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Doofes Banner, großes Problem - Doofer Kommentar, Problem nicht verstanden  

Die GdP Niedersachsen zeigt sich entsetzt über den aktuellen Kommentar unter dem Titel "Doofes Banner, großes Problem" von Lars Rücker in der Braunschweiger Zeitung. Die hoch professionelle Arbeit der Niedersächsischen Polizei wird hier diskreditiert und Polizistinnen und Polizisten vorgeworfen, die Konfrontation im Stadion direkt zu suchen und damit für die Ausschreitungen mitverantwortlich zu sein.  

In der Braunschweiger Zeitung kommentiert Lars Rücker (Artikel hinter der Bezahlschranke): „Wer viel bei Fußballspielen unterwegs ist, bekommt mit, wie Beamte es im Schutze der Anonymität genießen, ihre Macht auch gegenüber friedlichen Fans und neutral gekleideten Zuschauern auszuspielen.“ Er spricht vom Einsatz von Pfefferspray und Wasserwerfer gegen diese heterogen zusammengesetzten Personengruppen, wobei aus Willkür und Kalkül gehandelt würde. Die allerwenigsten der hunderttausenden Menschen, die jedes Wochenende in die Bundesligastadien der Republik pilgern, dürften allerdings diese Erfahrung gemacht haben. Es zeugt von wenig Ahnung der Abläufe und Strukturen in der Polizei, wenn Herr Rücker beschreibt, dass „schwarze Schafe“ in den Reihen der Polizei in den Stadien die Möglichkeit hätten, ungeahndet derart zu agieren. Die Formulierung, dass Beamte der Polizei im Schutz der Anonymität handeln würden, unterstellt, dass sich die Einheiten untereinander nicht identifizieren und zuordnen könnten - was schlicht unsinnig ist, oder dass die Organisation als Ganzes willkürlichen Gewaltakte und Machtmissbrauch zwar erkennen, aber nicht ahnden würde – was eine ungeheuerliche Unterstellung und auch als Meinungsbeitrag in einem Kommentar kaum tragbar ist.  

Herr Rücker schreibt, dass "die Polizei auf der Suche nach Konfrontation und Gewalt im Stadion" sei – ebenfalls eine unhaltbare Unterstellung. Die Polizei ist in erster Linie vor Ort, weil es hier erfahrungsbedingt den Verdacht sicherheitsrelevanter Vorfälle gibt. Und dieser Verdacht bestätigt sich immer wieder aufs Neue. Darum ist es notwendig, dass die Polizei die friedlichen Fans vor den Krawallmachern schützt.  

Die Polizei ist bei und im Umfeld von Fußballspielen nicht selten mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz. Dabei ist die Personalsituation alles andere als rosig. Es ist also bei weitem nicht so, dass Fußballspiele eine willkommene Gelegenheit für die Einsatzkräfte darstellen, sich ein wenig auszutoben. Im Gegenteil: Es würde die Einsatzplanung wesentlich erleichtern und die Einsatzkräfte massiv entlasten, wenn die aufreibenden Wochenenden friedlicher ausfallen würden. Es gibt wohl keine regelmäßig stattfindenden Ereignisse, die so viele Einsatzkräfte binden wie Fußballspiele. Andere Großveranstaltungen beim Profisport sowie bei Kultur- und Freizeitevents wie Festivals oder Volksfesten werden zwar auch von der Polizei gesichert. Erstens fällt aber auf, dass hier offensichtlich weniger Bedarf an polizeilichem Schutz besteht. Und zweitens sind dort die gleichen Beamtinnen und Beamten im Einsatz, die auch Fußballspiele begleiten. Es müsste Herrn Rücker doch verwundern, dass die von ihm angeprangerte „Machtausspielung“ immer wieder beim Fußball zutage tritt und in anderen Kontexten kein regelmäßiges Problem darstellt. 

Nun mag es durchaus sein, dass durch die Anwesenheit der Polizei gewalttätige Auseinandersetzungen entstehen, weil bestimmte Gruppierungen sich durch die Anwesenheit der Polizei erst recht provoziert fühlen. Das reine Betreten bestimmter Fanblöcke durch die Polizei ist fast unweigerlich mit gewalttätigen Eskalationen verbunden, weshalb die Einsatzkräfte hier mit größtmöglicher Zurückhaltung agieren, solange dies möglich ist. Es wird aber der Bock zum Gärtner gemacht, wenn man die Ursache für mögliche dennoch auftretende Ausschreitungen bei der Polizei sucht. Was würde es für unsere Gesellschaft bedeuten, wenn sich die Staatsmacht Polizei von Situationen fernhält, in denen die dort agierenden Personen mit wie auch immer geartetem Unmut darauf reagieren, wenn die Polizei ihrer Aufgabe nachkommt?  

In Kaiserslautern wurde ein ehemaliger Spieler, der heute Polizist ist, persönlich auf einem Banner beschimpft. In Hannover wurden Polizistinnen und Polizisten pauschal bedroht und als „Bullen, Kriminelle in Uniform und Feind Nr. 1“ beschimpft. In Hamburg wurde einem Polizisten im Rahmen der Ausschreitungen eines Fußballspiels beide Beine gebrochen. In Braunschweig nun wurden alle Polizistinnen und Polizisten pauschal als Bastarde diffamiert. Herr Rücker würde es „begrüßenswert“ finden, wenn man einen anderen Protest gefunden hätte, als alle Polizeibeschäftigten pauschal zu beleidigen. Immerhin. Was Herr Rücker nicht sieht, ist dass die Mitglieder der Bereitschaftspolizei, die Woche für Woche in diese Einsätze geschickt werden, oft junge Menschen sind, die sich oft erst vor wenigen Jahren in allererster Linie aus Idealismus für die Polizei entschieden haben. Nicht, weil sie dort besonders gut verdienen oder krude Machtfantasien ausleben können, sondern weil sie sich für unsere demokratischen Grundwerte einsetzen möchten, Menschen gern helfen und einen Dienst für die Gesellschaft leisten wollen. Es sollte sich von selbst verstehen, dass man diesen Menschen als Reaktion auf Beleidigungen, Drohungen und Angriffe kein „selbst schuld“ entgegensetzt. Natürlich, die Arbeit bei der Polizei bedeutet oft unangenehme Erfahrungen, gefährliche Situationen und unliebsame Widersacher. Für unsere Kolleginnen und Kollegen gehört dies zum Berufsalltag und sie können damit umgehen. Dass vonseiten eines Redakteurs der Braunschweiger Zeitung nun aber zusätzlich Öl ins Feuer gegossen und damit eine brenzlige Situation weiter angeheizt wird, ist nicht nur unnötig, sondern birgt eine tatsächliche Gefahr der Eskalation. Während das Ausmaß an Hass und Gewalt gegen die Polizei von Wochenende zu Wochenende zunimmt, droht Herr Rücker öffentlich mit der nächsten Eskalationsstufe gegen Polizistinnen/Polizisten, Gewerkschaftsfunktionäre und Politik und schiebt der Polizei dafür die (Mit-)Schuld in die Schuhe.  

Auch im Lichte der Heim-EM im kommenden Jahr ist es beschämend, sich derart diffamierend über die Polizei auszulassen und damit die Feindseligkeit gegen die Polizei weiter anzutreiben. Wir fordern die Braunschweiger Zeitung daher auf, sich im Namen ihres Mitarbeiters bei der niedersächsischen Polizei für diese Entgleisung zu entschuldigen. 
 
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