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Fifa-Frauen-WM in Deutschland 2011

Interview: GdP-Kollegin Bibiana Steinhaus als WM-Schiri

FIFA FRAUENWELTMEISTERSCHAFT DEUTSCHLAND 2011TM

Bibiana Steinhaus, Foto: S. SchilffBibiana Steinhaus, Foto: Sabrina Schilff
Die FIFA Frauenweltmeisterschaft Deutschland 2011 findet vom 26. Juni bis zum 17. Juli 2011 in Deutschland statt. Die deutsche Frauen-National-Elf holte bereits zweimal den Pott: 2003 und 2007. Auf zum dritten WM-Titel 2011! DP sprach mit Bibiana Steinhaus, die als einzige deutsche Schiedsrichterin von sechs aus Europa aufgestellt ist, über besondere Glanzpunkte dieser fußballerischen Attraktion. Das Interview führten für DEUTSCHE POLIZEI Ilona Müller (stellv. LFV), Kevin Komolka (LJV) und Waltraut Thyssen (GSV).

DP: Was können wir von der FIFA Frauenweltmeisterschaft Deutschland 2011 erwarten?

BS: Die WM wird ein einziges großes Sommerfest werden, für Familien, Kinder und Jugendliche. Wir erwarten volle Stadien, großartige Kulissen und atemberaubende Spiele. Auch wie bei der WM 2006 kann sich Deutschland als guter und offener Gastgeber präsentieren und aller Welt zeigen, dass er Vielfalt schätzt und anerkennt.

 
DP: Ist die deutsche Frauenfußball-Nationalelf ein besonderes Vorbild für Integration?

Überall treffen wir auf viele unterschiedliche ethnische Hintergründe – auch im Sport - und Fußball hilft, Integration zu erleichtern. Integration gelingt immer am besten dort, wo Interaktion und Kommunikation stattfindet, sei es in der Mannschaft oder im Freundeskreis. Um Fußball spielen zu können, muss man nicht die gleiche Sprache sprechen, Spielfreude und Leidenschaft reichen aus! Insofern wird die Frauen Nationalmannschaft auch eine Vorbildfunktion wahrnehmen.

DP: Welchen Erkenntnisgewinn kann die Polizei daraus ziehen?

BS: Wir haben in Deutschland eine „bunte“ Bevölkerung und die Polizei ist ein Spiegelbild dieser Gesellschaft. Es ist positiv und beispielgebend, dass die Polizei sich geöffnet hat für Kolleginnen und Kollegen mit ethnischem Hintergrund. Außerdem zeigen andere Kulturkreise somit auch ihre Identifikation mit Deutschland und setzen sich mit Recht und Gesetz in diesem Land auseinander. Die Polizei gibt damit, dass sich die Gesellschaft in ihr wiederfindet, ein Vorbild.

DP: Werden bei der Frauen-WM deeskalierende Einsatzstrategien vonnöten sein, weil mit ähnlichen Ausschreitungen wie bei der Herren-WM zu rechnen ist?

BS: Das Publikum beim Frauenfußball setzt sich im Schwerpunkt aus Familien und Mädchen sowie jungen Frauen zusammen. Frauenfußball ist attraktiv; deshalb wurde auch die Katze „Karla Kick“ zum Maskottchen für die FIFA Frauenweltmeisterschaft 2011 gewählt, sie steht für Eleganz, Dynamik, Leidenschaft und Geschmeidigkeit.

Die Kollegen rund um Christiana Berg werden top vorbereitet in diesen Einsatz gehen und die Einsatzlage mit großer Ruhe und Übersicht bewältigen.

DP: Wie denkst Du über die Entwicklung der Gewaltbereitschaft gegenüber der Polizei bei sportlichen Großevents?

BS: In der aktuellen Diskussion wird deutlich kommuniziert, dass die Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und –beamte zugenommen hat. Eine verheerende Entwicklung, die bei der Frauenweltmeisterschaft sicherlich nicht in den Mittelpunkt der Ereignisse rückt.

DP: Wie war Dein persönlicher Fußballweg und inwieweit hat er Dich verändert?

BS: Seit 1995 bin ich Schiedsrichterin, seit 2005 FIFA-Schiedsrichterin und seit 2007 Schiedsrichterin in der 2. Bundesliga. Schiri zu sein bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen, sich Fachwissen anzueignen, Entscheidungen zu treffen und zu kommunizieren, mit Fehlentscheidungen umzugehen, mit Druck umzugehen, Entscheidungen überprüfbar machen zu lassen – und das alles bei maximaler körperlicher Belastung: das macht aber den Reiz aus! Die Ansprüche gehen miteinander einher, helfen und beeinflussen sich gegenseitig und unterstützen mich auch in der Ausübung meines Polizeiberufes. Kurz - und mit einem Augenzwinkern - gesagt, Schiri sein ist eine einzige PE-Maßnahme!

