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Sporterlassentwurf

Sport in der Landespolizei… Traum oder Alptraum?

Schwerin:.

Lange habe ich überlegt, ob ich diesen Artikel überhaupt schreiben soll. Eigentlich brennt es mir seit Jahren unter den Nägeln, meine (zugegeben subjektive) Sicht der Dinge einer breiten Leserschaft mitzuteilen. Ich bin seit 26 Jahren im Polizeisport tätig (acht Jahre Sportlehrer in Neustrelitz/DDR und 18 Jahre Sportsachbearbeiter im Führungsstab der BP M-V). Der neue Sporterlassentwurf war nun der letzte Stein des Anstoßes, den folgenden Artikel zu Papier zu bringen.

Rahmenbedingungen sind das A und O
Gleich zu Anfang möchte ich klarstellen, dass ich ein absoluter Befürworter des Sports in der Landespolizei mit allen seinen unterschiedlichen Facetten bin. Der Mann mit dem „Tunnelblick Sport“ bzw. ein „Sportverrückter“, wie es mein Direktor zu sagen pflegt.

Seit Beginn meiner Tätigkeit im Führungsstab 1992 geht es darum, vernünftige Rahmenbedingungen für den Diensts-und Wettkampfsport in der Behörde zu organisieren. Das ist bis heute nicht ganz einfach, da wir nach wie vor kaum eigene Sportanlagen besitzen und die ständige Anmietung von Sport- und Schwimmhallen (auch Schießanlagen) eine Menge Geld verschlingt.

Was für die Bereitschaftspolizei M-V gilt, gilt selbstverständlich auch für alle anderen Behörden. Das heißt, ohne entsprechende Rahmenbedingungen ist selbst der einfachste Dienstsport nicht möglich. Und dies sind nun einmal:

- zweckmäßige Sportanlagen,
- entsprechende Sportgeräte und Materialien,
- ausgebildete Sportübungsleiter
- sowie Vorgesetzte, die ihrer Vorbild- und Führungsrolle im Dienstsport auch
gerecht werden.

Was diese Punkte für unsere Bereitschaftspolizei M-V betrifft kann man mit dem gegenwärtigen Stand einigermaßen zufrieden sein. Ein ganz entscheidender Faktor ist natürlich auch die Dienstzeit, die für den Sport zur Verfügung gestellt werden muss. In diesem Punkt haben sicher die Bereitschaftspolizei und andere Spezialeinheiten einen kleinen Vorteil.

Es sind ja auch Truppen mit besonderen Aufgaben, die besonders fit sein müssen. Hier sollten auch zukünftig die Dienststellenleiter in Zusammenarbeit mit den Sportleitern über Zeitansätze und Inhalte des Trainings entscheiden. Jede zeitliche Vorgabe -wie im derzeitigen Erlassentwurf- geht am Ziel vorbei.

Im Einzeldienst sieht es da schon ganz anders aus. Die dortigen zeitlichen Sachzwänge lassen wenig Spielraum zu. Die im Erlass vorgesehenen 48 Stunden im Jahr sind ein gutes Angebot. Nur diese noch wieder zu unterteilen in 36 Stunden Gesundheits-und Präventionssport und 12 Stunden einsatz- und polizeibezogene Sportarten (wer hat diesen Begriff erfunden?) ist unzweckmäßig. Die Gewichtung sollte man auch hier den Vorgesetzten und Sportübungsleitern überlassen.

Übrigens, bei den einsatz- und polizeibezogenen Sportarten habe ich „Fußball“ nicht gefunden. Hier wird offensichtlich versucht, die Sportart Nummer eins in Deutschland aus dem Dienstsport zu kicken! Wenn man das ernsthaft will, geht es nur über gute alternative Angebote.

Stichwort – Angebote- wie sieht es denn mit den Sportmöglichkeiten in der Fläche aus? In vielen Bereichen des Landes sehr traurig. Aus vielen Gesprächen mit Kollegen der unterschiedlichsten Direktionen weiß ich, dass man mancherorts das Wort „Dienstsport“ nur vom Hören und Sagen kennt. Hier würde jetzt der angedachte hauptamtliche Sachbearbeiter der Behörde ins Spiel kommen, der gemeinsam mit den Dienststellenleitern, anderen Vorgesetzten und Sportübungsleitern ein NETZWERK SPORT aufbaut. Zunächst gilt es ehrlich zu analysieren wo die Defizite liegen, um dann Stück für Stück die Rahmenbedingungen (siehe oben) für den Dienstsport zu erfüllen. Eine Bärenaufgabe! Was die Anmietung des entsprechenden Bedarfs kosten wird, steht noch in den Sternen. Auf jeden Fall wahrscheinlich…zu teuer.

