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Sei cool - OHNE Alkohol

Neue Aktion der JUNGE GRUPPE

Die Junge Gruppe startete vor kurzem auf Bundesebene eine eigene Aktion „Sei cool – OHNE Alkohol“ mit vielfältigen Wettbewerben und Aktionen zum Thema. Der Bundesjugendvorstand will sich aktiv gegen den Alkoholmissbrauch engagieren und den Zugriff auf Alkohol durch Jugendliche erschweren.

Die Junge Gruppe (GdP) Rheinland Pfalz unterstützt die Kampagne und möchte das Thema durch Presseartikel und Aktionen in der Innenstadt weiter in die öffentliche Wahrnehmung rücken.
Die Junge Gruppe (GdP) möchte den Zugriff auf Alkohol durch Jugendliche erschweren. Als junge Polizistinnen und Polizisten sind wir in unserem Dienst regelmäßig mit alkoholisierten Jugendlichen und Heranwachsenden (in einer Altersspanne zwischen 16 und 25 Jahren) konfrontiert. Jede Kollegin und jeder Kollege kennt Situationen, wie sie durch betrunkene Jugendliche häufig verursacht werden:

• Belästigung der Bürger durch öffentliche Trinkgelage. Weil es ihnen zu Hause nicht erlaubt wird, weil sie sich auf dem Weg zur nächsten Party „Warmtrinken“ wollen oder weil das Bier, Wein und die Mixgetränke in der Kneipe teuerer sind als im Supermarkt nebenan, konsumieren viele Jugendliche immer öfter Alkohol auf offener Straße. Erbrochenes und leere Flaschen sind als Resultat da noch das geringste Übel, häufig kommt es zu Pöbeleien und Belästigungen von Passanten.

• Randalieren und Sachbeschädigungen. Parkende Autos, Schaufenster, öffentliche Einrichtungen werden häufig unter Alkoholeinfluss absichtlich beschädigt.

• Selbstschädigung. Was als Party auf dem Bürgersteig oder in der Kneipe beginnt, endet manchmal im Delirium. Der Abtransport mit dem Polizeiwagen nach so genanntem „Flatrate“- oder „Binge“ -Trinken“ kostet Zeit, Personal und Geld.

• Gewaltdelikte. Aus Streitereien werden Prügeleien, aus einem hitzigen Wortgefecht schnell der Tatbestand der Körperverletzung. Auch schwere Gewaltdelikte wie sexuelle Nötigung, Raub bis hin zum Totschlag geschehen häufig unter Alkoholeinfluss.


Dass Alkoholkonsum die Bereitschaft zu gewaltsamen Handlungen fördert, wurde mehrfach durch wissenschaftliche Studien belegt. Immer wieder zeigen Forschungsbefunde deutlich den engen zeitlichen Zusammenhang zwischen Alkoholtrinken und aggressivem Verhalten. Von allen psychoaktiven Drogen wird die Alkoholintoxikation am Häufigsten mit Gewaltverbrechen in einen signifikanten Zusammenhang gebracht. – Natürlich auch, weil die Droge Alkohol diejenige ist, die am Weitläufigsten verbreitet und am Leichtesten zugänglich ist. Wenn Alkohol als Katalysator für einen Gewaltakt identifiziert wurde, wirkte er nach Rekonstruktion des Tathergangs in den meisten Fällen als „Erleichterer“ (indem er die Hemmschwelle zur Aggression herabsetzte) oder als „Auslöser“ (indem er aggressive Emotionen erst verursachte). Dabei hat der Alkohol eine kognitiv manipulierende Wirkung. So haben motivationspsychologische Studien gezeigt, dass Männer an das Alkoholtrinken von vorneherein die Erwartung einer Steigerung des Machtgefühls und ein Nachlassen des Ohnmachtsgefühls hatten. Diese Machtgefühle, die sich dann tatsächlich bis hin zu unrealistischen Allmachtsgefühlen einstellen können, vermindern dann deutlich die Hemmschwelle für aggressive und gewalttätige Verhaltensweisen.
Der Konsumstil unter Jugendlichen in einer Gruppe ist aber häufig nicht auf den puren Genuss, wie als Begleitgetränk zu einer Mahlzeit, sondern gerade darauf ausgerichtet, eine stimmungs- bzw. verhaltensverändernde Wirkung bei sich selbst zu erzielen. Deswegen begünstigt Alkohol auch ein aggressives Verhalten unter Jugendlichen. Zusätzlich wird durch ein häufig „schnelles“ Trinken aus der Flasche eine zügig eintretende Intoxikation begünstigt, die ebenfalls zu einer erhöhten Aggressionskummulation führen kann, die ohne das Suchtmittel in ihrer Intensität nicht möglich gewesen wäre. Die Gruppendynamik unter den Jugendlichen tut häufig ihr übriges: Unter den Mitgliedern werden bestimmte „mutige“ Verhaltensweisen voneinander erwartet, es gehört dazu, sich vor anderen nichts „gefallen“ zu lassen.



