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Vor Ort bei der „Querdenker“-Demo in Hannover am 21. November 2020

Ein persönlicher Bericht des GdP-Landesvorsitzenden Dietmar Schilff

Foto: GdP
Foto: GdP
Hannover.

GdP Landesvorsitzender Dietmar Schilff war am Samstag auf der Querdenker-Demonstration, auf der Kritiker der Corona-Auflagen gegen die Regelungen zum Infektionsschutz demonstriert haben, um mit den Kolleginnen und Kollegen im Einsatz zu sprechen. Hier sein Erfahrungsbericht:

Jetzt hat ja offensichtlich jede Stadt seine sogenannten „Querdenker“-Demos. Nachdem schon am 14.11.2020 eine „Queren“-Demo in Hannover stattgefunden hat und nach den Ausschreitungen in Leipzig sowie am 18.11.2020 in Berlin, rund um das Reichstagsgebäude, anlässlich der Bundestagssitzung, fand am Samstag, 21.11.2020, die nächste Corona-Skeptiker-Demo in Hannover statt.

Das Medieninteresse im Vorfeld war dementsprechend hoch und die GdP war häufiger Gesprächspartner. Die von mir geäußerte Position war nahezu identisch mit der von Innenminister Boris Pistorius, dass Verstöße gegen die Auflagen auch geahndet werden müssten. Aus unserer GdP-Pressemeldung im Vorfeld der Demo war zu lesen: „Der Staat kann nicht dabei zusehen, wie sich die ganze Gesellschaft an die sinnvollen und notwendigen Regeln hält und massive Einschränkungen in Kauf nimmt, während sich ein kleiner Teil der Bevölkerung auf solchen Demonstrationen einfach darüber hinwegsetzt.

Ich wollte mir ein Bild von „Vor Ort“ machen und bin am Samstagnachmitttag in die Landeshauptstadt gefahren.

Rund um den Opernplatz waren starke Polizeikräfte zu sehen und zum Kröpcke hin wurde eine Gruppe von Gegendemonstranten, auch mit Antifa-Fahnen, durch Polizei und Hamburger Gitter, am Zutritt zum Veranstaltungsraum gehindert. Desöfteren wurden die Teilnehmer der „Querdenker“-Demo per Lautsprecher darauf hingewiesen, eine Mund-Nasen-Abdeckung zu tragen und Abstand zu halten. Die eingesetzten Kräfte gingen auch in die Gruppe rein und sprachen Teilnehmer an, alles absolut klar und souverän.

Medienvertreter waren natürlich auch vor Ort und erfragten bei mir die GdP-Position.

Ein Austausch mit dem anwesenden Vorsitzenden des Landtagsinnenausschusses, unserem GdP-Kollegen Thomas Adasch sowie ebenso mit Hannovers Polizeipräsidenten Volker Kluwe fand statt.
Dann bekam ich die in der Öffentlichkeit viel diskutierte und zu recht scharf kritisierte Rede der jungen Frau aus Kassel mit, die sich nach eigenen Worten im Widerstand befände und sich mit Sophie Scholl verglich, die wegen ihres Widerstandes gegen die Nazis 1943 umgebracht wurde. Diese Rede machte mich fassungslos. Dass man anderer Auffassung zu bestimmten Einschränkungen sein kann und dies natürlich in unserer Demokratie auch sagen kann, ist das eine, dass Menschen aber überhaupt kein Geschichtsbewusstsein haben und so krude Ideen öffentlich darstellen, indem sie sich mit Anne Frank oder Sophie Scholl vergleichen, macht einen sprachlos. Das alles ist eine Verhöhnung der Gräueltaten des Naziregimes. Was hat bei denen nur versagt?

Und eine weitere Rede hat bei mir und bei etlichen Kollegen/-innen, mit denen ich gesprochen habe, nur Kopfschütteln ausgelöst. Ein ehemaliger Polizeibeamter ging mit einem alten Polizeihelm auf die Bühne und wurde als „Schutzmann aus Hamburg“ vorgestellt.

Was er gesagt hat, machte mich ebenso fassungslos. Was ist mit ihm und den anderen Rednern nur passiert, geht es ihnen nur um ihre Profilierung? Oder glauben die wirklich das, was sie sagen?

Ich habe heute einen Spruch gelesen, der es, so glaube ich, ganz gut trifft: „Die eigentliche Tragik ist ja, dass Leute, die nicht einmal geradeaus denken können, meinen, sie müssten plötzlich querdenken.

Neben diesen wenigen Verschwörungstheoretikern, die von Diktatur und von „Plandemie“ statt von „Pandemie“ faselten und die man wirklich nicht ernst nehmen kann, ist es gut, dass die weit überwiegende Mehrheit unserer Gesellschaft die Maßnahmen mitträgt, wenn natürlich mit teils schlechter Laune, was einem selber ja auch so geht.

Vor allem bin ich aber wieder einmal begeistert von der Kompetenz der eingesetzten Kräfte und der Souveränität und der Verhältnismäßigkeit bei der Durchsetzung von polizeilichen Maßnahmen. Auch wenn mir das klar ist, kann man dies für Außenstehende und Polizeikritiker nicht oft genug sagen. Es waren Kräfte im Einsatz, die seit 10 Tagen nicht zu Hause waren und ihre Arbeit dennoch professionell durchführten.

Ich gehe seit Jahren oft als Personalratsvertreter und Gewerkschafter zu Einsätzen, weil ich mich natürlich auch gerne mit den Polizeikräften unterhalte. Mit etlichen von ihnen konnte ich das auch am Samstagabend tun. Dabei hat mich wieder einmal sehr gefreut, dass diejenigen, mit denen zumindest ich mich unterhalten habe, die Aktivitäten der GdP sehr positiv bewerten. Sie nehmen wahr, dass ohne die GdP keine Erfolge zu erreichen sind. Besonders gefreut hat mich diesmal, dass ein junger 28-jähriger Kollege sich bei der GdP bedankte, da er jetzt zum 01. Dezember 2020 das erste Mal in seinem Polizeileben ein, wie er sagte, Weihnachtsgeld erhalten würde.

Ein zum Glück nahezu ruhiger Einsatz, der einen natürlich aufgrund der Reden der „Queren“ nachdenklich macht, aber eine, für mich dennoch zufriedenstellende Fahrt –wenn auch am Samstag- von Braunschweig nach Hannover.

Danke wieder einmal für die Einblicke „von der Seite“ und bleibt gesund!
Dietmar Schilff
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