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Ablehnung der Jubiläumsprämie

„Ich nehme diesen Preis nicht an“

Leipzig:.

Hinsichtlich meines 25jährigen Dienstjubiläums, teile ich Ihnen gemäß des Zitats, „Ich nehme diesen Preis nicht an“ (Quelle/Verfasser: Marcel Reich-Ranicki) mit, ich verzichte hiermit offiziell auf die Jubiläumsprämie, die Urkunde und den einen Tag Sonderurlaub. Warum? Es ist wie ein Schlag in das Gesicht, ja fast wie ein Hohn, diese Prämie von gerade Mal 307,-€ Brutto. Abzüglich der Steuern bleiben gerade mal 170-190,-€ Netto übrig. Und das für 25 Jahre! 25 Jahre habe ich meinen Hals und A… riskiert, habe bei Wind und Wetter, an Wochenenden, Feiertagen meinen Dienst verrichtet. Tage an denen Sie alle im warmen zu Hause saßen. Ich habe privat viele Familienfeierlichkeiten, private Belange in den Hintergrund treten lassen und vieles mehr. 25 Jahre, in denen ich 1994 im Dienst fast durch einen schweren Verkehrsunfall mein Leben gelassen habe. Nebenbei hielt es der damalige Revierleiter Herr EPHK Göhring (a.D.) nicht mal für nötig, mich im Krankenhaus zu besuchen. Wohl bemerkt, er wohnte nicht mal einen Kilometer vom Krankenhaus entfernt.

Im Gegenteil, zum Dank dafür das ich mir mehrere Knochenbrüche zu gezogen hatte, wurde meine Verbeamtung auf Lebenszeit, sprich meine Probezeit, getreu dem Motto „Na da müssen wir erst mal sehen, ob der wieder richtig genesen wird“, verlängert. Das hätte ja diesen Freistaat Geld kosten können, wobei ja sowieso überall welches verschwendet wird. So viel dazu.
Thema Beförderung! Es ist ein Witz wie hierzulande Beförderungen durchgeführt werden. Punktesystem, 60 zu 40 Prozent Klausel. Alles nur Makulatur. Beurteilung, Arbeitsergebnisse, Statistiken für mich nur subjektiv. Nein „Nasenpolitik“ heißt das Stichwort. Immer schön mitmachen und schön die Sch….. halten. Ich bin seit der Wende einmal befördert wurden. Juhu welch ein Glück, andere wurden seit der Wende noch gar nicht befördert.

Thema Weihnachtsgeld! Wenn man als kleiner Polizeibeamter im Streifendienst damit rechnet und dieses dann aufgrund irgendwelcher Sparmaßnahmen wegfällt, ist dies eine ganz schön miese Nummer. Erst hieß es für die Haushaltsjahre 2011/2012. Und was ist ab 2013? Einfach weg und basta. Herzlichen Dank auch dazu Herr Ulbig.

Die Sparmaßnahmen treffen vor allem wieder die „kleinen“. Aber gern sehe ich wie das eingesparte Geld wieder sinnlos verschleudert wird. Beispiele wüsste ich genug. Wir fahren übrigens zum Schießtraining nach Torgau . Das sind Summa summarum ca. 120 Kilometer hin und zurück, für ca. 4-6 Beamte pro Durchlauf. Pro Schicht sind das ca. 18-20 Beamte. Das macht dann ca. 350-400 Kilometer. Dieses mal 5, denn es gibt insgesamt 5 Dienstgruppen in unserem Revier, machen Mittelmaß ca. 2.250 Kilometer.

Dann kommen noch die Beamten vom Revierkriminaldienst und die Bürgerpolizisten dazu. Macht ebenfalls ca. 2.500 Kilometer. Das sind insgesamt ca. 5000 Kilometer. 5000 Kilometer, damit das Revier Nord einmal das Schießtraining absolviert hat. Wohlbemerkt für ein Schießtraining. Da ist noch nicht die Rede von den anderen Schießterminen innerhalb des Jahres. Übrigens, die Raumschießanlage im Behördenzentrum Leipzig-Paunsdorf, ist nur ca. 10 Kilometer von unserem Polizeirevier entfernt und hat eine größere Kapazität, was die Fahrtkosten immens senken würde. Ausführung Ende.

