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Die Frau in der Polizei - besonders gefo(ö)rdert?

Die Frauengruppe informiert:

Magdeburg.

Auf Grund des großen Interesses innerhalb der Landespolizei fand vom 24.- 26. Oktober 2005 das zweite Frauenseminar zu diesem Thema statt.

Im Landhaus „Wörlitzer Hof“ trafen sich wieder Kolleginnen aus den verschiedensten Behörden und Einrichtungen der Polizei.
Die Hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte des MI, die Kolln. Beate Sinz- Günzel übernahm am ersten Tag die Seminargestaltung. Die großen Themen des ersten Tages waren die Aufgaben und Stellung der ehrenamtlichen Gleichstellungsbeauftragten nach dem Frauenfördergesetz, Mobbing und seine Folgen, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Meditation und Konfliktvermittlung.

In der hoch emotional geführten Diskussionen wurden die vielfältigsten Ängste und Probleme der Kolleginnen angesprochen. In vielen Bereichen der Polizei scheint das Erzeugen von Konflikten bis zum Mobbing heute ein gängiges Druckmittel gegen KollegInnen zu sein.

Leistungs- und Zeitdruck, der Abbau der Arbeitsplätze , die Angst vor Versetzungen, um nur einige Beispiele zu nennen, zwingen viele Kolleginnen und Kollegen den überspannten Anforderungen der Vorgesetzten Rechnung zu tragen. Konflikte werden nicht bewältigt, Lösungen werden nicht angeboten, sondern ignoriert.

Das neue Angebot die „Meditation“ bleibt für viele ein Fremdwort – weil sie es nicht verstehen wollen oder können. Wie hoch ist die Dunkelziffer bei den Fällen der sexuellen Belästigung. Diese Frage blieb unbeantwortet, offensichtlich schweigen die Opfer aus Angst.

Im Ergebnis stellten die Teilnehmer fest, dass es häufig an sozialen Kompetenzen bei Führungskräften mangelt. An dieser Stelle würden sich nicht nur umfangreiche Fortbildungsprogramme auszahlen.

Durch den zweiten Seminartag begleitete uns Frau Marschalk, Referentin im Referat 27 im Innenministerium.

Zu den Schwerpunkten „Maßnahmen der Personalentwicklung – Vereinbarkeit Beruf und Familie“, Ziele des Gesundheitsmanagement in der Polizei und „Fehlzeiten unter der Betrachtung der Geschlechterspezifik – Ausdruck hoher Belastung“ entspann sich sofort eine interessante Diskussion. Anschaulich vermittelte Frau Marschalk die anstehenden Aufgaben des Personalmanagement.

Diskutiert wurde auch über den zu bewältigenden Personalabbau im Polizeibereich. Hier wurde durch die Unterzeichnung des Tarifvertrages zur sozialen Absicherung im Jahr 2004 betriebsbedingte Kündigungen verhindert.

In diesem Zusammenhang gab es die unterschiedlichsten Fragen der Teilnehmerinnen. Zum Beispiel, wo sich der Personalüberhang befindet? Wie werden die Arbeitsaufgaben umgeschichtet, die Aufgabenbereiche neu geregelt? Wie sind die Auswirkungen, wenn die Arbeit auf weniger Personal verteil wird?

Frau Marschalk bemühte sich die aufgeworfenen Fragen zu beantworten. Schnell stellten die Teilnehmerinnen fest, dass die Verantwortung für viele Aufgaben in den Behörden und Einrichtungen liegt.

Gestaltung der Arbeitszeit, ebenfalls ein streitbares Thema, BSM ein „Rotes Tuch“. Aber auch hier mussten wir durch die zahlreichen Meinungsäußerungen feststellen, dass die Umsetzungen in den einzelnen Behörden und Einrichtungen der Polizei recht unterschiedlich ist. Vereinbarkeit Beruf und Familie wird oft nur belächelt und Vereinbarungen zwischen den Dienststellen und den Personalräten sind rar.

Nach der Vorstellung des Gesundheitsmanagement in der Polizei, mit seinen Zielen, sowie die Ergebnisse aus dem vorliegenden Gesundheitsbericht 2004 arbeiteten die Teilnehmerinnen in Gruppen die mögliche Ursachen heraus, warum die Fehlzeiten bei Frauen im Polizeibereich höher sind als bei Männern.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen waren nahezu gleich. Über die Doppelbelastung Beruf und Familie bis hin zur fehlenden Anerkennung der Arbeit der Frauen führte die Bandbreite. Es sind doch überwiegend die Frauen, die beispielsweise ihre kranken Kinder betreuen. Eine angemessene Freistellung von der dienstlichen Tätigkeit, wäre sicher ein guten Weg.

Schichtarbeit, Überstunden und Leistungsdruck, in Form von zahlenmäßigen Vorgaben sind auf Dauer nicht gesundheitsfördernd. Das eingeführte Bedarfsorientierte Schichtmanagement führt zur Zeit auch mehr zu Frust und Demotivation als zur Zufriedenheit. Kurze Schichtwechsel, Schichttausch, verloren gegangene soziale Bindungen und fehlendes Einbringen persönlicher Belange macht offensichtlich krank!

Wie bereits am ersten Seminartag, wurde auch bei diesem Thema heraus gearbeitet, dass gute Arbeitsergebnisse, Motivation und Betriebszufriedenheit nicht per Gesetz verordnet werden kann, hier haben die jeweiligen Vorgesetzten eine recht große Verantwortung. Frau Marschalk prägte hier ein gutes Wort „Personalpflege“.

Der letzte Tag war durch die Vorstellung des neuen Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) mehr als ausgefüllt.

Kollege Frank Schröder vermittelt die umfangreichen Inhalte. Im Augenblick ist zwar noch nicht abzusehen, wann der TVöD für die Länder in Anwendung kommt. Seit 01.10.2005 gilt er jedoch für den Bund und die Kommunen.

Die Seminarteilnehmerinnen waren sehr am Kern des neuen Tarifvertrages interessiert, viele Fragen gab es bei der Umstellung auf die neuen Entgeltgruppen.

An dieser Stelle nochmals unser Dank an die Referentinnen Frau Marschalk und Frau Sinz- Günzel, sowie an den Kollegen Frank Schröder für ihre umfangreichen und aufschlussreichen Erörterungen.

Zum Ende des Seminars versicherten die Organisatoren, dass dieses nicht das letzte Frauenseminar war und wir im nächsten Jahr weitere durchführen werden.

VR

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