6. April 2011

GdP News vom 06.04.2011

KFN-Forscher zu Gast bei der GdP: Fortsetzung der Studie "Gewalt gegen Polizeibeamte"

Hannover.

Dass Gewalt gegen Polizeibeamte mit allgemein sinkender Hemmschwelle ein Phänomen mit zunehmender Tendenz ist, ist spätestens seit 2010 auch der Öffentlichkeit bekannt. Die Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen e.V. (KFN) gab nach wissenschaftlicher Untersuchung im Forschungsprojekt „Gewalt gegen Polizei“ bereits erste deutliche Aufschlüsse über die Lage, die Gründe und die Betroffenheit der Opfer.

Die Innenministerkonferenz (IMK) hatte in der 190. Sitzung am 28.05.2010 den ersten Zwischenbericht und ein 7-Thesen-Papier¹ sowie in der 191. Sitzung am 19.11.2010 (TOP 22 und 23)² den zweiten Zwischenbericht „Ausgewählte Befunde zu den Tätern der Gewalt“ als Fortsetzung zur Kenntnis genommen. Hier waren bereits differenzierte Ergebnisse zur Längsschnittentwicklung der schweren Gewalt gegen Polizeibeamte enthalten, also solcher Fälle, bei denen die betroffenen Beamten anschließend mindestens sieben Tage dienstunfähig waren.

Der Direktor des KFN, Prof. Dr. Christian Pfeiffer, war am 06.04.2011, zusammen mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern Dipl.-Psych. Karoline Ellrich und Dirk Baier zu Gast bei der GdP. An dem sehr konstruktiven Gespräch nahmen seitens der GdP der Landesvorsitzende Dietmar Schilff und der DP-Landesredakteur Uwe Robra teil.

Die Forscher informierten über den aktuellen Zwischenstand der Studie sowie über den geplanten Fortgang des von der GdP im qualitativen Teil finanziell mit unterstützten Forschungsprojektes „Gewalt gegen Polizei“.

Derzeit wird an dem dritten Zwischenbericht gearbeitet, der voraussichtlich Ende Mai fertiggestellt sein wird und der 192. IMK in der Sitzung am 22.06.2011 präsentiert werden soll.

Zusatzstudie Niedersachsen im Herbst 2011 geplant

Zusätzlich laufen derzeit detaillierte Vorarbeiten für eine ergänzende zweite Befragung von Beamten aus dem ESD des Landes Niedersachsen in Zusammenarbeit mit dem Nds. Innenministerium. Diese Befragung soll im Herbst starten und jeweils max. 30 min Ausfüllzeit in Anspruch nehmen. Prof. Pfeiffer: „Hintergrund ist die Erkenntnis, dass die ESD-Kollegen/-innen am häufigsten aggressiven Verhaltensweisen von bestimmten Bürgern ausgesetzt sind.“

Vor dem Start der Befragung solle für den strategischen Abstimmungsprozess ein Beirat installiert werden. Dietmar Schilff machte deutlich, dass es bei der Planung des Projektes dringend zu empfehlen sei, auch die Erfahrungen des Polizeihauptpersonalrates einzubeziehen.

Über weitere Aspekte der Befragung fügte sich ein fachlicher Austausch in dem etwa zweistündigen Gespräch an.

Red.

Fußnoten mit externen Links:

1
- Erster Zwischenbericht mit ausführlicher Erläuterung (38 Seiten)
  Download vom KFN-Server: http://kfn.de/home/Zwischenbericht_1.htm
- 10 Kurztexte von Polizeibeamten, die durch einen Gewaltübergriff für mindestens drei Tage dienstunfähig geworden sind und in eigenen Worten das beschrieben haben, was ihnen widerfahren ist. Insgesamt liegen dem KFN knapp 1.000 solcher Texte vor.
  Download vom KFN-Server: http://kfn.de/home/Freitexte.htm
- Studie „Gewalt gegen Polizeibeamte - Begleittext zu '7 Thesen zur Gewalt gegen Polizeibeamte. Erste Ergebnisse einer Polizeibefragung in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen“, Karoline Ellrich, Christian Pfeiffer, Dirk Baier, 2010; Quelle: http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/zwiggpolizei.pdf
2
- Zweiter Zwischenbericht "Ausgewählte Befunde zu den Tätern der Gewalt" mit ausführlicher Erläuterung (76 Seiten), vorgestellt bei der 191. Sitzung der IMK am 19.11.2010
  Download vom IMK-Portal des Bundesrats-Server:
  http://www.bundesrat.de/cln_161/DE/gremien-konf/fachministerkonf/imk/Sitzungen/10-11-19/anlage23,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/anlage23.pdf

KFN-Forscher bei der GdP: v.l. Dirk Baier, Karoline Ellrich, Prof. Dr. Christian Pfeiffer und GdP-Landesvorsitzender Dietmar Schilff (Foto: U. Robra, 06.04.2011)