Ein anderes Thema, Hochwasser 2013. Ich und meine Schicht verrichteten zu diesem Zeitpunkt angewiesene 12 Stunden Dienste. Also im Wechsel zwischen Tag- und Nachtdienst verrichteten wir den Revierdienst um den Dienstbetrieb aufrecht zu erhalten. Die anderen Schichten waren zum größten Teil für den Hochwasserschutz eingeteilt. Soweit so gut. Darin sah man ja noch einen Sinn. Nachdem Hochwasser erfuhren wir, das wir als dienstverrichtende Schicht keinen Fluthelferorden bekommen sollen. Lediglich die am Hochwasserschutz beteiligten Polizeibeamten sollen einen bekommen. Nun kann sich keiner etwas von diesem Orden kaufen und lieber wäre es mir und auch vielen anderen Kollegen, das Geld für diese Orden zu sparen und dieses lieber den Flutopfern zu kommen zu lassen. Es geht hier einzig um die Moral und die Motivation. Was bewirkte dies bei den Revierdienst verrichtenden Beamten. Ohne die 12 Stunden Dienste, hätten die anderen gar nicht an der Fluthilfe beteiligt sein können. Dies hinterließ mit Sicherheit einen faden Nachgeschmack.

Ich bin mir dessen bewusst, dass es sich zum vorstehenden Thema um Kleinigkeiten handelt. Es sind aber die vielen Kleinigkeiten, die irgendwann einen gewissen Frust bei den Beamten auslösen. Ich habe dies hier nur an diesem Thema festgemacht.

Thema Landtag: Irgendwann habe ich mal gehört, dass man eventuell beabsichtige, im sächsischen Landtag eine Verschlankung durchzuführen und die Zahl der Landtagsabgeordneten zu verringern. Als es dann um das eingemachte ging, wehrte man sich im Landtag mit allen Mitteln. Da kann man wieder mal sehen, wie weit es um die Loyalität bestellt ist, wenn’s, ums eigene Fell geht.

Dafür will ja der Herr Ulbig nach seinen Plänen, jede 5. Planstelle der sächsischen Polizei bis 2025 abbauen. Prima. Offensichtlich hat Herr Ulbig noch nicht das Zitat des Herrn Polizeipräsidenten Merbitz wahrgenommen. In diesem Zitat heißt es „ich fahre meinen Beamten auf Verschleiß“. Ausführung Ende.

Wissen Sie was? Meine Motivation ist in den Tiefen dieses verwirrenden und ungerechten staatlichen Ozeans untergegangen. Ich habe das Vertrauen an unsere Politik, die Damen und Herren Politiker und meine Loyalität an dieses Land Deutschland verloren. Recht und Ordnung, sowie Recht haben und Recht bekommen, sind zwei völlig unterschiedliche Schuhe. Es kommt doch immer nur auf den Geldbeutel, die öffentliche Bekanntheit einer Person und das öffentliche Interesse an.

Ich könnte hier vermutlich meine Memoiren oder meine Doktorarbeit schreiben, ohne mich irgendwelchen Plagiatsvorwürfen stellen zu müssen. Ich möchte jedoch zum Schluss kommen, mit folgender Tatsache, dass ich hier zu einigen Punkten auch im Namen vieler meiner Kollegen geschrieben habe, deren Gedanken ähnlich sind.

Vermutlich kann man Ihnen als Obrigkeit gar keinen Vorwurf machen. Nach obenhin wird ja immer alles schön geredet, keine Probleme alles in Ordnung. Vermutlich wissen Sie gar nicht wie es eigentlich im Polizeialltag aussieht. In der Vergangenheit war es doch so, wenn jemand von Ihnen einmal eine Polizeidienststelle besuchte, wurde alles hinter einer Fassade versteckt. Nein Sie sollten sich mal die Zeit nehmen und wirklich mal den Polizeialltag, so wie er ist, mit zu erleben.

Ohne den kleinen Streifenbeamten, der in der Regel der erste am Einsatzort ist, würde hier gar nix mehr laufen. Er macht sich breit, lässt einiges Übel und Leid über sich ergehen. Leid und Erfahrungen die sich in den Köpfen der Polizisten einbrennen. Schichtdienste und Einsatze die an die körperliche Belastungsgrenze gehen. Er ist da, damit Sie überhaupt existieren können.

Sie können sich also die Prämie, die Urkunde und den einen Tag Sonderurlaub sparen. In anderen Bundesländern gibt es dies eh nicht mehr. Ich für meinen Teil kann damit besser leben, lieber gar nichts für 25 Dienstjahre zu bekommen, als mit diesem versteuertem Schmalbetrag abgespeist zu werden.

Von mir aus spenden Sie diesen einem bedürftigen Verein.

Eines kann ich Ihnen allen jedoch versichern:

Ich werde weiterhin meinen Dienst nach besten Wissen und Gewissen verrichten. Nicht für Sie, nicht für Deutschland, nein für den Bürger, der wirklich die Hilfe der Polizei braucht.

Mitglied der GdP Leipzig

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