Der ermittelte Korridor von Blutalkoholkonzentration (BAK) in dem die Gewaltbereitschaft ansteigt, liegt dabei zwischen 1,0 und 2,5 Promille. Sehr niedrige und sehr hohe BAKs haben dagegen eine niedrige, teilweise sogar abgeschwächte Gewaltbereitschaft gezeigt. Eine weitere Rolle spielt neben der Alkoholmenge auch die konsumierte Alkoholart als Auslöser für aggressives Verhalten. So ergaben Untersuchungen unter männlichen Trinkern ein höheres Risiko für Gewaltverhalten nach dem Konsum von destillierten oder hochprozentigen Getränken wie Schnaps oder Wodka als nach dem Konsum von einfach vergorenen Getränken wie Bier und Wein. Aggressive Handlungen sind zudem bei einer ansteigender Blutalkoholkonzentration wahrscheinlicher als bei absteigender, denn in der ansteigenden Phase sind die stimulierenden, enthemmenden und euphorisierenden Effekte des Alkohols am Stärksten.
Auch in der öffentlichen Diskussion taucht der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Jugendgewalt verstärkt auf. Im Mai 2008 stellte Bundesinnenminister Schäuble im Rahmen der PKS 2007 fest, dass zwar die polizeilich registrierte Kriminalität in Deutschland um 0,3 % rückläufig sei, die Gewaltkriminalität unter Jugendlichen jedoch um 4,9 % zugenommen habe. Besonders auffällig war dabei der Anstieg von gefährlichen und schweren Körperverletzungen um 6,3 %. Schäuble führte diese traurige Entwicklung nicht zuletzt auf „übermäßigen Alkoholkonsum“ zurück.
Schäuble forderte in diesem Zusammenhang eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Polizei, Schule, Jugendhilfe und Staatsanwaltschaft.
Auch die Zahlen aus dem aktuellen Drogen- und Suchtbericht 2008 warnen vor den Folgen von diesem übermäßigen Alkoholkonsum. So trinken 9,5 Millionen Deutsche Alkohol derzeit in „riskanter“ Weise. 1,3 Millionen Menschen sind bereits alkoholabhängig, 42 000 Menschen sterben jährlich an den Folgen ihres Missbrauchs. Nach Auskunft der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben im Jahr 2008 20 % der 12-17-jährigen Jugendlichen im Monat mindestens einmal fünf Gläser Alkohol oder mehr getrunken. Der Trend zum exzessiven Trinken, dem so genannten Binge- Drinking sei weiterhin ungebrochen. Rund eine Million junge Leute hatten einmal pro Monat einen Vollrausch, 300.000 sogar wöchentlich.
Damit ein Einstieg in die Sucht und ein unkontrollierbares Gewaltpotential unter Jugendlichen überhaupt erst entstehen können, muss Alkohol jedoch verfügbar sein. Je einfacher er in unmittelbarer Umgebung der Jugendlichen zugänglich ist, desto leichter kommt es auch zu Situationen, die zu einer Gefährdung führen können.

 
Deshalb fordert die Junge Gruppe:

• Die Einhaltung des Jugendschutzes von Seiten der Händler. Das Jugendschutzgesetz, das die Abgabe von Alkohol an Jugendliche regelt, besagt: Wein und Bier dürfen an Jugendliche ab 16 Jahren abgegeben werden. Branntweinhaltige Getränke wie Schnaps, Alkopops oder Biermixgetränke mit Hochprozentigem erst an Personen ab 18 Jahren. Leider lassen sich immer noch zu wenig Händler einen Ausweis vorlegen. Wir fordern eine breitere Aufklärung. Wirte und Einzelhändler müssen verstärkt auf das Problem des Jugendschutzes und des Jugendalkoholismus hingewiesen werden. Bei Verstoß wird der bestehende Bußgeldkatalog angewendet.

• Die Einhaltung und der Vollzug des Jugendschutzgesetzes durch die zuständigen Verwaltungsbehörden.
Ordnungsämter und Jugendämter sind primär und die Polizei ist subsidiär für die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes zuständig. Kooperationen zwischen den zuständigen Ordnungsbehörden und der Polizei sind zu fördern. Im Rahmen ihrer Präventionsarbeit müssen Ordnungsbehörden respektive Jugendämter Eltern und Erziehungsberechtigte über die Gefahren des Alkoholkonsums aufklären und die Notwendigkeit des Jugendschutzes vertreten.

• Ein Werbungsverbot für Alkohol. Neben der Plakatwerbung verführt besonders die Fernsehwerbung Jugendliche und Kinder dazu, mehr und früher Alkohol zu trinken. Solche Werbung sollte nicht mehr gesendet werden.