Diese Sportsachbearbeiter wären dann auch die kompetenten Kollegen, die im Polizeilandessportausschuss über den Stand der Dinge in der Behörde berichten und an den entsprechenden Plänen und Entscheidungen mitwirken würden.

Wettkämpfer sind Diplomaten im Trainingsanzug
Ich gebe zu, das Zitat ist nicht von mir, aber immer noch hochaktuell. Auch in der Polizei. Bei jeder Deutschen Polizeimeisterschaft, bei der ich als Aktiver, Betreuer oder Mannschaftsleiter unser Land vertreten durfte (inzwischen über 20 Mal), wurde von den hochkarätigen Rednern immer wieder die Bedeutung des Wettkampfsports auf den unterschiedlichsten Ebenen in der Polizei betont. Auch wird viel über den olympischen Gedanken gesprochen, über den unser Land bei vielen Meisterschaften auch nicht hinaus kommt, eben auf Grund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen im Land. Die Anstrengungen der Fachwarte in unserer Landespolizei sind lobenswert, Mecklenburg-Vorpommern mit an die Spitze im Bund zu führen. Da passt es ganz schlecht ins Bild, wenn man den Sportlern, die sich für Wettkämpfe der Dienststellen, der Behörden bzw. Landesauswahlen zur Verfügung stellen, für jede Teilnahme an einer Maßnahme Dienstsportstunden vom Jahresbudget abziehen will (Erlassentwurf Pkt 3.3(2). Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein!

Ablegen des Sportabzeichens in der Freizeit…..wie Bitte?
Alle drei Jahre soll nun die Beamtin/der Beamte den Nachweis ihre/seiner sportlichen Fitness mit des Ablegung des Sportabzeichens erbringen (Pkt.4.1). Da das in der Freizeit passieren soll, bekommt er dafür acht Stunden Dienstzeit gut geschrieben. Eine Auflistung der Sportvereine im Land, wo man das Sportabzeichen abnehmen lassen kann, ist am Erlassentwurf anhängig. Bei Nichterfüllung droht ein entsprechender Vermerk in der dienstlichen Beurteilung. Na Super! Ich bleibe zwar Optimist, aber wie das ausgeht, weiß ich heute schon.

Wenn schon Überprüfungen der Fitness (und ich bin absolut dafür) dann solche, die auch unsere Sportleiter selbst abnehmen können. Und wenn die Ablegung des Sportabzeichens im Dienst zu aufwendig ist sollte man sich vielleicht auf eine Ausdauerdisziplin (laufen/ Cooper-Test, walken, Radfahren, schwimmen) festlegen. Sie ist im Rahmen der Fitnessbestimmung recht aussagekräftig.

Fazit: Wenn es uns wirklich ernst mit dem Polizeisport in M-V ist, müssen wir weiter an den Grundlagen (sprich Rahmenbedingungen) arbeiten. Dienstport in der Polizei ist ein kleines Privileg, dessen sollte sich jeder bewusst werden und es auch einfordern.

Es ist nur ein kleiner Beitrag für die eigene Fitness aber man sollte ihn nutzen. Alle gut gemeinten Appelle, Erlasse u.ä. verpuffen, wenn sie nicht mit Leben und Herzblut erfüllt werden. Vielen Kollegen müssen wir den Dienstsport erst wieder schmackhaft machen. Aber die Aufgabe lohnt sich. Bauen wir also keine Luftschlösser, sondern orientieren wir uns an der Realität.

Übrigens, habe ich in diesem Zusammenhang auch das Rahmenkonzept der Landespolizei für das zukünftige Gesundheitsmanagement studiert. Es liest sich wie ein Märchen aus tausend und einer Nacht. Klasse! Es muss nur noch mit Herz und Verstand in die Praxis umgesetzt werden.

So könnte der Polizeisport dann wirklich zum Traum werden.

D. Haupt
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