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Bundesvorsitzender der Junge Gruppe im Interview

Sicherheit und Protest

Berlin:.

Beim G8-Gipfel gibt’s junge Polizisten auf beiden Seiten: Als Sicherheitskräfte – und als Mitglieder der Jungen Gruppe der GdP auf Seiten der DGB-Jugend. Christian Honnens (Soli) fragte Sascha Göritz, was passiert, wenn sie aufeinandertreffen.

"Soli aktuell" ist der Newsletter der DGB-Jugend.
  • Soli extra: Inwieweit hat die Polizei mit Globalisierung zu tun?
Sascha Göritz: Die Kriminalität wird immer internationaler. Ob als Internetkriminalität oder bandenmäßiger Autodiebstahl, bei dem die Täter nur kurz einreisen und dann wieder verschwinden. Das macht unsere Arbeit nicht einfacher. Aber daher wachsen ja auch langsam die Sicherheitsbehörden in Europa zusammen.
  • Die Kritik der Globalisierung gilt vor allem den unzureichenden Sozial- und Umweltstandards. Wie seid ihr da als Beschäftigte betroffen?
Natürlich trifft uns die Globalisierung auch im sozialen Bereich. Die Beschäftigten der Polizei mussten viele Sparmaßnahmen über sich ergehen lassen. Da können wir nachvollziehen, wie sich Lohndumping auswirkt. Ich denke aber auch, dass wir zukünftig häufiger mit Opfern des Lohndumpings zu tun haben. Etwa einer, der mehrere Jobs nacheinander macht, schnell von A nach B muss. Dabei zu schnell fährt und dann vielleicht den Führerschein verliert, den er braucht. Ein kleiner Fall, der aber beschreibt, was gesellschaftlich auf uns zukommt.
  • Als Gewerkschaftsjugend seid ihr globalisierungskritisch. Müsste es nicht für einige der Mitglieder heißen: Gegen Globalisierung – auf nach Heiligendamm, zu den Protesten?
Für uns als Polizei ist das natürlich neben den jährlichen Castor-Transporten das herausragende Ereignis im Jahr 2007. Ich verrate sicherlich kein Geheimnis, dass nach aktuellem Planungsstand bis zu 12.000 zumeist junge Kolleginnen und Kollegen für den reibungslosen Ablauf der Konferenz sorgen. Als Junge Gruppe in der Gewerkschaft betreuen wir sie besonders, weil sie über mehrere Tage in Sammelunterkünften bleiben müssen. Da werden mal Ersatzzahnbürsten besorgt oder ein Capuccino vorbeigebracht.
  • Die Gewerkschaftsjugend der Polizei wird also nur dienstlich dabei sein?
Die meisten schon, aber einige unserer Aktiven werden wohl auch auf Seiten der DGB- Jugend präsent sein, entsprechend ihrer persönlichen Auffassung.
  • Dann steht sich auf beiden Seiten – Sicherheit und Protest – die Gewerkschaftsjugend gegenüber.
Als Polizei müssen wir unseren verfassungsmäßigen Auftrag ausführen und die Veranstaltung ermöglichen. Das heißt aber nicht, dass wir mit dem, was da passiert, inhaltlich übereinstimmen. Das machen wir als Jugend der Gewerkschaft der Polizei deutlich – etwa in gemeinsamen Broschüren mit der DGB-Jugend.
  • Aber was passiert, wenn junge Leute aus der GdP, die dienstlich da sind, direkt auf andere aus der Gewerkschaft treffen, die den Gipfel verhindern wollen?
Beide Seiten sollen und werden ihren Job machen. Und sich an die Regeln halten, die wir alle gemeinsam und gesellschaftlich getroffen haben – und das gilt natürlich für beide Seiten.
  • Auf welcher wirst du stehen?
Ich bleibe in Niedersachsen – dienstlich! Müsste ich nicht arbeiten, würde ich sicherlich bei den GdP-Betreuungsteams mitmachen und die eingesetzten Kolleginnen und Kollegen unterstützen.
  • Auf beiden Seiten?
Vielleicht, wahrscheinlich jedoch eher bei den GdP-Mitgliedern, die als Polizistinnen und Polizisten im Dienst sind. Aber noch mal: Das ist keine Absage an die Inhalte der Proteste.

Sascha Göritz ist Bundesjugendvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
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