• Betrunkene Jugendliche sollen die Kosten für ihren Abtransport zukünftig selbst übernehmen. Wer nach einem Trinkgelage nicht mehr in der Verfassung ist, selbst den Heimweg anzutreten, soll die Fahrt im Polizeiwagen aus eigener Tasche zahlen.


• Das Thema „Jugend und Alkoholkonsum“ muss weiter in die öffentliche Wahrnehmung gerückt werden.
Wir begrüßen daher folgende Projekte:


- „Aktionswoche Alkohol 2009“. Unter dem Motto „Leben statt Schweben“ wurde bundesweit vom 13. bis 21. Juni 2009 durch Alkoholselbsttests, Theaterstücke, Rauschbrillentests und Diskussionsforen für „weniger Normalität im Umgang mit Alkohol“ geworben. Initiiert wurde die Aktionswoche Alkohol 2009 wie im letzten Jahr von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). ( http://www.aktionswoche-alkohol.de/)

- Ausweitung des Präventionsprojektes „HaLT – Hart am Limit“ vom Bundesgesundheitsministerium. Hier soll Jugendlichen mit riskantem Alkoholkonsummuster, die z.B. nach einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wurden, noch vor Ort Hilfe angeboten wurden

- Fortsetzung der Wettbewerbsreihe „Vorbildliche Strategien kommunaler Suchtprävention“ in 2009. Dieser Bundeswettbewerb von der BZgA soll die Kommunen in ihrem Engagement gegen die Sucht stärken

- Aufklärung über das Internet. Auf der Internetseite www.bist-du-staerker-alsalhohol.de klärt die BZgA Jugendliche über die Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum auf. Zielgruppe dieser Maßnahme zur Alkoholprävention sind Jugendliche von 12 bis 16 Jahren, dessen Einstieg in den Alkoholkonsum durch Persönlichkeits- und Wissenstests hinausgezögert werden soll. Auf der Internetseite www.drugcom.de können Nutzer durch den Selbsttest „Check your drinking“ ihren Alkoholkonsum feststellen und ihn dann durch das Programm „Change your drinking“ reduzieren

- Unterstützung der Kampagne „Don`t trink to much, stay gold“ des Programms polizeilicher Kriminalprävention (ProPK) des Bundes und der Länder.



Aktion zur Kampagne: Sei cool – OHNE Alkohol in der Mainzer Römerpassage am 10. Februar 2010

Im Rahmen der bundesweiten Kampagne „Sei cool – OHNE ALKOHOL“ informierte die Jugendorganisation der Gewerkschaft der Polizei (JUNGE GRUPPE (GdP)) vor Karneval vor Ort in der Mainzer Römerpassage über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs bei Jugendlichen. Die vielen Interessierten konnten mit einer so genannten „Rauschbrille“ selbst erleben, wie sich Wahrnehmung und Motorik unter Alkoholeinfluss verändern und ihr Wissen zum Thema alkoholische Getränke vor Ort testen.

Bundesweit wurden im Jahr 2008 über 25000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs stationär in Krankenhäuser eingeliefert.
Laut statistischem Landesamt Rheinland-Pfalz waren davon über 1400 Fälle in Rheinland Pfalz, eine Steigerung von fast 75 % zum Jahr 2001. Im Winter 2009 wurde in Berlin ein siebenjähriger Junge mit 2 Promille ins Krankenhaus eingeliefert.

Auch die Gewaltdelikte unter Alkoholeinfluss nehmen stetig zu.

Bundes- und landesweit wird jede dritte Körperverletzung unter Alkoholeinfluss begangen, bei den gefährlichen Körperverletzungen, z.B. mit Waffen, sind es landesweit sogar mehr als 40 %.

„Erfahrungsgemäß sind die rheinland-pfälzischen großen Städte wie Mainz, Koblenz. Ludwigshafen, Trier und Kaiserslautern stärker belastet als die ländlichen Regionen“, so Christian Günter, stellv. Vorsitzender JUNGE GRUPPE (GdP) Rheinland-Pfalz. Aber auch dort nehmen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – oft in einer erschreckenden Anonymität – alkoholische Getränke in erheblichem Maße zu sich.

„Wir wollen dieses Thema mit unserer Kampagne und unserer Aktion in Mainz noch weiter in die Öffentlichkeit rücken und auch das Problembewusstsein gerade an Karneval erhöhen!
Außerdem fordern wir ein konsequentes Werbeverbot für Alkohol und die weitere Verbesserung der Zusammenarbeit der Behörden, wie Jugendamt, Kommunen und Polizei; auch durch entsprechende Personalverstärkung und Fortbildung. Es muss aber auch jedem klar sein, dass die Polizei oder der Staat das Problem nicht alleine lösen kann. Die Gesellschaft muss den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol vorleben!“