Von links: Kevin Komolka (GdP-Landesjugendvorsitzender), Bibiana Steinhaus, Ilona Müller (Landesfrauenvorstand), Waltraut Thyssen (Mitglied des Geschäftsführenden Landesvorstandes) Foto: S. Schilff

Von links: Kevin Komolka (GdP-Landesjugendvorsitzender), Bibiana Steinhaus, Ilona Müller (Landesfrauenvorstand), Waltraut Thyssen (Mitglied des Geschäftsführenden Landesvorstandes) Foto: S. Schilff

DP: Kannst Du unseren Fußballfrauen in der nds. Auswahlmannschaft und auch allen anderen Fußball spielenden Frauen in der Polizei ein paar besondere Tipps geben?

BS: Grundsätzlich sollte jeder seine Ziele mit Leidenschaft und Engagement verfolgen – auch im Sport. Sport in verschiedensten Funktionen trägt maßgeblich zur persönlichen Entwicklung bei. Sich aktiv zu messen, heißt auch, mit Erfolg und Niederlage umzugehen. Sich als Trainer, Betreuer oder Schiedsrichter ehrenamtlich im Sport zu engagieren, bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen.

DP: Was wünschst Du Dir für diese WM?

BS: Attraktive Spiele, fantastische Stimmung, volle Stadien, großes Interesse, den Schiris immer ein glückliches Händchen bei ihren Entscheidungen und dass die beste Mannschaft gewinnen möge.

DP: Was wolltest Du immer schon mal sagen?

BS: Ich habe für mein Hobby immer sehr viel Unterstützung erfahren. Gerade im dienstlichen Bereich ist eine große Organisationsflexibilität vonnöten, um Polizei- und Schiedsrichtereinsätze zu koordinieren. Meine Vorgesetzten, egal in welchem Dienstbereich, ob Bepo Hannover, PI Hannover West oder MI, haben mir immer volle Rückendeckung gegeben. Und vor allem haben sich meine Kollegen auch kurzfristig auf flexible Dienstplangestaltungen eingelassen.

Meine Familie und meine Freunde verschieben schon mal ganze Feiertage um mir zum Beispiel Teilhabe an Festivitäten zu ermöglichen. Dafür danke ich Allen sehr.

DP: Wir danken Dir für dieses Interview und wünschen Dir spannende und glückliche Einsätze als WM-Schiri 2011.


 

Zur Person:

Bibiana Steinhaus ist Polizeibeamtin. Nach verschiedenen Stationen in der ZPD und der PD Hannover ist sie nun im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport tätig.

Am 24. März 1979 in Bad Lauterberg geboren, war sie in ihrer Jugend aktive Fußballerin beim SV Lauterberg - nach eigener Aussage talentfrei. Somit folgte sie 1995 dem Vorbild ihres Vaters und wurde Schiedsrichterin. Seit 1999 ist „Bibi“ DFB-Schiedsrichterin, pfiff Spiele der Frauenbundesliga, Oberliga Nord und Regionalliga. 2003 leitete sie das DFB-Pokalfinale zwischen dem 1. FFC Frankfurt und dem FCR Duisburg. 2005 wurde Bibiana FIFA-Schiedsrichterin. In der Saison 2007/2008 pfiff sie als erste Frau ein Spiel der 2. Fußball-Bundesliga: SC Paderborn 07 gegen 1899 Hoffenheim (0:2). Seit 2007 wird sie als 'Vierte Offizielle' in der Bundesliga eingesetzt. 2008 und 2010 leitete sie Spiele im Rahmen der FIFA U-20-Frauen-WM in Chile und Deutschland. 2009 war sie bei der Frauenfußball-Europameisterschaft in Finnland im Einsatz. Am 15. April 2011, wurde sie als eine von 16 Schiedsrichterinnen insgesamt, und davon als eine von sechs Schiedsrichterinnen aus Europa, für die Frauenfußball-WM Deutschland nominiert.

Bibiana ist Sportlerin des Jahres 2007 in Hannover und DFB-Schiedsrichterin des Jahres in 2007, 2008, 2009 und 2010!

Offizielle Website von Bibiana Steinhaus: http://www.bibianasteinhaus.de/

 
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