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Umzug geplatzt! Bundespolizei bleibt in miesen Räumen

MÜNSTER Der Umzug der Bundespolizei in Münster ist geplatzt. Der Plan, die in verschiedenen Gebäuden verteilten rund 300 Mitarbeiter in neuen Räumen an einem Standort zu konzentrieren, wurde verworfen. Der Grund: Die Einsparungen im Bundeshaushalt ließen keine Anmietung neuer Räume zu, so ein Sprecher der Bundespolizei in Potsdam. (Quelle: Münsterische Zeitung, Ralf Heimann)

[caption id="attachment_3267" align="alignnone" width="449" caption="Gewerkschafter Jürgen Gerdes ist sauer über den geplatzten Umzug. (Foto: Ralf Heimann)"]Gewerkschafter Jürgen Gerdes ist sauer über den geplatzten Umzug. (Foto: Ralf Heimann)[/caption]

Wenn Jürgen Gerdes von der Gewerkschaft der Polizei die Frage beantworten soll, woran es denn fehle bei der Bundespolizei in Münster, sagt er: „Fangen wir bei der Wache im Bahnhof an.“ Dann holt er eine handgeschriebene Liste hervor und beginnt zu lesen.

„Die Wache ist in einem ehemaligen Radschuppen. Das Wasser kommt aus der Wand. Der Keller ist voller Ungeziefer.“ Zwölf Kollegen seien dort 24 Stunden im Dienst. 365 Tage im Jahr. Auf 114 Quadratmetern. Was Gerdes über den Hauptsitz in einem Hinterhof an der Schaumburgstraße zu sagen hat, klingt nicht unbedingt besser. „Die Fliesen fallen von den Wänden. Die Frauen müssen in die Männerumkleide. 50 bis 60 Mitarbeiter teilen sich drei veraltete Duschen.“ Im Grunde fehle es an allem, sagt er.

Misere sollte enden

Die Misere sollte in diesem Jahr enden. Die Bundespolizei plante ihren Umzug. Ein Gebäude war schon gefunden, die ehemalige Bundesbahndirektion am Hauptbahnhof. Die 300 Mitarbeiter hätten dort auf zwei Etagen genügend Platz gehabt.

Dann kam der 6. Mai. Dr. Michael Frehse, Vizepräsident des Bundespolizeipräsidiums, besuchte die Baracke in der Schaumburgstraße. Und als ein Mitarbeiter fragte, was denn mit dem Umzug sei, habe er geantwortet, der sei vom Tisch, weil nicht bezahlbar, erinnert sich Gerdes. Eine Sprecherin der Bundespolizei-Direktion St. Augustin kann sich nicht vorstellen, dass Frehse das gesagt hat. Ein Sprecher der Bundespolizei in Potsdam beantwortet zwar nicht die Frage, was Frehse gesagt habe, aber er schickt eine Stellungnahme, in der es heißt: „Aufgrund der aktuellen Haushaltseinsparungen kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Anmietung eines neuen Dienstgebäudes für die Bundespolizeiinspektion Münster erfolgen.“ Auch Geld für Benzin fehlt

Im Büro von Jürgen Gerdes hängt an der Wand neben einer Kinderzeichnung ein Infoblatt mit der gefetteten Frage: „Ist die Bundespolizei pleite?“ Und wenn man ihm eine Weile zuhört, klingt die Frage gar nicht so abwegig. Schon im April sei absehbar gewesen, dass das Geld für Benzin nicht bis zum Jahresende reichen werde. Es gebe jetzt Kilometerbeschränkungen. Und was, wenn die Bundespolizei zum Einsatz muss, obwohl kein Geld mehr da ist? Gerdes zuckt mit den Schultern.

Die Bundespolizei spüre, dass die Bundesregierung für die Verluste in der Finanzkrise aufkomme und Milliarden für die Griechenland-Rettung hingeblättert habe. „Wir sind die, die es jetzt trifft“, sagt er. Weil die Regierung spare, müsse die Behörde kurzfristig auf 35 Millionen Euro verzichten. Drei Millionen für jede Bundespolizei-Direktion. Drei Millionen, die den Umzug verhindern. Aurelis-Pläne durchkreuzt Die Eigentümerin des alten Bundesbahn-Gebäudes, die Immobiliengesellschaft Aurelis, hofft weiter, dass die Bundespolizei es sich noch anders überlegt. Bis Juni werde man warten, sagt Sprecher Dirk Dratsdrummer. Aber vermutlich wird man die Tür noch länger offen halten. Einen verlässlicheren Mieter als eine Bundesbehörde gibt es kaum. Aurelis wollte elf Millionen in das Gebäude investieren. Mit der Absage wird das nicht mehr möglich sein. Aber es bleibe bei einer Investition von mehreren Millionen, sagt Dratsdrummer. Noch in diesem Monat will die Gesellschaft die Pläne vorstellen. Brief an Polenz Jürgen Gerdes hat am Freitag einen Brief an den CDU-Politiker Ruprecht Polenz geschrieben, der sich schon oft für die Bundespolizei eingesetzt hat. In dem Brief zitiert Gerdes Angela Merkel, die bei ihrer Rede zum 60-jährigen Bestehen der Bundespolizei gesagt hat, eine gute Ausrüstung sei die Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit. „Diese Lippenbekenntnisse – das ärgert mich am meisten“, sagt Gerdes. Polenz hat noch nicht geantwortet, aber Gerdes rechnet damit, dass er es tun wird. Polenz war schon mehrmals in der Schaumburgstraße. Bei seinem letzten Besuch hat man ihm gesagt, beim nächsten werde man ihn in einem neuen Gebäude begrüßen. Wenn man das halten will, kann Ruprecht Polenz vorerst nicht mehr zu Besuch kommen. Westfälische Nachrichten

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