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Attraktivitätsoffensive muss her

GdP Rheinland-Pfalz zum Rückgang der Bewerber/-innen für die Polizeiausbildung

Mainz.

Unter der Überschrift „Weniger Bewerber für Polizeiausbildung – aber neue Berufswege“ berichtet die dpa heute über die rückgängigen Bewerberzahlen für den Polizeiberuf. Das Ministerium des Innern und für Sport wird dort zitiert mit „Über die Gründe dafür könne man nur spekulieren“.

Landeschefin Sabrina Kunz widerspricht dieser Aussage deutlich. „Wir weisen seit Jahren darauf hin, dass es einen Fachkräftemangel – auch im öffentlichen Dienst und insbesondere in der Polizei – gibt.“ Dies sei nicht erst seit diesem Jahr feststellbar. „Was einen Beruf, wie den der Polizistin oder des Polizisten, attraktiv macht und was dafür getan werden muss, ist Markenkern der gewerkschaftlichen Arbeit der GdP. Wir spekulieren nicht, sondern formulieren ganz konkrete Lösungen. Sie umzusetzen, könnte der erste Schritt zu einer Besserung sein,“ so Sabrina Kunz heute in Mainz. Es nütze auch nichts, sich über die Arbeitsmoral der Generation Z oder anderer Generationen zu ärgern, sondern es sei vielmehr notwendig, auch als öffentlicher Arbeitgeber die Fakten zu akzeptieren und deutlich flexibler und agiler zu werden.

Gute Bezahlung sichert die Zukunft!

Nach den aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt der Bruttostundenverdienst mit Bachelor-Abschluss bei 4.551 Euro. Polizistinnen und Polizisten müssen keine Beiträge für die Rentenversicherung leisten, was in Summe zu einem etwas höheren Netto führt. Dennoch müssen sie sich zu 50% privat versichern, was den Nettoverdienst um ca. 200-300 Euro reduziert.

Der Bruttoverdienst beträgt in Rheinland-Pfalz nach Abschluss des Studiums in der Besoldungsgruppe A9 2920,76 Euro brutto. Hinzu kommt eine Polizeizulage in Höhe von 132,69 Euro im Monat. Ein Beamter im Wechselschichtdienst erhält zudem 51,13 Euro im Monat Wechselschichtdienstzulage.

Landeschefin Kunz stellt fest: „Der Polizeiberuf liegt gerade bei den ersten beiden Statusämtern deutlich unter dem Bruttomonatsverdienst mit Bachelor-Abschluss. Das passt nicht mehr! Schlecht bezahlte Berufe sind unattraktiv. Wir arbeiten in einem attraktiven Beruf und fordern eine wertschätzende und zukunftssichere Bezahlung dafür.“

Kunz: „Der Polizeiberuf ist mit all seinen Anforderungen insbesondere in den ersten Dienstjahren ein schlecht bezahlter Beruf! Dies gilt in der Hauptsache in den Bundesländern, die bei der Besoldungsentwicklung nicht als Leuchtturm glänzen.“

Sozialverträgliche Arbeitszeiten und Entlastung

Aktuell wird über die 4-Tage-Woche und darüber debattiert, ob es ein Zukunftsmodell sei. Wir fordern als Gewerkschaft der Polizei zunächst eine Flexibilisierung der Arbeitszeit und eine reduzierte Wochenarbeitszeit, im gesundheitlich besonders belastenden Wechselschichtdienst sind 35-Stunden pro Woche genug.

Wir fordern aber auch, dass die Themen

- Gesundheit

- Vereinbarkeit von Beruf und Leben

- Digitalisierung

- Dienstunfallfürsorge und -nachsorge

einen größeren Stellenwerte erfahren, in die Gesetzgebung einfließen und mit finanziellen Mitteln hinterlegt werden.

Kunz: „Der Polizeiberuf (der öffentliche Dienst) bleibt attraktiv, wenn er auch den Bedürfnissen der Menschen Rechnung trägt, die in ihm arbeiten! Das Beamtensystem und das Tarifwerk im öffentlichen Dienst benötigen dringend eine Weiterentwicklung und Anpassung an die Transformation, insbesondere in den Bereichen Geld und Zeit.“

Angebote ausweiten und Qualität nachhaltig sichern

„Wir sind stolz über die zweigeteilte Laufbahn“, betont Landesvorsitzende Sabrina Kunz. „Wir benötigen im polizeilichen Studium ein Höchstmaß an Qualität, um den Anforderungen an den Polizeiberuf gewachsen zu sein. Der Beruf ist in den letzten Jahrzehnten – wie viele andere Bereiche auch – deutlich komplexer geworden. Dies belegt die Notwendigkeit der zweigeteilten Laufbahn. Dennoch müssen wir anerkennen, dass die Qualifizierung, um das Studium aufnehmen zu können, eine Vielzahl potenzieller Bewerberinnen und Bewerber ausschließt, z.B. Schülerinnen und Schüler mit mittlerer Reife“, erläutert Kunz.

Die drei höheren Berufsfachschulen in Bad-Kreuznach, Ludwigshafen und Lahnstein fangen dies nach GdP Auffassung in Teilen auf. Dennoch haben nicht alle Schülerinnen und Schüler im Land die Möglichkeit, ohne Entlohnung in dieser Schulzeit zu den drei Standorten zu gelangen und bewerben sich erst gar nicht.

Die GdP verbindet dies mit der Forderung, landesweit Schülerinnen und Schülern nicht nur rechtlich, sondern auch faktisch die Chance zu eröffnen, am Auswahlverfahren für die höhere Berufsfachschule teilzunehmen und ihnen über diesen Weg die Chance für ihren Traumberuf Polizistin oder Polizist zu eröffnen. Hier zeige sich, so Sabrina Kunz, die GdP sehr offen und biete ausdrücklich ihre konstruktive Unterstützung bei der Entwicklung von Ideen an.

Sich auf den Arbeitsmarkt und die jungen Menschen einlassen

„Ich halte es für zielführend, sich als öffentlicher Arbeitgeber auf die geänderte Faktenlage auf dem Arbeitsmarkt einzulassen und den Menschen akzeptable Angebote zu machen und Perspektiven zu geben“, resümiert Sabrina Kunz.