mit Zwei-Monatsschritten.
Ab dem Geburtsjahrgang 1964 gilt so schließlich das neue Rentenalter 67.
Ausnahmen
Wer schon 45 Jahre Rentenbeiträge bezahlt hat, kann auch künftig mit 65
in Rente gehen, ohne Abzüge akzeptieren zu müssen. Dabei zählt auch die Kindererziehung bis zum 10. Lebensjahr des Nachwuchses bei den Beit-ragszeiten mit. Allerdings schaffen es nur wenige Arbeitnehmer tatsächlich auf 45 Beitragsjahre - bei den Männern waren es zuletzt 28 Prozent, bei Frauen sogar nur vier Prozent.
Abschläge
Wer 35 Jahre Beiträge gezahlt hat, soll auch künftig mit 63 in Rente gehen können, muss aber Abschläge dafür in Kauf nehmen: 0,3 Prozent für jeden Monat, den man vor der Regelzeit aufhört.
Witwenrente
Hinterbliebene Ehepartner bekommen künftig statt ab 45 erst ab 47 die große Witwenrente (55 Prozent der normalen Versichertenrente). Bis dahin muss man sich mit der kleinen Witwenrente von 25 Prozent zufrieden geben.
Versicherungsbeiträge
Der Beitragssatz zur Rentenversicherung soll durch die Reform bis 2020 nicht über 20 Prozent und bis 2030 nicht über 22 Prozent steigen. Das ist eine schwierige Aufgabe: Dem Statistischen Bundesamt zufolge wird der Altersdurchschnitt der Bevölkerung im Jahr 2050 von 42 auf 50 Jahre steigen.
Schwerbehinderte
Für Schwerbehinderte wird das Renteneintrittsalter stufenweise von 63 auf 65 Jahre angehoben. Mit finanziellen Abschlägen ist aber auch der Renteneintritt
mit 62 möglich.
Wer aus gesundheitlichen Gründen nur eingeschränkt arbeiten kann, muss sich
auf maximal 10,8 Prozent Abschlag einstellen. Er kann als Erwerbsgeminderter zudem mit 63 Jahren ohne Einbußen in Rente gehen. Diese Regelung gilt bis 2023, danach sind 40 Beitragsjahre erforderlich.
Ablauf im Parlament
Vor der Abstimmung hatte es im Plenum eine länger als geplant dauernde
Aus-sprache gegeben. Sozialminister Franz Müntefering warb dabei noch
einmal nachdrücklich für die Anhebung des Rentenalters auf 67. Dieser Schritt
sei unabdingbar zur Sicherung des Rentensystems.
"Wir haben die Verantwortung für morgen und für kommende Generationen, wir müssen handeln", sagte der SPD-Politiker. "Die heutigen Entscheidungen sind richtig. Es gibt keinen Grund, den Menschen in Deutschland Angst zu machen."
Opposition: Köhler soll Unterschrift verweigern
Müntefering räumte ein, dass nicht jeder bis 67 Jahre arbeiten könne. Doch lasse sich mit Prävention und aktivem Arbeitsschutz dazu beitragen, dass Belastungen verringert würden. Der Minister gab auch zu, dass bei einem früheren Renten-eintritt erhebliche Einbußen zu erwarten sind. Nötig sei zum einen ein Ausbau der betrieblichen und der privaten Vorsorge. Letztlich gehe es aber vor allem darum, den Wohlstand in Deutschland zu sichern.

Die Unionsexperten Ilse Falk und Ralf Brauksiepe unterstützten Münteferings Konzept. Sie sei dem Sozialminister dankbar, dass er die Initiative zu diesem notwendigen Schritt ergriffen habe, sagte Falk. Münteferings SPD-Fraktions-kollege Klaus Brandner betonte zwar auch seine Unterstützung, zeigte sich aber sehr nachdenklich wegen des massiven Widerstands der Gewerkschaften. Die heftigen Angriffe gerade auf die SPD seien nicht spurlos an ihm vorbei gegangen.

Die Opposition lehnte die Regierungspläne ab. Die Große Koalition betreibe eine "Politik zu Lasten der Leute", sagte der Linksfraktionsvize Klaus Ernst. "Was Sie hier machen, ist eine Politik gegen die große Mehrheit der Bürger unseres Landes", warf Ernst der Regierung vor. Es sei nicht klar, wo die älteren Menschen in Zukunft arbeiten und wie sie dies auch in fortgeschrittenem Alter schaffen sollten.

Auch die Grünen, die die Zielrichtung des Gesetzes grundsätzlich unterstützten, kündigten ihre Ablehnung an. Ihre Abgeordnete Irmingard Schewe-Gerigk verwies ebenfalls auf rechtliche Bedenken. Sie forderte Bundespräsident Horst Köhler deswegen auf, dem Gesetz die Unterschrift zu verweigern.


Wann mit voller Rente gerechnet werden kann
Jahrgang Alter* Renteneintritt
1946 65 2011
1947 65+1 2012
1948 65+2 2013
1949 65+3 2014
1950 65+4 2015
1951 65+5 2016
1952 65+6 2017
1953 65+7 2018
1954 65+8 2019
1955 65+9 2020
1956 65+10 2021
1957 65+11 2022
1958 66+0 2023
1959 66+2 2024
1960 66+4 2025
1961 66+6 2026
1962 66+8 2027
1963 66+10 2028
ab 1964 67+0 2029
* in Jahren + Monaten


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